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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
Autoren: Francesca de Montagna
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aufging.
    „Olivia!“, rief die Arzthelferin, „Geh einfach rein, der Doktor erwartet Dich!“ Der Doktor streckte mir seine Hand hin. „Setz Dich!“, forderte er mich freundlich auf, wobei er mich von oben bis unten wohlwollend musterte. „Du siehst gesund und munter aus, wo fehlst denn?“ Nachdem ich alle seine Fragen nach dem wie, wo und wann beantwortet hatte, rief er seine Arzthelferin herein. „Machen Sie bitte mit Olivia einen Schwangerschaftstest.“ Vollkommen irritiert nahm ich das Testpapierchen in Empfang und stolperte ins Bad. „Unmöglich, ich kann nicht schwanger sein. Ist sicher nur eine Vorsichtsmaßnahme vom Doktor“, beruhigte ich mich. Beim Verlassen der Toilette überreichte ich der Schwester den Streifen und nahm im Wartezimmer Platz, das sich inzwischen gefüllt hatte. Nach ein paar Minuten bat mich der Doktor in sein Sprechzimmer. Mit einem strahlenden Lächeln und ausgestreckten Händen kam er auf mich zu: „Herzlichen Glückwunsch, Olivia, Du wirst Mama! Damit haben wir den Übeltäter entlarvt. Wer ist denn der glückliche Papa, kenne ich ihn?“ Einen Moment saß ich völlig entgeistert da. Mühsam versuchte ich eine aufsteigende Panik zu unterdrücken. Mein Herzschlag setzte aus. Ich hatte seine Worte noch nicht ganz verinnerlicht, als ich langsam nach hinten kippte. Gerade so eben fing mich die Arzthelferin auf und legte mich auf die Liege. „Trink das, dann geht es Dir gleich wieder besser“, murmelte sie und hielt mir ein Glas eisgekühltes Wasser an den Mund. Sie half mir, mich aufzusetzen. „Wie fühlst Du Dich?“, fragte sie ganz verstört. „Bleib sitzen, ich hole den Doktor.“ Kaum gesagt, rauschte er schon herein. „Aber, aber, kleine Lady, das ist doch ein Grund zur Freude!“, legte väterlich seinen Arm um meine Schultern und drückte mir einen Zettel mit den nächsten Untersuchungsterminen in die Hand.
    Noch ganz benommen von der „freudigen Nachricht“ holte ich tief Luft, erhob mich und stützte mich an der Liege ab. Meine Kehle und mein Mund waren staubtrocken. Mit bebenden Lippen fragte ich ihn: „Irrtum möglich?“ Freundlich tätschelte er meine Wange und schüttelte verneinend den Kopf. „Viel Glück!“, rief er noch hinter mir her, während die Welt um mich herum zusammenbrach.
    Im Wartezimmer mühte ich mich mit meinem Seidenjackett ab. Endlich hatte ich die Ärmel gefunden und schlüpfte hinein, schnappte meine kleine Umhängetasche und verließ mit tränenverschleiertem Blick die Praxis. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie ich aus der Praxis gekommen bin. Kopflos trottete ich Düsseldorfs Prachtallee entlang und versuchte zu verstehen, was passiert war. „Ich bin schwanger?“ Wie angewurzelt bleibe ich einen Moment stehen und versuche zu verdauen, was mir der Doktor gerade gesagt hatte. SCHWANGER? EIN BABY? Mein Herz zog sich zusammen, was sollte nun werden, was sollte ich machen?
    Es herrschte eine mörderische Hitze. Anfang August, ca. achtundzwanzig Grad im Schatten. Ohrenbetäubendes Hupen schreckte mich auf. Ohne es zu bemerken, war ich bei Rot auf die Straße getreten. Blindlings stolperte ich weiter. Ich sah nicht die verwunderten Blicke der anderen Leute, die Hektik um mich herum, die vorbeihastenden Menschen, die mir neugierige Blicke zuwarfen, es war mir auch egal. Die Tische vor den Straßencafés auf der Kö waren besetzt, kein einziger Stuhl mehr frei. Ich roch den frisch gerösteten Kaffee, die Pommes und das Mittagessen. Eine Welle der Übelkeit stieg in mir hoch. Ein bitterer Gallengeschmack - Brech-Alarm: „Wohin nur, wohin?“ Fieberhaft blickte ich mich um. Kein Baum, kein Strauch - Toilette suchen? Dazu reichte die Zeit nicht mehr. Mit einem heftigen Ruck riss ich mir den Seidenblazer von der Schulter, den ich frühmorgens über meine Leinenhose gezogen hatte, hielt ihn vor den Mund und kotzte alles, was raus wollte, hinein. Bedauernd warf ich das teure Stück anschließend in den nächsten Abfallkorb. Schade drum. Er war nicht mehr zu gebrauchen. Tapfer bemühte ich mich um Fassung. Die stickige Luft schnürte mir den Hals zu. „Schwanger?“ Schwankend setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich stolperte, haltlos griff ich in die Luft. Bevor ich hinfallen konnte, ergriff jemand meinen Arm und führte mich zu seinem Tisch. Kraftlos fiel ich auf den Stuhl, den man mir unterschob. „Kann ich Ihnen helfen? fragte mich eine ausländische, männliche Stimme, die an meinem Ohr vorbei rauschte. „Kaffee, eine
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