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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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sie war sein Halt in der Finsternis, die man Leben nannte, sie und die Rache.
    Genau in dem Augenblick, da die Sonne endlich, wenn auch nur kurzzeitig, durch die Wolken brach, erblickte er am fernen Ufer zumeist einstöckige bunte Häuser, gelbe mit roten Dächern, weiße mit schwarzen, blaue mit grauen, blassgrüne mit roten, die von einer weißen Steinkirche überragt wurden mit einem grauen Dach.
    Dieser Anblick muss Sarah überwältigt haben, dachte er, denn sie schaute mit großen Augen zum Ufer.
    »Hier ist er angekommen, so wie wir jetzt«, beendete er abrupt ihr Erstaunen. »Nun hat er den Tod im Nacken.«
    Sie löste sich von ihm, ohne ihn anzuschauen, und diese Reaktion befremdete ihn, zerstörte die Nähe, die zwischen ihnen unversehens entstanden war.
    »Wir gehen nach unten zum Auto«, sagte er gepresst, ehe sie hinabstiegen auf der stählernen Treppe in den Bauch des Schiffes. Mit den Fingern seiner rechten Hand glitt er nervös über die Enden seines Bartes, die schmal hinabwuchsen bis zum kantigen Kinn, wodurch sein Gesicht länger wirkte, in dem die großen braunen Augen auffielen unter dem viel zu früh ergrauten Haar.
    Dunkle Regenwolken, die nichts Gutes verhießen, schoben sich erneut vor die Sonne, die im Kampf mit ihnen die Unterlegene war.
    Später dann, schon im kleinen Hafen, steuerte er den Wagen aus dem ehernen Bauch des Schiffes hinaus, ließ die Stadt ohne Halt rasch hinter sich, fuhr hinein in eine endlos scheinende Regenwand, am Fuße steil abfallender Berge entlang, die grün bewachsen waren und wirkten wie eine gigantische, geheimnisvolle Mauer, die sich dem Himmel entgegenreckte, als wollte sie zwischen sich und ihm keinen Raum mehr lassen.
    Die Scheinwerfer versuchten den Regen zu durchdringen, doch das Licht hatte Mühe, die Straße zu erhellen. So fuhr er und fuhr, mit nunmehr gedrosseltem Tempo und sehr wachsamen Augen.
    »Wenn wir Pech haben«, knurrte er ungehalten, »fahren wir am Abzweig zu unserer ersten Station vorbei.«
    Sarah legte ihre Hand auf seine Schulter, die Berührung tat ihm gut, besänftigte ihn augenblicklich. Er vernahm das Geräusch einer Taste, dann trug Sarahs Gothic Metal Music sie durch das dunkle, fast undurchdringliche Grau und die Stimme ihrer liebsten Sängerin tönte aus den Lautsprechern, er sah sie vor seinem inneren Auge in ihrer glänzenden langen Hose und dem schulterfreien schwarzen Oberteil, den Kopf umweht von ihrem langen Haar, das auf ihr Gesicht fiel wie ein dunkler Vorhang. Einen Augenblick lang dachte er an das einzige Wave-Gothic-Treffen, das er mit Sarah besucht hatte, den ekstatischen Tanz in einer Halle, wo Video-Projektionen das Publikum in Galaxien entführten, die jede tatsächliche Welt vergessen ließen, auch Sarah, ja selbst ihn, und wo tiefe Bässe bei ihm Vibrationen hervorriefen, die er nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte.
    So fuhr er und fuhr, ohne den Übergang vom Tag zur Nacht zu spüren, nur einen Anflug von Müdigkeit, den er sofort verdrängte, indem er seine Zähne fest in die Unterlippe grub.
    »Da ist das Hinweisschild«, rief Sarah plötzlich, »sieh doch nur, nach links müssen wir, die kleine Straße hinein!«
    Er bog ab, und sie schienen die einzigen Menschen zu sein in dieser Einöde aus Regen und Fels und doch mussten sie, wie er es den Reiseführern entnommen hatte, auf ein winziges Dorf treffen, irgendwann, am Ende dieser schmalen Straße.
    Weiter fuhr er und weiter, begleitet von der Stimme dieser Sängerin.
    Jählings unterbrach Sarah mit ihrem Zeigefinger die Musik und er entdeckte im gleichen Augenblick ein paar Häuser im dichten Regen, das Dorf. Das Ortsschild von Steine musste er wohl übersehen haben, aber vielleicht gab es auch gar keines.
    Er stoppte den Wagen schließlich vor einem der Häuser, wobei er mit lauter Stimme auf den Regen fluchte, der heftig und ohne Unterlass herabfiel. Aber Verwünschungen halfen nichts, sie brauchten ein Quartier. Der Regen trommelte jetzt so wild gegen die Frontscheibe, dass er kaum etwas sehen konnte. Er griff nach seinem Anorak, der auf dem Rücksitz lag, schlüpfte hinein und öffnete die Fahrertür. Sofort klatschte ihm der Regen kühl ins Gesicht, als er neben dem Auto stand, und sich hilfesuchend umschaute. Unversehens öffnete sich im ersten Stock des Hauses ein Fenster und ein Mann mit einer rauen Stimme wollte auf Englisch wissen, ob er eine Bleibe suche für die Nacht.
    »Yes«, rief er hinauf, und der Regen rann ihm dabei über das Gesicht und in
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