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Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman

Titel: Auf der anderen Seite ist das Gras viel gruener - Roman
Autoren: Kerstin Gier
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hängenden Armen hinterher. Dieser ganze Aufwand – völlig umsonst. Offensichtlich seufzte ich laut, denn Frau Baronski tätschelte meine zerschrammte Hand. »Ja, schade. Ich hatte so gehofft, er würde Sie zum Kino einladen.« Sie bedachte mich mit einem listigen Lächeln. »Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Soll ich mich morgen einfach noch einmal so krank und störrisch anstellen? Dann kommt er bestimmt wieder.«
    »Ach nein, Frau Baronski. Es ist schon gut so, wie es ist«, sagte ich. »Ich habe doch schon einen Freund. Und Sie dürfen sich nie wieder so störrisch anstellen, sonst bekommen Sie nur Ärger.«

Das Leben ist ein Spiel. Man macht keine größeren Gewinne, ohne Verluste zu riskieren.
    Christine von Schweden
    »Ich hätte jeden Tag bis nach Düsseldorf fahren müssen!« Marlene hatte das Jobangebot von der Konkurrenz abgelehnt und versuchte nun lauter Gründe zu finden, um sich deswegen nicht schlecht fühlen zu müssen. »Mein Vater sagt auch, dass es keine wirkliche Option war. Er ist nach wie vor von der Idee begeistert, dass ich hier bei Gabi als Partnerin einsteige.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. Noch hatte der Vater nicht mitbekommen, dass es Marlene mit Javier wirklich ernst war. Wenn er denn überhaupt schon etwas von dessen Existenz wusste. »Aber angenommen, du hättest aus einer anderen Quelle genügend Geld zur Verfügung, um dich selbstständig zu machen, also ganz selbstständig, ohne Gabi! Würdest du das tun? Ich wäre natürlich auch mit von der Partie …«
    »… und ich!«, sagte Linda. »Halbtags.«
    »Das ist ein schöner Traum.« Marlene seufzte. »Aber ohne Gabi ist es ganz schön riskant … Man müsste jede Menge neue Klienten akquirieren, und auf dem Markt ist es schon verdammt eng.«
    »Richtig«, sagte ich. »Aber wir haben uns mittlerweile schon einen Namen in der Branche gemacht, vor allem du, und neue Klienten sind kein Problem für dich.«
    Und für mich auch nicht, ich war schließlich Future Woman. Als die ich ganz genau wusste, dass Marlene und ich der Blutgräfin in den nächsten Jahren eine Vielzahl neuer Klienten bringen würden, darunter diverse Frauenwirtschaftsverbände, die Jungen Unternehmerinnen und wie sie alle hießen. Die Gabi reich machen und uns nur ein überlegenes Schnalzen einbringen würden. Mit einer eigenen Agentur wäre das Geräusch bald nur noch eine böse Erinnerung. Und wir in Sachen Businesscoaching die Nummer eins in der Stadt. Wir würden Linda einstellen und natürlich Bengt und …
    »Tja, im Lotto müsste man gewinnen«, sagte Marlene.
    Oder so etwas Ähnliches wie Lotto. Ich hatte mich mittlerweile gut informiert und war mir ziemlich sicher, dass mein Wissen über den Ausgang der Fußball-WM mich richtig reich machen konnte. Italien als Weltmeister und Deutschland auf dem dritten Platz war zwar nicht gerade die exotischste Kombination, aber die Quote war super. Man konnte seinen Einsatz locker verfünfzehnfachen, wenn man es richtig anstellte. Ich war fest entschlossen, meine Eltern um ein Darlehen zu bitten (nur die passende Geschichte dazu musste ich mir noch ausdenken), und träumte in jeder freien Minute davon, was ich mit dem vielen Geld machen könnte. Einen Haken hatte der Traum von der eigenen Agentur aber noch: Sie würde hier in Köln sein, während Mathias in Berlin arbeitete … und ich war nicht sicher, ob ich der Typ war, der sich für eine Wochenendbeziehung eignete.
    Als ich Mathias am Samstagabend nach fast einer Woche wiedersah, war er mir fast ein bisschen fremd geworden. Selbst meine Schmetterlinge schlugen vorerst nur verhalten mit den Flügeln.
    Wir hatten zwar jeden Tag miteinander telefoniert und lustige E-Mails hin- und hergeschickt – aber das war eben doch nicht dasselbe, wie sich jeden Tag zu sehen. Oder zusammen einzuschlafen. Wenn ich ehrlich war, vermisste ich das fast am allermeisten. Es hatte so etwas Beruhigendes gehabt, neben Felix zu liegen und ihm beim Atmen zuzuhören. Manchmal hatte ich ihn vorsichtig gestreichelt, und er hatte dann im Schlaf meinen Namen gemurmelt. (Wenn er jemals eine andere gehabt hätte, wäre diese nächtliche Streichelaktion die einfachste Methode gewesen, um herauszufinden, wie sie hieß.)
    Ich hatte mir keine neuen Klamotten für Gereons Einweihungsparty gekauft, denn erstens war ich – noch! – pleite, zweitens sah ich gar nicht ein, warum ich mich für Gereon unnötig aufbrezeln sollte, und drittens fand Mathias mich glücklicherweise auch in
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