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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung
Autoren: Burk Michael
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Stunde Aufschub duldet.« Vacas goß sich Wasser nach und schüttete es wie ein Verdurstender in sich hinein.
    »In welcher Klinik sind Mißstände aufgetreten?« Rocha entschloß sich zur Offensive. Je schneller er hier wieder heraus war, desto schneller konnte er wieder seiner Arbeit nachgehen.
    »Es handelt sich nicht um Mißstände, Compañero Berto«, wehrte Vacas ab und unterrichtete Rocha dann mit verschwörerischer Stimme von seinem Vorhaben.
    Roberto Rocha hörte skeptisch zu, und als Vacas geendet hatte, sah er ihn mit festem Blick an. »Warum ich? Es gibt bessere Krebsexperten.«
    »Es gibt keinen anderen, Compañero Berto«, beschwichtigte ihn Vacas, »ich bin genau informiert«, und setzte eindringlich hinzu: »Du warst als einziger von uns beim letzten Kongreß in Moskau.« Als Rocha nicht darauf reagierte, sagte er mit breitem, unsicherem Lächeln: »Auch eine schlechte Ernte bringt noch Gewinn.«
    »Der Vergleich hinkt, Compañero Telesphoro«, sagte Rocha betont ernst mit seiner angenehm vollen Stimme, »denn du verlangst von mir nicht die Garantie für die nächste Ernte, sondern die Garantie für ein Wunder.«
    »De acuerdo«, stimmte Vacas ihm zu und schränkte im gleichen Atemzug ein: »Nicht die Garantie, Compañero, nur die maximale Hilfestellung.«
    »Moskau hat nichts entscheidend Neues ergeben.« Rocha blieb beharrlich.
    »Ich komme nicht mit leeren Händen«, sagte Vacas und beugte sich über den Tisch, »ich habe vorgearbeitet. Du sollst nur die Ware prüfen. Ist das zuviel verlangt?« Sein Blick war stechend.
    Rocha zögerte. Ihm war die Angelegenheit nicht geheuer. Abgesehen davon, daß sie ihn gewiß wertvolle Zeit kosten würde. Er sagte unmißverständlich: »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Ich will das Maximale«, sagte Vacas betont, »verstehst du, Compañero, nur das Maximale.«
    »Hast du Feuer?« Rocha zog ein Päckchen Zigaretten aus der Brusttasche seines Hemdes.
    Vacas sah ihm an, daß er scharf nachdachte. Er schob ihm das Streichholzheft zu. »Wie wär's mit einer Cazadores?« Er griff nach dem Etui, das auf der zweiten Ebene des Dumb Waiters lag.
    Rocha hob abwehrend die Hände. »Zigarren nicht vor dem Abend.« Dann zündete er sich eine seiner billigen Populares-Zigaretten an, blies den Rauch nachdenklich von sich, und es schien, als betrachte er das Anliegen des anderen als unerfüllbar.
    Vacas biß die Spitze einer Zigarre ab, spuckte sie in seine Hand, legte sie in den Aschenbecher und zündete sich die Zigarre genüßlich an. »Stell dir vor, du wärst verheiratet. Würdest du es für deine Frau tun?«
    »Ich bin aber nicht verheiratet«, antwortete Rocha abweisend.
    »Also würdest du es für deine Frau tun«, stellte Vacas kurz fest.
    »Die Kliniken bringen jeden Tag neue Probleme – diese Verantwortung genügt mir völlig.« Rocha klopfte ärgerlich die Asche der Zigarette ab. Für ihn war das Gespräch beendet. Er stand auf.
    »Ist unser Präsident dir weniger wert, als es deine Frau sein würde?« Vacas schleuderte ihm die Worte geradezu entgegen.
    Rocha spürte unbehaglich, daß Vacas sein Vorhaben um jeden Preis durchsetzen würde. Er versuchte eine letzte Ausflucht. »Bei mir fallen momentan elf Erste Ärzte aus.«
    »Unser Nachwuchs ist ausgezeichnet«, entgegnete Vacas ungerührt.
    »In drei Tagen beginnt in Manzanilla ein Kongreß, dem ich vorstehe.«
    »Ich werde mich persönlich darum bemühen, daß du gut vertreten wirst.«
    Die Blicke der beiden Männer fraßen sich ineinander. Roberto stand hoch aufgerichtet und starrte über den Tisch hinweg auf Telesphoro Vacas hinunter, als kämpfe er mit sich, nicht einfach wortlos die Tür hinter sich zuzuknallen.
    Vacas war sich seiner Sache sicher. Er hatte das Kinn angehoben, schaute zu dem Arzt hoch und hielt dessen Blick abgeklärt stand.
    Eine Weile schwiegen sie beide. Stille lag über dem Raum. Nur das gleichbleibende Surren der Airconditioning war zu hören.
    Dann zog Vacas betont genußvoll an der Zigarre, blies ein paar Kringel von sich und sagte entschieden: »Ich will unseren Präsidenten retten, egal, was es kostet. Ist dir das klar?« Die Worte ließen keinen Zweifel aufkommen, wie er es meinte.
    Rocha reagierte nicht. Er stand nach wie vor steif am Tisch, und die Muskeln seiner Wangen waren angespannt.
    »Ich muß dir noch ein paar Instruktionen geben.« Vacas deutete mit den Augen auf den Stuhl, den Rocha zurückgeschoben hatte, als er aufgestanden war.
    Rocha setzte sich wieder. Die
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