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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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den Mund. »We need a room for two persons.«
    »Okay«, antwortete der Mann mit einem knappen Kopfnicken und trat, nur zwei Minuten später, in einen langen Fischermantel gehüllt aus dem Haus und winkte schweigend, ihm zu folgen. Auch Sarah war aus dem Auto gestiegen und so folgten sie beide dem Mann auf einem schmalen steinigen Pfad. Unvermittelt erblickten sie ein rot angestrichenes Holzhaus, das auf Pfählen auf felsigem Grund stand. Eine hölzerne Treppe führte hinauf zu einer kleinen Veranda und zur Eingangstür. Umständlich kramte der Mann nun unter seinem Mantel in der Hosentasche herum, ehe seine Finger den Schlüssel fanden, mit der er die Tür öffnen und sie in einen Vorraum führen konnte, wo sie endlich im Trockenen standen.
    Sarah beugte ihren Kopf nach vorn und knetete mit ihren Fingern die Tropfen aus ihren Haaren.
    Der Norweger erklärte noch den Weg zum Waschraum und der Toilette, dreißig Meter entfernt in einem anderen Haus, ehe er ihnen eine gute Nacht wünschte, um sie dann zu verlassen.
    Befreit stöhnte Sarah auf.
    Aber plötzlich sah Bachmann vor seinem inneren Auge die tote Manu. Diese fürchterlichste aller Erinnerungen wollte nicht weichen und durchströmte mit dem Blut seinen ganzen Körper, vom Hirn bis in die Zehen. Doch das Gefühl war ihm nicht fremd, es folgte immer wieder dieser Erinnerung, und würde erst schwinden, wenn Emmerlein tot war. Aber konnte er wirklich wissen, ob es überhaupt je enden und nicht ewig anhalten würde? Die Zeit heilte keine Wunden, nicht bei ihm.
    Im Licht nackter Glühbirnen, die von den Decken herab hingen, begannen sie ihre Bleibe zu begutachten. Der erste Raum war ein Vorratsraum, offenbar einst der Ort für die Verpflegungskisten der Fischer, die sich zur Zeit des Lofotfischfangs von Januar bis April aus ganz Norwegen kommend, an diesem Zipfel der Welt getroffen hatten, um im zeitigen Frühjahr zum Kabeljaufang auszufahren.
    Es folgte eine Küche mit einem kleinen alten Herd, einer Spüle, abgenutzten Küchenschränken und einem Tisch vor dem Fenster mit vier unterschiedlichen Stühlen. Es sieht alles ein wenig nach Sperrmüll aus, dachte er. Der letzte Raum war unzweifelhaft der Schlafraum, denn drei Betten standen darin, gezimmert aus rohem Holz, auf denen mit blau gestreiftem Stoff bezogene Matratzen lagen.
    Der Regen hatte nicht nachgelassen, ununterbrochen trommelte er auf das blechgedeckte Dach und so vermittelte für ihn die Kargheit der Hütte doch eine gewisse Gemütlichkeit, die nur Sarah nicht zu empfinden schien, da sie von einem Schauder geschüttelt wurde, als sie ihren Blick nochmals durch die Räume schweifen ließ.
    Sarah ließ sich, wohl völlig erschöpft, auf einen Küchenstuhl fallen, der nicht mehr den sichersten Eindruck machte und dessen Beine irgendwann einmal unter einem Besucher wegbrechen würden. Sarah aber war ein Leichtgewicht, der Stuhl hielt stand, wenn auch nur ächzend.
    Sie ist am Ende ihrer Kräfte, ich werde mich beeilen müssen, die Schlafsäcke, die Kiste mit dem Essen und die Koffer mit der Kleidung aus dem Auto zu holen. Und dann nur noch schlafen, dachte er, schlafen, schlafen …
    Aber als er später auf dem Bett lag, den Schlafsack hochgezogen bis zum Kinn und die Augen schloss, sah er die wild gezackten Berge, gewaltig, schwarz und drohend und darüber eine weißglühende Sonne, die in einem roten Himmel ertrank, einem Himmel aus Blut, so, wie er ihn nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte.
    Es ist noch kein Traum, dachte er überrascht, aber was ist es dann? Er schlief nicht ein, obwohl er müde und erschöpft war, sein Herz klopfte einfach zu heftig. Diese Vision ist wie eine seltsame Drohung, grübelte er nachdenklich.
    Dann lag er und wartete auf den Schlaf.
    Der aber verweigerte sich ihm. Nur diesen Bluthimmel sah er, immer aufs Neue, wenn er die Augen schloss, bis er schließlich mit offenen Augen ruhte, unendlich müde, aber ohne den erlösenden und traumlosen Schlaf.
    Nur Sarah schlief offenbar schon tief und fest, er bemerkte es an den leisen schmatzenden Geräuschen, die zu ihm drangen und die er stets vernahm, wenn sie vor ihm eingeschlafen war.
    Reglos lag er, wie in einem Sarg, bis er in die Endlosigkeit dieser Stille hineinglitt, die seine Gedanken löschte und seine Lider schloss, wie sanfte Finger einer Hand. Und in seinem Traum war er wieder bei den Fallschirmjägern und sie glitten eine Böschung hinab in ihren schwarzen Taucheranzügen mit den Kopfhauben, lautlos und so nahe
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