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Auf Umwegen ins Herz

Auf Umwegen ins Herz

Titel: Auf Umwegen ins Herz
Autoren: Sarah Saxx
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Konzentration.
    Ich musterte ihn das erste Mal genauer und stellte fest, dass er nicht viel besser aussah als ich – und das wollte was heißen. Abwartend lehnte ich mich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust. Als von Julian immer noch keine Reaktion kam, beschloss ich, ihn mit einem Räuspern und einem „Also …?“ darauf aufmerksam zu machen, dass er mir noch eine Erklärung schuldig war.
    Er starrte immer noch seine Cola an, als wollte er sein Glas per Hypnose dazu bringen, an seiner Stelle zu antworten. Doch dann atmete er tief durch und begann zu sprechen.
    „Jana, … während dem Kletterwochenende vor zwei Wochen hab ich nur von dir gesprochen. Thomas und Ben bin ich damit gehörig auf die Nerven gegangen. Als ich am Sonntag deinen Post gelesen hab, vermisste ich dich … mehr denn je. Da hatten die beiden endgültig die Schnauze voll von mir und meinem ewigen ‚Jana hier, Jana dort’. Also beschlossen wir, früher aufzubrechen.“ Er trank einen Schluck Cola, dann wandte er sich mir zu.
    „Ich freute mich so auf dein überraschtes Gesicht, wenn ich bereits am Nachmittag vor deiner Tür stehen würde. Ich war nur kurz in meiner Wohnung, lud meine Sachen ab und duschte. Ich war so aufgeregt, war so gespannt auf dein Gesicht, wenn du mir die Tür öffnen und mich sehen würdest. Als ich hier ankam, verließ zum Glück gerade jemand das Gebäude, und ich brauchte nicht bei dir zu klingeln. Mein Plan war, vor deiner Tür zu stehen und anzuklopfen. Ich hatte sogar Blumen mit.“
    Julian versuchte es mit einem schüchternen Lächeln. Doch als ich darauf nicht reagierte, fuhr er fort: „Deine Wohnungstür stand offen und …“
    Meine Tür … war offen …? Oh nein, das hatte er gesehen?!
    „… ich sah, wie ein Mann gerade deine Wohnung verließ. Bevor er auf den Aufzug zusteuerte, wo ich stand, lehnte er sich noch einmal zu dir und gab dir einen Kuss. Er zog im Gehen seinen Hosenschlitz zu, und ich konnte seine noch schweißnasse Stirn sehen.“
    Ich konnte förmlich fühlen, wie ich immer blasser wurde … Oh mein Gott! Was hatte dieser Vollidiot Georg angerichtet?
    „Er zwinkerte mir zu, dann flüsterte er, du wärst eine echte Granate im Bett … und er könne sich wirklich glücklich schätzen, so eine wie dich vögeln zu dürfen. Jana, ich … am liebsten hätte ich ihm seine hässliche Visage poliert. Hast du die leiseste Ahnung, wie ich mich in dem Moment gefühlt habe, Jana?“
    Fassungslos starrte ich in Julians Gesicht und hatte das Bild vor Augen, das er damals gesehen haben musste. Mir stiegen Tränen auf, die ich wegzublinzeln versuchte. Ich wollte ihn nicht so verschwommen sehen, ich wollte ihn klar und deutlich vor mir haben. Ich ergriff seine Hand, was er glücklicherweise zuließ.
    „Und du hast ihm das wirklich geglaubt? Wieso nur? Hast du denn gar kein Vertrauen zu mir?“ Eigentlich war ich wütend darüber, aber andererseits wollte ich das jetzt ein für alle Mal klären.
    „Julian, du darfst ihm das nicht glauben! Das war Georg, mein Ex. Er kam an dem Nachmittag einfach in meine Wohnung und flehte mich an, ihn wieder zurückzunehmen. Ich hatte solche Angst, und er war so widerlich!“ Bei dem Gedanken an Georg schüttelte es mich.
    „Ich wollte ihn aus meiner Wohnung werfen, was nicht so einfach war. Erst nach einer Weile hat er verstanden, dass es endgültig aus ist. Ich war heilfroh, als er endlich weg war. Er hat mich ein ganzes Jahr lang verarscht und angelogen. Als ich erfuhr, dass er verheiratet ist, beendete ich sofort das Verhältnis. Damit kam er offensichtlich nicht zurecht. Hätte ich dich damals im Gang gesehen, hätte ich sofort das Missverständnis aufklären können und …“
    Meine Stimme versagte, als mir das Ausmaß des unglücklichen Zusammentreffens der beiden Männer bewusst wurde. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen. Julian nahm mich in den Arm und hielt mich einfach nur fest. Ich schmiegte mich an ihn, mein Gesicht an seinem T-Shirt, und sog seinen Duft ein, den ich so sehr vermisst hatte.
    „Ich weiß inzwischen alles … von meiner Schwester.“
    „Lena?“ Ich hob den Kopf und sah ihn ungläubig an.
    Er lächelte. „Natürlich, wer denn sonst?“
    „Ich … weiß nicht. Und woher … Marco?“
    „Genau. Und der hat es von Isa.“ Wieder dieses Schmunzeln, das es rezeptfrei in der Apotheke als Allheilmittel geben sollte.
    Julian holte tief Luft, bevor er zu erzählen begann. „Ich hab mich zurückgezogen und in Selbstmitleid gesuhlt.
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