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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

Titel: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit - Proust, M: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit
Autoren: Marcel Proust
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dieser Ausgabe aussehen mag, denkt vielleicht an einen ebenso schmucken Arbeits- und Bibliotheksraum, mit mehreren Arbeitsplätzen, mit Wörterbüchern, Enzyklopädien, Proust-Ausgaben, Studien zu Proust, mit Computern, Mikrofilmlesegeräten und so weiter; er denkt an eines dieser Laboratorien, wie man sie – auf Glanzpapier – in den Jahresberichten von Universitäten und anderen Konzernen gerne vorzeigt. Und darin säße dann ein Forschungsteam, das sich mit nichts anderem als der Herausgabe der Werke Marcel Prousts beschäftigt. Die Realität sieht – ich will nicht entscheiden, ob glücklicher- oder unglücklicherweise – anders aus. Zwar steht mir eine gut ausgebaute Proust-Bibliothek zur Verfügung, Sibylla Laemmel und die Verlagslektoren helfen bei der Textrevision, und meine Assistenten legen jederzeit Hand an, wenn es gilt, den Kommentar zu ergänzen, einen Index zu erstellen oder Korrektur zu lesen. Die eigentliche Werkstatt aber reduziert sich im wesentlichen auf meinen Schreibtisch, und auf diesem liegen neben den Materialien, Druckvorlagen und Druckfahnen für die Frankfurter Ausgabe stets auch mehrere weitere Stapel.

    Ein erster Plan im Hause Suhrkamp, die bestehenden Proust-Übersetzungen zu ergänzen und zu einer Werkausgabezusammenzufassen, datiert von 1981/82. Als dann bei den Vorbereitungen für das Zürcher Symposion der Marcel Proust Gesellschaft über Les Plaisirs et les jours im November 1987 bekannt wurde, in Zürich sei eine kommentierte Neuübersetzung dieses Erstlingswerks des Autors geplant, setzte der schon damals sehr zielstrebige Präsident der Marcel Proust Gesellschaft alles daran, sowohl die Frankfurter als auch die Zürcher Pläne zu Fall zu bringen. Damit hatte er Erfolg, denn dank seinem Einschreiten wurden beide Pläne aufgegeben; gleichzeitig aber wurden sie durch den gemeinsamen Plan einer Frankfurter Ausgabe der Werke Marcel Prousts ersetzt. Geplant waren damals (im August 1988) sechzehn Bände mit allen bekannten Werken Prousts, neu übersetzt oder in revidierter Übersetzung: in einer ersten Abteilung drei Bände mit Erzählungen, Essays und kleinen Schriften; in einer zweiten Abteilung die sieben Bände von Auf der Suche nach der verlorenen Zeit ; in der dritten Abteilung mit Schriften aus dem Nachlaß zwei Bände für den Roman Jean Santeuil , ein Band für Gegen Sainte-Beuve und drei Bände für die Entwürfe zur Recherche . Die letztgenannten esquisses standen damals dank der neuen Pléiade-Ausgabe hoch im Kurs; seither sind die drei Bände mit Entwürfen jedoch aus den Verlagsanzeigen verschwunden. Jeder Band enthält neben dem Textteil einen Anhang mit Nachwort, Anmerkungen, Bibliographie, Namenregister und für die Recherche einem Resümee. Der erste Band, Freuden und Tage , erschien im Frühjahr 1988, der dreizehnte, Die wiedergefundene Zeit , erscheint im Herbst 2002.
    Da in den vergangenen Jahren weitere Texte Prousts neu zum Vorschein gekommen sind, da auch einiges nachzutragen bleibt und es schließlich einige der vom Autor fallengelassenen Entwürfe zur Recherche durchaus verdienten, in einer Werkausgabe zu erscheinen, steht noch nicht fest, ob dem heutigen Abschied nicht doch in irgendeiner Form ein Wiedersehen folgen wird.

    Ein grundlegendes Problem bei der Planung einer deutschen Werkausgabe Marcel Prousts liegt im Fehlen einer geeigneten Vorlage. Die in der Bibliothèque de la Pléiade bei Gallimard zwischen 1971 und 1989 erschienenen sechs Proust-Bände können nicht eigentlich als Gesamtausgabe betrachtet werden.Abgesehen davon, daß einige der in jüngerer Zeit entdeckten Werke fehlen, beispielsweise die Beiträge zu der Zeitschrift Le Mensuel (1890-1891) oder die Fragmente eines Briefromans (1893), beruhen die Bände der Pléiade auf keinem einheitlichen editorischen Konzept. Auch sind die einzelnen Bände von sehr unterschiedlicher editorischer sowie kommentatorischer Qualität. So kommt es, daß der Herausgeber des deutschen Proust immer wieder auch textphilologische Probleme der französischen Vorlage zu lösen hatte.
    Ich beginne mit dem schwierigsten dieser Probleme, dem Gegen Sainte-Beuve . Unter dem Titel Contre Sainte-Beuve erschien 1954 bei Gallimard ein Band, in dem der Herausgeber, Bernard de Fallois, die verschiedenartigen – bald erzählerischen, bald kritischen, bald theoretischen – Entwürfe und Notizen Prousts zu einem Werk über Sainte-Beuve leserfreundlich als ein kohärentes Ganzes präsentiert. 1971 erschien in der
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