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Auf der Suche nach Tony McKay

Auf der Suche nach Tony McKay

Titel: Auf der Suche nach Tony McKay
Autoren: Yt Genthe
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er ist eifersüchtig. Die wenigen Male, die ich Heiko zu Hause besucht habe, hat sich der Kater hinter einer Tür versteckt, um mich dann anzuspringen und in meinem Bein festzubeißen. Beim letzten Mal führte das zu einer Tetanusspritze und drei Stichen in der Notaufnahme mit anschließender Wundinfektion. Seitdem gehe ich nicht mehr zu Heiko. Anfangs dachte ich noch, der Kater hätte es nur auf mich abgesehen, ich weiß aber, dass auch Britta ihm mindestens einmal zum Opfer gefallen ist. Die besucht Heiko jetzt auch nicht mehr, so hat der Kater ihn endlich ganz für sich.
     
    Ich gieße mir ein Glas Wein ein und suche im Internet nach Methoden, mit denen man auch Schülern mit unterdurchschnittlichem IQ Pythagoras beibringen kann.
    Ich besitze ein antiquarisches Buch aus dem frühen 20.Jahrhundert, in dem ein Matheprofessor aus den USA 367 verschiedene Beweise für a ² + b² = c² erbracht hat. Tatsächlich gibt es aber noch viel mehr. Wie kann es also angehen, dass etwas für das es eine große Zahl an Beweisen gibt, in gewisse Köpfe einfach nicht hineingeht? Diese Frage stellen sich die entsprechenden Eltern leider nicht, denn wenn der ach so begabte Nachwuchs etwas nicht versteht, kann das unmöglich an fehlender Intelligenz liegen, nein, die Lehrer sind schuld, können nicht gut erklären, sind zu faul oder haben etwas gegen Paul und Flora, mögen sie einfach nicht und benoten sie daher schlechter als die anderen Kinder. Und das ist dann oft der Zeitpunkt, an dem ich auf der Bildfläche erscheine, die Eltern schleppen den Nachwuchs in Dr. Härtels Nachhilfeschule und ich muss mich dann um die Verbesserung der Noten kümmern.
    Irgendwann finde ich auf einer Website aus Canada eine neue Methode, den Beweis zu intellektuell verdaubaren Stückchen zuzubereiten und mache mir einige Notizen.
    Als ich gerade den Computer herunterfahren will, sehe ich ein neues email von Rosa.
    ‘Unheimlich - Heikos Chef ist das Abbild eines Typen, den ich in Kreuzberg kannte, aber nur äußerlich. Inhaltlich sind die wahrscheinlich so weit voneinander entfernt wie Schröders Kaffeekranz vom Hofbräuhaus.’
    Dies erklärt nun, warum Rosa den Menschen so eingehend betrachtet hat – denn dessen Sex-Appeal befindet sich definitiv in den roten Zahlen.

Pläne in Maggies Küche
     
    Es ist Mittwochabend. Mittwochs ist Ruhetag bei Harry, denn da verspielt er seine Einnahmen meist auf der Rennbahn Hamburg-Horn. So sitzen Rosa und ich also in meiner kleinen Küche und trinken Kaffee, während Heiko nebenan meinen abgestürzten Computer repariert. Heiko hat ein paar ganz erstaunliche Qualitäten, zu welchen auch das Wieder-zum-Laufen-Bringen eines jeglichen abgestürzten Computers gehört.
    ‘Hast du mal darüber nachgedacht, dir eine externe Festplatte zu kaufen, auf der du alle wichtigen Dokumente sichern kannst?’ will Heiko aus dem Nebenzimmer wissen. Externe Festplatte? Das bedeutet wohl, dass ich zur Zeit nur eine interne habe – reicht das nicht? Muss alles immer irgendwie veräußerlicht werden, so wie die Gefühle all der dysfunktionalen Leute, die in den Vormittags-Talkshows auf dem Sofa sitzen und dem Drang nachgeben zu erklären, warum sie mit dem Bruder ihres Verlobten ins Bett gegangen sind?
    ‘Sollte ich das?’ frage ich schwach nach nebenan.
    ‘Auf jeden Fall, du hast so viele Dokumente hier, und dieses Modell ist wirklich nicht das neueste. Wenn du nicht irgendwann alles verlieren willst, würde ich auf jeden Fall eine kaufen. Kann ich dir besorgen, wenn du willst.’
    Heiko sei Dank werden also all meine angefangenen, halb-fertigen literarischen Projekte doch nicht in das große Cyber-Space-Nichts verpuffen, sondern ich kann sie, zum Spott derer, die mich überleben werden, dann für die Nachwelt elektronisch konservieren. Hurra.
    Ich bringe Heiko eine Tasse Kaffee nach nebenan. ‘Wenn du hier fertig bist, dann komm’ mal nach nebenan, Rosa hat ein Geschenk für Britta.’
    Rosas Boss Harry hat in seiner Kapazität als Kneipier von einem seiner Bierlieferanten vier Eintrittskarten zu einer Striptease-Show auf St.Pauli bekommen. Als der Bierlieferant gerade wieder vom Hof war, merkte Harry allerdings, dass es sich um eine Show mit Männern für Frauen handelte, er persönlich also keinerlei Bedarf für die Tickets hat. Da Harry aber nach seinem letzten Ausflug nach Hamburg-Horn ein wenig knapp bei Kasse war, hat er die Tickets zu einem Teil von Rosas Lohn umfunktioniert. Die war wenig angetan, doch da stundenhaft
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