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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
Autoren: Francesca de Montagna
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gesagt, mein Denken und Trachten bestand nur noch aus Arnfried. Es waren unbeschwerte, herrliche Zeiten.
    Die erste Zeit beschwerten sich meine Freunde noch, dass ich sie aufs Sträflichste vernachlässigte, gaben es aber bald auf, weil ich nur noch auf Arnfried wartete. Abend für Abend. Die Wochenenden, an denen er keine Zeit hatte, waren die schlimmsten. Endlos zogen sie sich hin. Ich konnte kaum noch schlafen, von Essen ganz zu schweigen. Begeistert begrüßte ich jeden Montagmorgen; denn wochentags würde ich ja Arnfried wiedersehen. Zwar kam es hin und wieder auch mal vor, dass er samstags oder sonntags Zeit hatte und bei mir übernachtete. Das war dann für mich wie Weihnachten.
    Nun war einmal wieder Geduld gefragt. Arnfried war auf Geschäftsreise. Kein Telefonanruf, nichts. Ich schlief schlecht. Lange vor der Dämmerung wachte ich auf, schlich in die Küche und trank ein Glas warme Milch mit Honig. Das, so hatte meine Mutter immer gesagt, beruhige die Nerven. Sie muss eine andere Milch verwendet haben, denn ich war nach wie vor das reinste Nervenbündel, und meine Gemütslage war von einer Depression nicht allzu weit entfernt.
    Das Läuten des Handys riss mich aus meinen Grübeleien. Mit zitternden Händen drückte ich „Annehmen“. Tessas Stimme drang durch die Leitung. Bevor sie irgendetwas sagen konnte, brüllte ich los: „Leg auf, ich erwarte einen dringenden Anruf von Arnfried!“ und dann kappte ich das Gespräch. Zwei Minuten später kam endlich der erlösende Anruf, seine vertraute, leicht rauchige Stimme. ER war zurück!
    Gleich werde ich ihn wiedersehen, nach endlosen 8 Tagen. „Ob ich ihm wohl gefehlt habe?“ Wahrscheinlich nicht so sehr, wie er mir. Ich haste ins Bad, überprüfe mein Aussehen und schon klingelt es.
    „Du hast mir so gefehlt“, murmele ich in seinem Arm, „die letzten Tage waren die Hölle!“ Ich spüre, dass irgendetwas nicht stimmt. Er ist angespannt. „Was ist los“ frage ich ihn, als ich seine verdüsterte Miene betrachte. „Ich habe keine guten Nachrichten, ich muss morgen schon wieder fort!“ Ich setze einen Schmollmund auf. „Wir sehen uns immer weniger, Du hast kaum noch Zeit für mich.“ Er weiß nicht so recht, was er darauf erwidern soll. „Leider ist es so. Aber ich habe noch nicht einmal genug Zeit für mich. Meine Arbeit beschäftigt mich rund um die Uhr. Sorry, es tut mir leid.“ Tröstend nimmt er mich in den Arm, haucht einen Kuss auf meine Stirn, verabschiedet sich mit einem „bis zum nächsten Mal!“ und verlässt meine Wohnung. Ich sehe ihm mit einem finsteren Blick nach. Was soll ich davon halten?
    So ganz allmählich, zuerst unbemerkt, dann immer schneller, schlich sich der graue Alltag ein.

Düsseldorf
    Es ist mal wieder Wochenende. Ich hasste Samstage und ebenso Sonntage. Schon als Kind habe ich diese Tage immer verabscheut. Heute ist mal wieder so ein vermiester Samstag. Es ist kurz vor fünfzehn Uhr und für den Sommertag bereits ungewöhnlich dunkel. Die Schwüle ist unerträglich. Jede Ecke und jeder Winkel sind aufgeheizt. Ein paar ziemlich kräftige Böen fegen durch die Straßen und kündigen ein bevorstehendes Unwetter an. Endlich kommt die Erlösung. Ein krachendes Gewitter, begleitet von lauten Donnerschlägen und wild zuckenden Blitzen, entlädt sich über der Stadt. Große, schwere Regentropfen prasseln mit ungeheurer Kraft nieder. Es schüttet wie aus Kübeln. Ganz Düsseldorf scheint in einem Wolkenbruch zu versinken. Der Himmel besteht nur noch aus geballten, blauschwarzen Wolken. Innerhalb von Sekunden bilden sich auf den Fahrbahnen riesige Pfützen. Die Häuser sind kaum mehr im dunstigen Nebelschleier zu erkennen, den der Wind mit unverminderter Wucht vor sich hertreibt. Die Straßen sind menschenleer. Selbst die Hunde haben sich in irgendeinem Schlupfwinkel verkrochen.
    Ich kauerte mich einen Sessel gekauert, zog die Beine an und schloss die Augen. Ich versuchte zu meditieren. Ein Geräusch störte mich. Irgendetwas kratzte draußen auf dem Fensterbrett herum. Müde setzte ich mich auf, zog die Gardine beiseite und starrte hinaus. Ein kleiner Sperling saß zitternd vor dem Fenster und suchte Schutz vor dem Platzregen. Erschreckt sah er mich an, dann flatterte er von dannen.
    Seit Stunden goss es unaufhörlich. Es herrschte eine beklemmende Ruhe, die mir auf die Nerven ging. Lauschend hob ich den Kopf. Von draußen hörte man nur das gleichmäßige und eintönige „tropf, tropf, tropf“ der überlaufenden Rinne und
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