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Auf den Flügeln der Sehnsucht

Auf den Flügeln der Sehnsucht

Titel: Auf den Flügeln der Sehnsucht
Autoren: Stefanie Burgemeister
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Tränen. "Lass mich zufrieden, Josef. Dein Trost ist bei mir nicht gefragt. Ich kann mir recht gut allein helfen."
       "Das scheint mir nicht so." Zum Glück hatte Josef, ehe er das Haus verließ, noch ein frisches Taschentuch eingesteckt, das er ihr jetzt galant reichte. "Darf ich mich nicht doch einen Moment zu dir setzen?" Seine Stimme klang jetzt samtweich, richtig mitfühlend wie die eines guten Freundes.
       Gerti schaute ihn überrascht an. Sie kannte Josef Baumann nur als Draufgänger und Haudegen. Dass er eine mitleidige Seele haben könnte, auf diese Idee war sie bis jetzt noch nicht gekommen. "Wenn du unbedingt willst..." Sie schluchzte plötzlich leise und griff dankbar nach seinem Taschentuch.
       "Vergiss den Franz", begann Josef jetzt einschmeichelnd. "Ich bin doch auch noch da, und du weißt ja, dass ich schon lang ein Auge auf dich hab."
       " Rede nicht so daher, Sepp", bat Gerti enttäuscht und warf das lange blonde Haar zurück, eine Bewegung, die sie anmutig und noch begehrenswerter erscheinen ließ. "Ich hab den Franzl lieb, und wir werden uns bestimmt wieder aussöhnen. Ich muss ihm nur sagen, dass ich im Unrecht bin, das ist alles."
       "Der Franz hat auch noch andere Eisen im Feuer", behauptete Josef jetzt. "Ich hab ihn schon öfter mit anderen Madln gesehen."
       "Du lügst."
       "Ich lüg nicht, so wahr ich da sitze. Gleich will ich tot umfallen, wenn ich dich angelogen hab." Seine Stimme war mit einem Mal so laut und hektisch, dass alle Gäste Zeuge dieser Unterhaltung geworden waren.
       Lisa, die eben das Bier an den Tisch hatte bringen wollen hielt mitten im Schritt inne. Jeder im Ort wusste, dass dies eine faustdicke Lüge gewesen war, die Josef eben ganz ohne Skrupel von sich gegeben hatte. Und es schien ihm offensichtlich gar nichts auszumachen, dass er das Schicksal versuchte, indem er sogar einen Meineid auf sein eigenes Leben schwor.
       Doch mit dem Schicksal kann man nicht spielen. Das sollte Josef noch an diesem Abend erfahren. Für eine Weile begann Gerti nämlich, an ihrem geliebten Franzl zu zweifeln, und sie beschloss, dass ihr das gleiche Recht zustand wie ihm.
       Josef war ein fescher Mann, das sah man natürlich auf den ersten Blick, auch sie, Gerti, trotz ihrer großen Liebe zum vermeintlich treulosen Franz. Doch als Mann hatte sie ihn bis jetzt eigentlich nie gesehen. Das änderte sich in dem Moment, als sie an Franzls Treue zu zweifeln begann.
       Sie zog ihre Hand nicht weg, als Josef die seine drauflegte, und nach einer Weile ließ sie es sogar zu, dass er sie vor allen anderen ganz sacht auf die Lippen küsste. Es gefiel ihr wider Erwarten zwar nicht, doch sie empfand bei seiner Berührung zumindest so etwas wie Genugtuung gegenüber ihrem angeblich treulosen Bräutigam.
       Doch jetzt meldete sich das Schicksal zu Wort in Gestalt von Franz Moosbrugger, der zuerst ein wenig unsicher an der Tür stehengeblieben war, denn er war eigentlich kein Wirtshausgänger. Dann jedoch hatte er Gerti entdeckt, und er sah auch noch den Kuss, den Josef seiner Verlobten auf die Lippen gab.
       Heiße Wut stieg in dem Mann auf, dessen Gestalt der eines ausgewachsenen Braunbären glich. Er holte tief Luft und schien in diesem Moment noch ein Stückchen zu wachsen. Dann ballte er die Hände zu Fäusten und marschierte auf Josef Baumann zu. "Bist narrisch geworden?" herrschte er ihn an, ohne Gerti eines Blickes zu würdigen.
       Sofort ließ Josef von Gerti ab. "Du, Franzl?" Er erhob sich und blickte den Hünen unsicher an. "Was willst von mir? Immerhin war ich da, um Gerti zu trösten, die unter deiner Ungerechtigkeit sehr gelitten hat."
       "Gerti ist mein Madl, und wenn wir hin und wieder Streit miteinander haben, dann geht dich das überhaupt nix an. Außerdem hab ich ganz genau gesehen, dass du sie geküsst hast." Er packte Josef am Kragen seiner Jacke. "Was hast du mir zu sagen?"
       "Nix ."
       "Was du mir zu sagen hast, will ich wissen, sonst..." Drohend hob er die Faust.
       "Geh, lass den Unsinn, Franz." Ärgerlich versuchte Josef, die etwas zu groß geratene Pranke seines Gegenübers von seinem Janker zu lösen.
       Doch die hielt den Stoff fest wie ein Schraubstock.
       "Lass mich los, Franz, sonst..."
       "Sonst...", wiederholte Franz gedehnt und grinste breit .“Willst es etwa auf eine Rauferei ankommen lassen?" Er lachte heiser. "Mir soll es recht sein."
       "Ich will meine Ruhe, sonst gar nix".
       "Das sieht mir aber
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