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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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den Park transportiert.

    Der Hausherr ließ die Übung natürlich an dem Flügel der Burg durchführen, den er selbst bewohnte. Doch das sollte sich rächen. Es wurden Trupps gebildet, die jeweils einem Lehrer unterstanden. Einer leitete den „Wassertrupp“. Er hatte die Aufgabe, im Ernstfall mit dem endlos langen Ansaugschlauch der Spritze an den Kappellsee hinunterzurennen und den Filterkorb ins Wasser zu hängen. „Rolle“, der Sportlehrer, leitete den „Einreißtrupp“, dem die nicht ungefährliche Aufgabe zufiel, mit Spitzhacken Mauern einzureißen, die der Spritze im Weg standen. Der Musiklehrer „Gießkanne“ war mit seinem Trupp für die Rettung von Personen und Hausrat verantwortlich, während Doktor Waldmann die „Gärtner“ befehligte, die mit Sandschäufelchen einer Ausbreitung des Feuers vorzubeugen hatten. Die „Spritze“ aber unterstand dem Rex und Mauersäge selbst.
    Nachdem alles eingeteilt war und jeder auf seinem Posten stand, verkündete Mauersäge: „Ich werde jetzt... ks... hineingehen und ,Feuer’ schreien, dann beginnt ihr mit der Rettung.“ Sprach’s und ging davon.
    „Ob er schon ahnt, dass er den Ölmantel braucht?“ sagte Dampfwalze, ihm nachschauend. Dampfwalze bediente nämlich den Spritzschlauch und war somit „der Mann am Drücker“, während Stephan und Ottokar den großen Hebelarm der Pumpe betätigten.
    Da kam der Rex: „Mach’s nicht zu toll“, sagte er in weiser Vorahnung.
    „Feuer“, krächzte es da aus einem Fenster des gräflichen Flügels, „Feuer.“
    „Feuer“, gab der Rex weiter.
    Ein Witzbold antwortete: „Bedaure, ich habe kein Feuer.“ Der Wassertrupp raste zum See hinunter. „Noch nicht“, herrschte Doktor Waldmann die Gärtner an, die eifrig Kies in die wohlgepflegten Rosenbeete schippten, „ihr wisst ja noch gar nicht, wo’s brennt.“
    „Es brennt ja auch nicht“, versetzte Mücke, der klein, aber sehr schlagfertig war, postwendend.
    „Eben, es ist ja schließlich eine Übung, da darf man doch nur so tun als ob.“
    „Als ob was?“
    „Na, als ob’s brennt!“ herrschte ihn der Doktor an. Darauf begannen sie mit ihren Schäufelchen ganz albern in der Luft herumzufuchteln und mussten furchtbar lachen.
    Auch „Rolle“ hatte Mühe, seinen „Einreißtrupp“ zu bändigen.
    „Drin!“ schrie der Wassertrupp vom Bootssteg herauf. Stephan und Ottokar setzten den Hebel in Bewegung.
    „Bis jetzt kommt nur heiße Luft“, sagte Dampfwalze und hielt die Hand vor das Spundloch.
    Mauersäge, der unbewegt wie der Fliegende Holländer am Fenster gestanden hatte, wurde langsam unruhig: „Was ist... ks, wo bleibt das Wasser? Ich könnte ja längst verbrannt sein!“ schrie er, so laut es seine morschen Stimmbänder erlaubten.
    „Kommt gleich“, rief Stephan hinauf, und mehr zum Spaß fügte er noch hinzu: „Dampfwalze hat eben eine lange Leitung.“ Doch schon bedauerte er die Äußerung wieder.
    „Au warte!“ zischte der Verspottete, der in diesem Punkt gar keinen Humor hatte, weil das mit der langen Leitung tatsächlich stimmte.
    „Du verstehst auch keinen Spaß“, brummte Ottokar dazwischen. Aber er konnte nicht verhindern, dass der alte Zwist zwischen Dampfwalze und Stephan wieder aufgeflammt war.
    Da ließ ein dumpfes Krachen vom Erker des gräflichen Wohnzimmers her alle herumfahren. Einige Schüler hatten inzwischen eine Leiter angelegt und retteten auf eigene Faust die Möbel, indem sie Stühle und Tisch darauf herunterrutschen ließen.
    „Seid ihr denn wahnsinnig“, schrie Gießkanne, der Musiklehrer, und fuhr dazwischen. Jetzt wurde in der Pumpe ein lautes Zischen hörbar, die Tanks füllten sich mit Wasser.
    „Achtung, Dampfwalze“, rief Ottokar. Mauersäge stand noch immer am Fenster. Stephan und Ottokar pumpten aus Leibeskräften. Am Schlauchende gab es ein gurgelndes Geräusch, doch Dampfwalze, der in dem allgemeinen Gejohle Ottokars Warnung nicht verstanden hatte, drehte sich um, die Mündung noch immer auf das Fenster gerichtet.
    „Was?“ fragte er. Da gab es einen Ruck in dem Schlauch, und ein scharfer Wasserstrahl schwappte, gleich einem schweren Brecher, den „Fliegenden Holländer“ vom Fenster weg. Stephan und Ottokar pumpten wie Galeerensträflinge.

    Der Rex bemerkte die Katastrophe als erster. „Dreh den Schlauch weg“, brüllte er dazwischen, aber Dampfwalze, von dem plötzlichen Wasserdruck wohl selber erschrocken, merkte nicht, dass er damit gemeint war.
    „Den Schlauch weg, sag ich“,
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