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Auf den Flügeln der Sehnsucht

Auf den Flügeln der Sehnsucht

Titel: Auf den Flügeln der Sehnsucht
Autoren: Stefanie Burgemeister
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nicht danach aus." Franz war offensichtlich nicht gewillt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. "Ich erwarte zwei Entschuldigungen von dir, eine bei meiner Braut und eine bei mir."
       "Jetzt bist aber ganz narrisch geworden", brauste Josef auf. Er hatte an diesem Abend wirklich friedlich bleiben wollen, denn die Worte des Vaters waren auf einmal wieder in seinem Kopf. ´Ich hab kein gutes Gefühl heut `, hatte er ihn gewarnt. Vielleicht hätte er lieber auf ihn hören sollen.
       "Nun?"
       "Lass mich sofort los, Franz, sonst fangst eine von mir." Josef Baumann hatte gar keine andere Wahl als sich dem Kampf zu stellen, wenn er nicht sein Gesicht verlieren wollte. Er fühlte die Augen seiner Freunde auf sich ruhen, gespannt und irgendwie sensationslüstern.
       Noch immer hämisch grinsend hielt Franz ihm die Faust unter die Nase. "Willst es darauf ankommen lassen?" Er war als Raufbold bekannt, der keine Gelegenheit ausließ, den anderen zu beweisen, dass er der Stärkste im Dorf war.
       "Dann fang an", presste Josef zwischen den Zähnen hindurch. "Ich werde mir nix gefallen lassen, verlass dich drauf. Ich..." Er wollte noch etwas hinzufügen, doch dazu war es bereits zu spät. Die Faust seines Gegners landete mit Schwung an seinem Kinn.
       Heiße Wut stieg in Josef hoch. Wie ein wilder Stier stürzte er auf den Gegner zu und verpasste ihm einige Schläge, die Franz empfindlich trafen. Immer wieder hielt er jammernd seine Hände vor den Leib, doch er konnte Josef nicht davon abhalten, auf ihn einzuprügeln.
       "Hör auf, Sepp, du schlägst ihn ja tot." Eilig kam der Wirt angelaufen und versuchte, die beiden Streithähne zu trennen. In diesem Moment geschah es. Franz wich rasch zurück, als er merkte, dass Josefs Aufmerksamkeit für einen Moment lang abgelenkt war.
       Doch Josef war nicht bereit, einfach aufzuhören. Erneut versuchte er, sich auf Franz zu stürzen, doch der massige Mann stand nicht mehr da, wo er ihn vermutete.
       Josef verlor das Gleichgewicht, er wankte noch einige Schritte nach vorne in Richtung Theke, dann fiel er wie ein gefällter Baum gegen die hölzerne Kante eines Tisches. Dieser stürzte krachend um.
       Mit einem gurgelnden Laut sank der Mann zu Boden. Sein Körper zuckte einen Moment lang, dann lag er ganz ruhig da, rührte sich nicht mehr. Seine Augen hielt er geschlossen, und aus dem halb geöffneten Mund lief plötzlich ein dünnes Rinnsal Blut, das sich um sein Ohr sammelte.
       "Jessas Maria, jetzt ist er hin", stöhnte Franz und rieb sich das schmerzende Kinn. "Ich kann aber nix dafür, das habt ihr alle gesehen." Hilfesuchend blickte er in die Runde.
       Betretene Gesichter um ihn herum, erschrockene Blicke, die ihm auswichen. Es war so still in der Wirtsstube, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. "Er ist von ganz allein gestürzt", versicherte Franz erneut und kniete nun neben dem Bewusstlosen nieder. Er fasste nach seinem Handgelenk und suchte den Puls. "Er ist noch nicht tot. Schnell, einen Krankenwagen." Er sprang auf. "Jetzt mach doch endlich", herrschte er den Wirt an.
       Der rannte los, um zu telefonieren. Doch es dauerte noch fast eine Viertelstunde, bis endlich das Martinshorn zu hören war. Der Notarzt aus der Stadt untersuchte Josef Baumann, dann gab er den beiden Sanitätern, die ihn begleiteten, kurze Anweisungen.
       Mit geübten Griffen legte er die Infusionsnadel an, fixierte den Oberkörper in einer eigens dafür entwickelten Schiene, und dann wurde der noch immer Bewusstlose auf die Rolltrage gehoben. Vorsichtig transportierten sie ihn zum wartenden Auto, das sich langsam in Bewegung setzte.
       "Man muss den Vater verständigen", sagte der Wirt, als er die Stille nicht mehr ertragen konnte. "Wer..."
       "Mach du das", antwortete Franz und ließ sich stöhnend auf einem der Stühle nieder. Dann vergrub er seine Hände in den dichten strohblonden Haaren. Er konnte nicht fassen, was geschehen war. Nicht einmal Gerti, seiner Braut, gelang es, ihn zum Reden zu bringen. "Er darf nicht sterben, er darf einfach nicht sterben", war alles, was er noch sagen konnte.
       Inzwischen versuchte der Wirt, Martin Baumann telefonisch von dem Unfall zu verständigen. Es dauerte auch gar nicht lange, bis der alte Bauer den Hörer abnahm und sich meldete. "Ich fahr sofort los", war alles, was er sagte, und es hatte fast den Anschein, als hätte er nur auf diesen Anruf gewartet.
     
    * * *
     
       Lena Baumann stand am
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