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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Autoren: Marcel Proust
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Bibliothèque de la Pléiade ein weiterer Contre Sainte-Beuve , diesmal in einer kritischen, von Pierre Clarac besorgten Ausgabe, reduziert jedoch auf die theoretischen und kritischen Texte. Zahlreiche der erzählerischen Texte aus de Fallois’ Contre Sainte-Beuve von 1954 figurieren heute als Entwürfe zur Recherche unter den esquisses der vierbändigen Pléiade-Ausgabe der Recherche von 1987-89. Offensichtlich vermag nun aber weder das auf Sainte-Beuves kritische Methode ausgerichtete Textkorpus Claracs noch die auf die Recherche hinzielende Auswahl erzählerischer Texte in der neuen Pléiade-Ausgabe ein adäquates Bild von jenem Projekt oder jenen Projekten zu vermitteln, mit denen Proust in den Jahren 1908 und 1909 beschäftigt war. Diesem Ziel kommt die Ausgabe von 1954 wesentlich näher; sie kam jedoch aus philologischen Gründen als Vorlage für den Gegen Sainte-Beuve der Frankfurter Ausgabe nicht in Frage. Nachdem keine Vorlage übernommen werden konnte, nachdem auch die Versuche gescheitert waren, den Band in einer Pariser Werkstatt herstellen zu lassen, habe ich mich für eine Eigenbeziehungsweise eine Koproduktion entschließen müssen. Die in Parma lehrende Turiner Proust-Spezialistin Mariolina Bongiovanni Bertini hat das Textkorpus ausgewählt und kommentiert; ich habe die handschriftlichen Entwürfe überprüft und versucht, die Texte soanzuordnen, daß der von Proust vorgesehene Handlungsablauf sichtbar wird: das Erwachen im Zimmer, Wahrnehmungen und Erinnerungen, Warten auf Le Figaro , Sehnsucht nach der Bretagne oder nach Venedig, Plan eines Artikels, Gespräch mit der Mutter über Sainte-Beuve. Anstatt nun wie de Fallois die einzelnen Stationen der Handlung mit dem jeweils besten Entwurf oder einer Kombination verschiedener Entwürfe zu illustrieren, habe ich eine längere, mehr oder weniger kohärente Passage aus einem der Hefte mit Entwürfen Prousts, dem Cahier 2, wiedergegeben. Welche Probleme sich dabei ergaben, beispielsweise aus dem Fehlen einiger Seiten in der Mitte dieses Heftes, ist auf S. 66-67 des Gegen Sainte Beuve beziehungsweise in den Anmerkungen zu diesen Seiten nachzulesen. So mußte denn für den Gegen Sainte-Beuve , bevor der Text übersetzt und kommentiert werden konnte, eine Textvorlage erst hergestellt werden – in der Zürcher Werkstatt und gelegentlich auch in der Pariser Nationalbibliothek. Dafür kann die Frankfurter Ausgabe für sich in Anspruch nehmen, nach den Ausgaben von Fallois und von Clarac eine dritte Fassung dieses Proustschen Schlüsselwerks vorzulegen.
    Auch bei der Arbeit an Jean Santeuil drängte es sich immer wieder auf, die französische Vorlage mit dem Manuskript zu vergleichen. So liest man beispielsweise in der Vorlage [2] (Hervorhebungen, das heißt Kursivierung, durch den Herausgeber):
    »La nuit venait. Qu’ils sont tristes, ces instants où les chambres que le jour abandonne restent vides et comme à sec de lumière, avant qu’on n’ait couvert ces grands réservoirs de lumière chaude qu’on appelle les lampes!« (S. 321.)
    »la présence des iris et des roses du Bengale, le retour des hirondelles et des messages , le passage d’un papillon« (S. 528).
    »L’impression qu’il donnait était celle de regards flottant, avec beaucoup de calme d’ailleurs, assez loin de lui, d’une tête pas du tout engoncée dans les épaules mais au contraire comme immobile et portée aussi à droite ou à gauche« (S. 634).
    »ce soleil […] qui venait jouer […] sur le chapeau incliné du colonel Picquart dont le voisin de Jean, une grosse dame , s’étant déplacée, disait« (S. 636).
    »quelqu’ ennui qu’il eût à repartir« (S. 752).
    Der beste Korrektor ist wohl der Übersetzer. Beim einfachen Lesen werden die Fehler und Defizite des Textes meist irgendwie ausgeglichen, beim Übersetzen jedoch ist man auf eine korrekte und kohärente Vorlage angewiesen. So muß es in den zitierten Beispielen – und so steht es auch im Manuskript – nicht couvert ( bedeckt ), sondern ouvert ( geöffnet ) heißen, nicht messages ( Nachrichten ), sondern mésanges ( Meisen ), nicht immobile ( unbeweglich ), sondern mobile ( beweglich ), nicht le voisin de Jean, une grosse dame, s’étant déplacée, disait ( Jeans Nachbar, eine dicke Frau, sagte, nachdem sie zur Seite gerückt war ), sondern le voisin de Jean, une grosse dame s’étant déplacée, disait ( nachdem eine dicke Frau zur Seite gerückt war, sagte Jeans Nachbar ), nicht ennui ( Widerwillen ),
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