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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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Maske verbarg, sah sie spielen mit ihrem Meerschweinchen Fridolin, das ihre ungestümen Zärtlichkeiten offenbar willig ertrug. Ein Leben ohne Manu war für ihn undenkbar gewesen, Manu, die mit ihm nur schmuste, wenn sie es selber wollte und
nur
dann, denn wie eine Katze war sie gewesen, deren Augen immer eine gewisse Distanz ausstrahlten und der sich jeder, der sie kannte, unterworfen hatte. Diese Distanz aber war von Emmerlein zerstört worden, mit brutaler, besitzergreifender Gewalt.
    Eine heiße Welle des Hasses wallte in ihm auf, er ballte die Fäuste, bis die Nägel seiner Finger in die Handflächen stachen wie kleine Messer, und sein Herz klopfte nun immer heftiger, und er glaubte, dessen Schläge im Raum hören zu können, als wären sie die Geräusche dumpfer Trommeln. Wie Emmerlein gelogen hatte im Gerichtssaal, er habe sein Opfer nur berühren wollen und nie die Absicht gehegt, es zu vergewaltigen oder gar zu töten, Herr seiner Sinne wäre er nicht gewesen und ihr Tod habe sich nur als ein unbeabsichtigter Unfall ergeben, da er doch mit seiner Jacke nur die lauten Schreie habe mindern wollen. Die Taktik seiner Verteidigerin hatte ihn wohl so gelenkt, dass er sich klug und einsichtig verhielt, um das Gericht milder zu stimmen und damit das Strafmaß zu mindern. Und ein Psychologe hatte im Prozess von der gestörten Kindheit Emmerleins gesprochen, in der er selbst missbraucht worden sei und die ihn traumatisiert habe. Sarah hatte den Prozess nicht verfolgen können, war zusammen gebrochen, noch ehe er begonnen hatte, war Manus Mörder nie begegnet.
    Der Zorn brachte nun seinen Körper zum Beben, so wie er ihn gespürt hatte im Gerichtssaal, ein Zorn, der in seinem Hirn wie eine unlöschbare Glut glomm.
    Und doch, dachte er beinahe stolz, habe ich den Psychologen täuschen können, so dass die Polizei in mir keine Gefahr sieht für Emmerlein und nicht einmal ahnt, was nun geschehen wird, hier auf den Lofoten, am Ende der Welt, mit der Klinge eines Messers, vor dem es kein Entkommen gibt.
    Geräusche drangen an seine Ohren, Geräusche von Bootsmotoren und laute Rufe. Langsam erhob er sich, noch wie benommen, dann schritt er barfuß durch die Küche und den Vorraum, um die Außentür weit aufzustoßen.
    Verblüfft und nahezu überwältigt von dem Anblick, der sich ihm bot, verharrte er reglos auf der hölzernen Veranda, wobei er seine Hände auf das Geländer stützte.
    Ihre rote Pfahlhütte, neben der noch weitere auf den Felsen des Ufers standen, befand sich am Ende eines kleinen Fjordes, ja sogar genau in dessen Mitte. Offensichtlich war Flutzeit, denn gegen die Pfähle der Hütte schwappte das Wasser, das er bei ihrer Ankunft im dichten Regen nicht wahrgenommen hatte.
    Was für eine gewaltige Landschaft: das glitzernde Wasser des Fjordes, die bunten Fischkutter, die grün bewachsenen, hochragenden Berge zu beiden Seiten, die roten Pfahlhäuser mit den weiß gestrichenen Fensterrahmen und die endlose Ferne aus Wasser und Wolken.
    Doch nur einen Augenblick lang hatte er das Ziel ihrer Reise vergessen, sich als Tourist gefühlt, der er nicht war.
    Wie nahe aber waren sie Emmerlein? Vielleicht war er nur noch zwanzig Kilometer entfernt, vielleicht fünfzig oder auch mehr, wenn er an dieses Dorf am Zipfel der letzten Insel dachte, dessen Name nur aus einem einzigen Buchstaben bestand, dem A mit einem ›Heiligenschein‹ als kleinem Kreis darüber.
    Am liebsten wäre er sofort aufgebrochen, doch Sarah bat ihn nach dem Frühstück, einen kurzen Blick in das Dorf zu werfen. Missmutig erfüllte er ihr diesen Wunsch, eine rastlose Unruhe drängte ihn mit magischer Kraft zu seinem Auto, als ob jede Minute zählen würde und keine, nicht eine einzige, zu verschenken wäre.
    Wie lange will sie hier noch bleiben, fragte er sich, aber seine innere Stimme riet ihm davon ab, sie zu drängen und so wartete er, bis sie ihr Interesse befriedigt hatte, das er nicht teilen konnte, denn er hatte Emmerlein im Sinn, nur ihn.
    Endlich gingen sie zu dem Haus ihres Gastgebers zurück, vor dem noch immer ihr Auto stand, und Bachmann sah ihn am offenen Fenster stehen und ihnen freundlich zuwinken, so, als ob er nur auf sie gewartet hätte.
    »Ich suche einen Freund«, rief Bachmann in englischer Sprache hinauf, »er fährt einen roten Toyota Corolla«.
    Der Norweger dachte nach, wobei er den Kopf hin und her wiegte. »Es gibt hier so viele Touristen auf der Durchreise. Die wollen nur übernachten. Da kann ich mich an einzelne Personen
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