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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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nicht erinnern. Aber ein roter Toyota? Nein, das würde ich wissen. Ein rotes Auto wäre mir sicher aufgefallen. Rot ist eine aggressive Farbe, die einem länger im Gedächtnis erhalten bleibt.«
    »Schade«, erwiderte Bachmann enttäuscht, doch Emmerlein auf Anhieb zu finden wäre wohl auch zu schön gewesen. Er rieb sich das Kinn mit dem Zeigefinger, spürte die Stoppeln seines Bartes, so, als wenn er über eine Reibe streichen würde. Dann fragte er nach dem Preis für die Nacht und zog die Scheine aus dem Portemonnaie.
    »Tourist zu sein, ist ein schönes Leben«, meinte der Norweger grinsend in gebrochenem, aber durchaus verständlichem Deutsch.
    Über diese Worte konnte Bachmann nur sarkastisch lächeln, als er dachte: Ich bin der reisende Tod, du weißt das nur nicht, sonst wärest du entsetzt.
    Im Auto blickte ihn Sarah forschend an.
    »Ist etwas?«, wollte sie wissen.
    Doch sein Gesicht blieb unbewegt, als er den Kopf schüttelte, und als er den Motor anließ, ahnte er bereits, dass Sarahs wieder ihre Musik einlegen würde.
    Und dann vernahm er ein Lied, von einer kraftvollen Männerstimme gesungen, die seine Trommelfelle zum Beben brachte und der sich die Sängerin anschloss.
    »Wenn das Lied vorbei ist, spiel es noch einmal«, bat er Sarah, »und wenn es dich nicht stört, auch noch ein drittes Mal.«
    Sarah nickte überrascht.
    »Der Choral der Hölle«, entfuhr es ihm.

    Der erste Tag war ein Fehlschlag. Kein roter Toyota war gesichtet worden, weder in Henningsvaer am Vestfjorden, noch in den Dörfern am Nordmeer. Und er schlief unruhig in der Nacht im Zelt, er wollte weiter, immer weiter.
    Er fuhr wie im Rausch am folgenden Tag. Sein Körper schien die Musik aufzusaugen, als wäre sie eine Droge. Die Straße führte durch saftig grüne Wiesen, auf denen Schafherden weideten. In der Ferne sah er nur wenige Gehöfte. Nach seiner zeitlichen Berechnung mussten sie Eggum schon erreicht haben, doch ein Hinweisschild fehlte und das Dorf war noch immer nicht zu sehen. Wieder und wieder überholte er Wohnwagen. Die Sonne hatte endlich eine Lücke in den Wolken gefunden, tauchte das graue Band der Strasse in freundliches Licht.
    Da erspähte er das Ortsschild, sah wie leuchtende Farbtupfer die Häuser von Eggum vor sich, die zumeist einstöckig waren. Die Straße führte in das Dorf hinein, in dem jedes, aber auch wirklich jedes Haus in einer verwegenen Farbkombination leuchtete: Ein weißes Haus mit blauen Fensterläden, ein gelbes mit braunen, ein beiges mit grünen, ein rotes mit weißen, ein hellgrünes mit roten.
    Im Schritttempo fahrend schüttelte er ungläubig den Kopf über diese ungewohnte Buntheit. Die Wiesen hinter den Häusern reichten heran bis an die grünbewachsenen, gezackten Felsen, die wie eine gewaltige steinerne Riesenwelle wirkten, die das Dorf überrollen wollte.
    Und plötzlich, als die Straße eine Biegung zum Dorf machte, sah er es stehen, zwei Atemzüge lang, auf einer Wiese hinter einem der Häuser – ein grellrot leuchtendes Auto. Auch Sarah hatte es offenbar wahrgenommen. Ruckartig straffte er sich, seine Lippen wurden schmal. Wir sind am Ziel, dachte er und nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Sarahs Finger sich ineinander verkrampften und eine plötzliche Blässe ihr Gesicht überzog.
    Auch Sarah wird mich nicht aufhalten, schoss es ihm durch den Kopf.
    Er sah nicht das Meer, das sich rechts der Straße erstreckte und dessen Wellen ohne Unterlass gegen den steinigen Strand rollten, sah nicht die Möwen, die über ein Dutzend feuerrot gestrichener Bootsschuppen kreisten und unablässig kreischten, er sah nur das rote Auto, dem sie näher und näher kamen, jede andere Wahrnehmung schien ihm nun überflüssig zu sein.
    Da war es!
    Emmerleins Auto!
    Die Suche war nicht vergebens gewesen. Hier in Eggum, in einem einsamen Dorf, begann der letzte Akt eines gnadenlosen Dramas. Blut rief nach Blut, es war das Gesetz der Rache, das ihn erfüllte, ein Jahrtausende altes Gesetz.
    Ein mit Kisten beladener Lastkraftwagen mit offener Ladefläche bog unvermittelt vor ihnen auf den Weg, nahm ihnen die Sicht, fuhr gemächlich vor ihnen her, ihn zu überholen wagte er nicht, da die Straße zu schmal war.
    »Ich hatte Emmerlein hier eigentlich nicht vermutet«, überlegte er laut.
    »Wie willst du vorgehen, wenn er hier ist?«, wollte Sarah wissen, und ihre Stimme zitterte leicht.
    »Wir nehmen uns ein Quartier in einem Haus in der Nähe, damit ich ihn immer im Auge habe, dann werde ich sehen, wo ich
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