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Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]

Titel: Auf den Schwingen der Hölle - [ein Norwegen-Krimi]
Autoren: fhl Verlag Leipzig UG
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hatte unser Mädchen? Welche Chance haben wir, die Eltern? Sag es mir! Lebenslänglich bekommen wir, aber nicht der Täter! Ein Mörder wie Emmerlein aber wird resozialisiert im Luxusknast, hat ein Einzelzimmer, einen Fernseher, Bücher, wird hofiert von den Psychologen, bekommt sogar eine Ausbildung! Gibt es für uns beide eine zweite Chance? Oder gar für Manu? Er hat unser Leben zerstört, von einer Minute zur anderen, hat es total verändert, denn wir haben anders zusammengelebt, wir waren glücklich. Für mich, Sarah, kann es nur eine Antwort geben: Auge um Auge, Leben für Leben!«
    Sarah erhob sich langsam, wanderte unsicher zu dem Foto ihrer Tochter, trat ganz nahe heran, streichelte mit zitternden Fingern über das Gesicht unter dem Glas, schluchzte dabei, doch ohne zu weinen. Vorsichtig näherte er sich ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter und seine Stirn auf ihr Haar. Ein wilder Schmerz schien ihren Körper zu schütteln, der heftiger wurde, als er sie zu streicheln begann, mit schwerer Hand.
    Dann endlich weinte sie, mit dem Kopf an seiner Brust, beinahe lautlos.
    Sie wird mich begleiten, dachte er erleichtert, während er sie schützend mit seinen Armen umschloss, sie wird mir helfen, empfand er ihr Schluchzen doch als ein Ja, auch, wenn es ein widerstrebendes war …
    Aber ein Ja war es doch!

    Stunde um Stunde, auch noch tief in der Nacht und ohne zu ermüden, las er im Wohnzimmer im Licht der kleinen Stehlampe in den Reiseführern, machte sich Notizen, sein Zeigefinger glitt immer weiter, ruhelos, von Dorf zu Dorf. Schließlich holte er eine Flasche Glenfiddich aus der Küche, füllte ein Glas und trank immer wieder einen Schluck. In Skutvik würden sie die Fähre nehmen, die sie zu der kleinen Hauptstadt der Lofoten brachte, die Svolvaer hieß und zweitausendfünfhundert Kilometer würden dann schon hinter ihnen liegen, eine gewaltige Strecke. Von dieser Hauptstadt der Lofoten aus müssten sie die Dörfer an den Küsten der einzelnen Inseln absuchen, die in Frage kamen, am Vestfjorden und am Nordmeer. In jedem Ort aber galt es dann in Erfahrung zu bringen, ob ein roter Toyota Corolla gesehen worden und in welche Richtung sein blonder Besitzer weiter gereist war.
    Nachdenklich betrachtete er sein Whiskyglas, füllte den Inhalt wieder auf, trank hastig. Sein Zeigefinger verharrte nun auf einem Dorf, das sich als erste Bleibe anbot. Zwischen der Hauptstadt der Lofoten und dem letzten Dorf am Ende der langen Straße, die über alle Inseln führte, lagen vielleicht einhundertfünfzig Kilometer, und ein einzelner Mann mit einem blonden Pferdeschwanz, der in einem roten Toyota unterwegs war, würde gewiss auffallen.
    Er erhob sich, ging hinüber zum Sekretär, entnahm aus einem kleinen Fach das Messer, welches in einer harten Scheide ruhte, ein Fallschirmjägermesser, und seine Finger glitten beinahe zärtlich über die leicht geölte Klinge. Damit kann ich lautlos töten, dachte er, es ist besser als meine Pistole, denn in der Weite der Lofoten würde man jeden Schuss übernatürlich laut hören, verräterisch laut.
    Er legte das Messer sorgsam in das kleine Fach des Sekretärs zurück und breitete die Karte Norwegens auf der Schreibplatte aus, blickte konzentriert auf sie herab.
    Drei Tage werde ich benötigen, nicht mehr, wenn ich zügig fahre, überlegte er, um Skutvik zu erreichen und die Fähre, deren Ziel dann diese kleine Hauptstadt der Lofoten sein würde. Sechzehn Stunden werde ich sicher an einem Tag fahren können ohne am Lenkrad einzuschlafen, mit der wachsamen Sarah neben mir, die mich berühren kann, wenn mich wirklich einmal die Müdigkeit überkommt oder der so gefürchtete Sekundenschlaf.
    Dann aber drängte sich ihm unvermittelt ein Gedanke auf, vielleicht war es auch die innere Stimme, die er mitunter vernahm, wenn er nicht wusste, was er tun sollte oder die ihn einfach nur warnte: Du darfst Emmerlein nicht dort verscharren, wo du ihn töten wirst, das ist zu gefährlich, denn die Polizei wird die Gegend absuchen, wenn sie sein Auto entdeckten, einsam und verlassen. Den Toten musst du weit weg schaffen, sehr weit, vielleicht sogar auf die Inseln, die noch hinter den Lofoten liegen, die Vesterälen.
    Und so las er in gespannter Erwartung die ausführlichen Beschreibungen, die in einem der Reiseführer enthalten waren und stieß dabei auf einen Ort, wo er den Toten unbehelligt verbergen konnte, in den weitläufigen, grasbewachsenen Dünen zwischen den Dörfern Andenes und Bleik, am
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