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Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Auf Schreckenstein geht's lustig zu

Titel: Auf Schreckenstein geht's lustig zu
Autoren: Oliver Hassencamp
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werden, auf dem Stephan und Ottokar sie verschlossen hatten.
    Mit der Sicherheit von Nachtwandlern fanden sie auch zur Bucht, und noch beim Zurückrudern wirkte die Freude über den gelungenen Streich nach: Sie kamen schon nach 4702 Schlägen drüben an. „Na endlich!“ tönte ihnen eine Männerstimme aus der Dunkelheit entgegen. „Ich habe mir schon größte Sorgen gemacht.“ Es war der Doktor, der zähneklappernd am Steg stand.
    „Ist alles in Ordnung“, beruhigte ihn Stephan, um einer direkten Frage nach dem Grund für das lange Ausbleiben auszuweichen.
    Aber Doktor Waldmann blieb eisern. „Wieso hat denn das so lange gedauert, es ist immerhin jetzt zwei Uhr.“
    „Wir sind froh, dass wir überhaupt wieder hergefunden haben“, parierte Ottokar, indem er die Sache ins Lächerliche zog. „Wir hatten rein gar nichts von der Landschaft.“
    „Red jetzt nicht, marsch ins Bett!“ schnitt ihm der Doktor das Wort ab. „Und seid leise, dass euch der Rex... äh, Direktor Meyer nicht erwischt.“
     
     
     

„Mauersäge“ schreit „Feuer“
     
    „Ihr habt ja gestern ziemlich lange gefeiert“, sagte Walter, der Jüngste im Zimmer, als Stephan und Ottokar am nächsten Morgen kaum aus den Federn kamen.
    „Du solltest schlafen und nicht auf uns warten“, schnitt ihm Stephan das Wort ab.
    Ansonsten ging alles gut. Stephan und Ottokar machten zwar im Unterricht nicht gerade den frischesten Eindruck, aber das taten sie sonst auch nicht, und so fiel niemandem etwas auf. Nur einmal wurden sie hellwach; in der Geschichtsstunde, als der Rex über die Seeschlacht bei Salamis berichtete: „Bis heute bleibt ungeklärt, wie es den Griechen mit ihren kleinen Schiffen gelang, ohne jegliche Navigationsinstrumente auch bei Nacht Kurs zu halten.“
    „Na, du oller Grieche!“ flüsterte Stephan seinem Freund zu. Aber das Datum der Schlacht: 480 vor Christus, sollten sie von nun an nicht mehr vergessen.
    Der Tag schien überhaupt dem Wasser gewidmet zu sein, denn nach dem Essen verkündete der Rex: „Heute Nachmittag fällt der Sport aus. Unser Hausherr, Graf Schreckenstein, wünscht für den Ernstfall eine Schulfeuerwehr. Er stellt seinen Spritzenwagen zur Verfügung und nimmt selbst an der Übung teil.“ Ein schallendes Gelächter brach aus.
    „Ich weiß nicht, was daran so komisch sein soll“, fuhr er fort, hatte aber wohl selbst einige Mühe, ernst zu bleiben.
    Eine Feuerwehrübung mit Graf Schreckenstein als Hauptmann, das war die Sensation!
    Alle mussten feste Schuhe anziehen und auf dem Burghof antreten.
    „Da kommen sie“, sagte Walter plötzlich und hielt sich das Taschentuch vor den Mund. Alle schauten in die angedeutete Richtung und mussten sich schleunigst in irgend etwas hineinbeißen, um nicht laut herauszuplatzen. Der Rex trug Gummistiefel und eine Lederjacke, aber der Hausherr, Graf Schreckenstein, an seiner Seite sah einfach unbeschreiblich aus. Er hatte einen viel zu großen Ölmantel an und einen Südwester tief in die Stirn gezogen, unter dem die riesige Nase, der er den Spitznamen „Mauersäge“ verdankte, wie ein Büchsenöffner herausschaute. Seine Füße steckten in vorsintflutlichen Schnürstiefeln, und in der Hand hielt er einen Spazierstock mit silbernem Knauf.
    „Wie Graf Bobby auf Minensuche“, bemerkte „Dampfwalze“ treffend.

    „Tach, Jungs!“ begann der Hausherr forsch, worauf ihm ein vielstimmiges: „Morjen, Chef!“ entgegenscholl. Der Rex drehte sich auf dem Absatz um und tat so, als suche er etwas am Boden. Auch mit seiner Beherrschung war es vorbei.
    „Mauersäges“ Schrecksekunde über die unerwartete Begrüßung dauerte lange. Doch dann ging es los: „Ihr wisst, weswegen wir... ks... weswegen wir hier sind. Zunächst brauche ich vier... ks... kräftige Jungen für die Spritze. Stephan, Ottokar, Walter und du“, damit deutete er auf „Dampfwalze“ und winkte den Aufgerufenen, ihm zu folgen. Er zog einen großen Schlüssel aus der Tasche und schritt auf das schwere Eisentor des Burgfrieds zu.
    „Oje“, entfuhr es Stephan halblaut, als er den schweren Türflügel zurückschob und die Sonne auf den „Feuerwehrwagen“ fiel.
    „Diese Feuerspritze“, begann Mauersäge, „wurde auf Wunsch meines Ur-Ur-Ur... ks... im Jahre Siebzehnhundertund... ks... erbaut und hat seitdem dreimal die Burg gerettet.“
    „Hm, war auch als Fremdenführer nicht schlecht“, kommentierte Ottokar die gräfliche Rede. Mit Hilfe aller wurde das ächzende und quietschende Gefährt in
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