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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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ernsthaften, aufrichtigen Blick und kroch von meinem Sofaende zu ihm zurück und legte den Kopf auf seine Schulter. Er küsste meinen Scheitel. Ich benahm mich total albern, aber ich konnte mich einfach nicht überwinden, zum Abschlussball zu gehen. Allein wollte ich nicht hin, obwohl alle meine Freunde da sein würden, und es gab nur einen Jungen, den ich mir als Begleiter wünschte, und der würde niemals mitkommen. Ich mochte ihn gar nicht erst fragen. Marcus würde mit Kate hingehen, doch er genoss es, sich wie ein ganz normaler menschlicher fester Freund aufzuführen, als wäre es ein Spiel, das es zu gewinnen galt. Er war die seltsamste Person, der ich je begegnet war. Will war auch seltsam, aber zumindest war sein Verhalten nachvollziehbar. Irgendwie.
    »Vor einer Weile hat Marcus mir eine merkwürdige Frage gestellt«, sagte ich.
    »Was denn für eine Frage?«, hauchte er in mein Haar.
    »Er wollte von mir wissen, wie der Himmel ist«, sagte ich. »Ich habe keine Ahnung. Ich kann mich nicht erinnern, wie es im Himmel aussieht, aber ich weiß noch, dass ich es vermisst habe, ein Mensch zu sein. Ich habe es vermisst zu fühlen – irgendetwas zu fühlen, Glück, Traurigkeit … ich habe es vermisst, andere zu berühren und ihnen nah zu sein. Ich habe dich vermisst, Will. Ich möchte nicht dorthin zurück. In den Himmel. Ich will hierbleiben.«
    Er brauchte einen Moment, um meine Worte zu verdauen. »Ich will auch, dass du hierbleibst.«
    »Aber ich muss gehen«, sagte ich. »Eines Tages.«
    Er erwiderte nichts darauf. Die Stimmen der Fernsehsendung, die wir nicht schauten, füllten die Stille zwischen uns.
    Ich schmiegte mich noch enger an seinen Körper. »Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit.«
    »Du hast alle Zeit der Welt.«
    Widerwillig befreite ich mich aus seinen Armen und stand auf. »Ich mach mich wieder auf den Weg. Danke, dass ich rüberkommen und hier Hausaufgaben machen durfte.«
    »Jederzeit«, sagte er. »Ich freu mich, wenn du mich besuchen kommst. Ich vermisse es, dich immer hierzuhaben.«
    »Sollen wir morgen joggen gehen?«
    »Klar«, sagte er. »Gute Nacht. Mach dir nicht zu viele Gedanken. Glaub mir, alles wird so, wie es sein soll.«
    Ich lächelte matt. Als ich den Rucksack über die Schulter hievte und mich auf den Heimweg machte, wiederholte ich im Stillen seine Worte. Alles wird so, wie es sein soll.
    Am Samstagabend war ich allein im Haus meiner Großmutter. Sie war ausgegangen (traurigerweise war ihr Sozialleben zurzeit aufregender als meines), und meine Freunde machten sich alle für den Abschlussball fertig. Ich dagegen trug ausgebeulte Jogginghosen und ein viel zu großes T-Shirt, das vermutlich Will gehörte und irgendwie den Weg in meine Wäsche gefunden hatte, und schlief fast vor dem Fernseher ein. Ich hatte beschlossen, früh zu Bett zu gehen, damit ich nicht mehr daran denken musste, was meine Freunde gerade machten.
    Nach der Hälfte des Films klopfte es an der Tür. Zunächst ignorierte ich es, da ich keine Lust hatte, mein kuscheliges Bett zu verlassen.
    Ein weiteres Klopfen.
    »Was soll denn das?«, murmelte ich grimmig vor mich hin.
    Schließlich gab ich nach, kroch aus meinem warmen Nest, schaltete den Fernseher aus und schlich nach unten zur Haustür. Als ich aufmachte, traf mich fast der Schlag. Vor mir stand Will in einem eleganten Smoking, in der einen Hand ein Blumenarmband, in der anderen eine lange Kleiderhülle. Sein Smoking saß wie maßgeschneidert und betonte seine breiten Schultern und die schmalen Hüften. Das Haar hatte er ordentlich zurückgekämmt, und wenn mich nicht alles täuschte, war er sogar beim Friseur gewesen. Er sah wahnsinnig gut aus, wie er so feingemacht vor mir stand und mich ängstlich musterte. Hinter ihm sah ich Marcus’ schwarzen Maserati in der Einfahrt stehen.
    »Nicht sauer sein«, war das Erste, was er sagte. Er wirkte wirklich vollkommen eingeschüchtert, als sei der grauenerregendste Reaper der Welt nicht furchteinflößender als eine Maus, während das Tragen eines Smokings der Apokalypse gleichkam.
    Das Geräusch, das ich von mir gab, war eine seltsame, peinliche Mischung aus Lachen, Schluchzen und Grunzen. Ich bekam kaum Luft und konnte kaum sprechen. »Ich bin nicht sauer, Will.«
    »Es war meine Idee«, stammelte er nervös. »Also schimpf nicht mit Kate, weil sie mir geholfen hat. Sie hat schon vor Wochen zwei Tickets für dich gekauft, denn sie hat geahnt, dass du hingehen wollen würdest, obwohl du Nein gesagt hast.

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