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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung
Autoren: Burk Michael
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Hand entgegen.
    Rocha lehnte sich zurück und beachtete ihn nicht. »Wie heißt der Mann?«
    »Monroe Moses Kahn.«
    »Wie alt?«
    »An die Siebzig.«
    »Was macht er?«
    »Er handelt mit Antiquitäten.«
    »Antiquitäten? Wie kommt er dann an Hornberger?«
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, daß er unser Mann ist.«
    »Das klingt unwahrscheinlich.«
    »Ich weiß es sicher. Absolut sicher.«
    »Und wenn alles nur Bluff ist?«
    »Mein Informant ist lupenrein.«
    »Und wenn er getäuscht wurde?« Rocha verschränkte die Arme überlegen vor der Brust.
    »Er ist zu clever. Ihn legt keiner rein.«
    »Ist er Fachmann?«
    »Er ist ein guter Mann, ein sehr guter, du kannst mir vertrauen.«
    »Also kein Fachmann. Und du willst mir einreden, er könnte nicht getäuscht werden?«
    »Verdammt noch mal, wir müssen die Sache durchziehen, egal, wie!« Vacas hob urplötzlich die Stimme an und schlug verärgert mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Eine Weile war es still im Raum.
    Dann klopfte es energisch an die Tür.
    Rocha wandte sich mißtrauisch Vacas zu, als erwarte er von ihm für das Klopfen eine Erklärung.
    Vacas beachtete ihn nicht. Er erhob sich wortlos, ging zur Tür, schloß sie auf und öffnete sie einen schmalen Spalt.
    Eine Männerstimme flüsterte ihm etwas zu, das Rocha aber nicht verstand. Dann antwortete Vacas dem anderen verschwörerisch leise: »Komm rein.«

5
    Obwohl der Ballettmeister Igor Negolescu es entschieden abgelehnt hatte, daß sie bei der Metropolitan Opera vortanzte, gab sich Jennifer Kahn mit seiner Anordnung nicht zufrieden. Beharrlich blieb sie im Büro vor ihm stehen und sah auf ihn hinunter, wie er demonstrativ in der ›Variety‹ las.
    Vor Ärger und Enttäuschung schnürte sich ihre Kehle zusammen, und sie brachte kein Wort heraus.
    Stille lag zwischen ihnen, nur vom Flur her waren die unbekümmert lauten Stimmen der Kollegen zu hören.
    Es dauerte eine Weile, dann hob Igor flüchtig den Kopf und fuhr Jennifer an: »Es gibt nichts mehr zu sagen. Mach dich fertig für 'n Step.«
    »Nein«, antwortete sie aufsässig, »ich werde die Chiarina probieren.« Sie konnte ihre Erregung nicht mehr unterdrücken und war den Tränen nahe.
    Er warf die Zeitung auf den Tisch, schob den Stuhl zurück und sah zu ihr hoch. »Manchmal ist es besser, wenn man nicht auf einer Erklärung besteht.« Seine Stimme klang jetzt abgeklärt.
    »Ich will keine Erklärung«, sagte sie gereizt, »ich will meine Chance.«
    Er wurde nachdenklich, dann begann er väterlich leise: »Du hast recht, Jenny, die Met bietet so eine Chance nicht alle Tage. Aber du mußt auch wissen, daß du dort eine Chance nur einmal bekommst. Nur ein einziges Mal. Und da mußt du die Beste sein. Deutlich die Beste. Aber nicht, weil die anderen ungenügend sind, sondern weil du eine absolute Könnerin bist.« Er wartete, ob sie etwas entgegnete, doch als sie mit zusammengebissenen Lippen schwieg, setzte er sachlich hinzu: »Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Ja«, antwortete sie kühl, »du hast mir unverblümt gesagt, daß ich mit den anderen noch nicht mithalten kann, daß du nicht an mich glaubst, daß ich noch warten soll, immer noch weiter warten, trainieren und warten …« Sie stockte, als sei es sinnlos, ihn überzeugen zu wollen, und hob unzufrieden die Schultern.
    »Das stimmt nicht«, stellte er eindringlich fest, »ich habe weder gesagt, daß du mit den anderen nicht mithalten kannst, noch daß ich nicht an dich glaube. Ich meine lediglich, daß du die Chance der Met nur wahrnehmen sollst, wenn du dir hundertprozentig sicher bist, daß du die Leland oder die Sarry ersetzen kannst.«
    Eine Pause trat ein, und ihre Blicke gingen ineinander über, voller Mißtrauen die Augen von Jennifer und geduldig die von Igor.
    »Warum traust du es mir nicht zu?« fragte sie.
    »Du bist einfach noch nicht soweit, Jenny«, erklärte er behutsam.
    »Ich möchte es genau wissen. Warum?« Sie hatte sich wieder völlig in der Gewalt, und ihre Stimme klang energisch.
    »Deine Schritte sind exakt«, wich er aus, »deine Sprünge elegant, deine Attitüden und Arabesken kommen präzise …«
    Sie unterbrach ihn ärgerlich: »Ich will keinen Honig. Ich will deine schonungslose Kritik: Warum bin ich noch nicht soweit?«
    »Hm, wie soll ich es dir sagen?« Er rückte nicht recht mit der Sprache heraus, und seine Augen flackerten.
    »Sag, was du denkst.«
    »Hm, ich denke zum Beispiel an Patti, Lauren oder Dorothy. Sie kämpfen bei jedem Schritt
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