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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman
Autoren: Kerstin Gier
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Hauch von Unsicherheit in ihrer Stimme zu bemerken. »Geh einfach weiter! In sechs Minuten bist du schon die halbe Severinstraße runter. U-Bahnen fahren nur auf Schienen.«
    Ich ging weiter, immer schön nah an der Wand entlang, wobei mir einfiel, dass doch das verdammte Kölner Stadtarchiv in der Severinstraße irgendwann in sich zusammenfallen würde – wann war das eigentlich gewesen?
    Egal. Weiter. Ich war fast schon an der Treppe angelangt, als ich ihn sah.
    Felix. Er blieb wie angewurzelt auf den Stufen stehen, als er mich erblickte.
    Und ich wäre beinahe von Neuem in Tränen ausgebrochen. Matt ließ ich das Handy sinken. »Bist du nicht mit dem Fahrrad da?«, fragte ich.
    Felix schüttelte den Kopf. »Nein. Ich hatte eigentlich vor, mich heute bei Gereon so richtig zu betrinken. Und betrunken fahre ich lieber nicht Fahrrad.«
    Ich weiß. Ich wagte ein kleines Lächeln.
    »Ich wollte mich betrinken und Gereon so richtig die Meinung sagen«, fuhr Felix fort. »Aber dann warst du da und …«
    Ich merkte, wie sich mein Lächeln gegen meinen Willen vertiefte.
    »… gerade kam dein Freund zurück und meinte, du hättest mit ihm Schluss gemacht, und da dachte ich, der hat es nötiger als ich, sich zu betrinken. Und ich dachte, vielleicht fährst du ja auch zufällig mit der U-Bahn … Sonst hätte ich vielleicht morgen mal Frau Baronski besucht und nach deiner Nummer gefragt …«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nach allem, was du bisher über mich weißt, solltest du wirklich ein bisschen weniger vertrauensselig sein, Felix.«
    »Vielleicht bin ich ja nur neugierig«, sagte Felix, wobei er mich so intensiv anschaute, dass mir ganz warm im Magen wurde. »Also – U-Bahn?«
    »Nein!« Ich drehte mich zu der Anzeigetafel um. Die nächste Bahn kommt in 1 Minute, stand dort. »Es ist nämlich so, ich habe Angst vor U-Bahnen. Sie sind mir unheimlich. Aber vielleicht … vielleicht hast du ja Lust, einen Spaziergang mit mir zu machen? Wir könnten einfach nur über das Wetter reden.«
    Felix lächelte nun ebenfalls. »Ein kleiner Spaziergang wäre nett.«
    Nebeneinander gingen wir die Treppe hinauf.
    »Ich bin froh, dass es endlich aufgehört hat zu regnen«, sagte Felix. »Das Wetter in den letzten Wochen war einfach deprimierend.«
    »Der Sommer wird noch ganz toll werden«, sagte ich. »Das weiß ich zufällig genau.«
    »Sonnengelb?« Ich spürte Felix’ Lächeln, obwohl ich ihn nicht ansah.
    »Ja. Und Pink. Und ein bisschen Hellgrün.«
    Das unangenehme Gefühl in meinen Knien war verschwunden, und meine Beine gehorchten mir wieder. Hinter uns rauschte die U-Bahn in die Station, aber da waren wir schon oben auf der Straße.
     
    When the world seems to shine like you’ve had too much wine – that’s amore.
Dean Martin
     
    »Kati! Kaaaaaatiiiii!« Oje, Linda hatte ich ganz vergessen. Schnell hielt ich das Handy an mein Ohr. »Linda? Ich ruf dich gleich noch mal an, ja?« Ich machte eine kleine Pause, in der ich zu Felix aufsah. Dann setzte ich leise hinzu: »Und nur, damit du es weißt: Wenn ich jetzt sterben müsste, dann würde ich auf jeden Fall glücklich sterben.

Fünf Jahre später

Felix
    Ich stelle mir gern vor, dass es das Schicksal war, das Kati und mich zusammengebracht hat. Obwohl sie sich bei unserer ersten Begegnung ausgesprochen seltsam verhalten hat. Bei unserer zweiten Begegnung ebenfalls, da kam mir dann auch kurzzeitig der Verdacht, sie könne aus der Psychiatrie abgehauen sein.
    Bis heute weiß ich nicht genau, woher sie all diese Dinge über mich wusste und warum sie so an mir interessiert war, aber es spielt ja auch keine Rolle. Manchmal fragt Kati mich, warum und zu welchem Zeitpunkt ich mich trotz allem, was geschehen war, in sie verliebt habe, und wenn ich ehrlich bin, weiß ich die Antwort darauf genauso wenig. Selbst mit diesem komischen Dialekt hatte sie noch etwas Anziehendes an sich. Oder als sie mit der Hand in meinem Briefkasten feststeckte und mich so böse angeguckt hat, als wäre es meine Schuld.
    Möglicherweise war es wirklich ein wenig leichtsinnig, sie trotz ihres merkwürdigen Verhaltens nicht für eine Verrückte zu halten, wie sie immer sagt. Denn verrückt ist sie bis heute geblieben. Und ein bisschen rätselhaft. Nachts wache ich manchmal auf, weil sie im Schlaf wirres Zeug murmelt, aber sie beruhigt sich immer sofort, wenn ich ihre Hand nehme. Sie hat nach wie vor Angst vor U-Bahnen, und manchmal weiß sie Dinge, bevor sie passieren. Beruflich ist sie extrem
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