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Auf den Flügeln der Sehnsucht

Auf den Flügeln der Sehnsucht

Titel: Auf den Flügeln der Sehnsucht
Autoren: Stefanie Burgemeister
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sich mit allen Fasern ihres Herzen nach zuhause sehnte, wagte sie gar nicht, sich einzugestehen.
       Mit leiser Wehmut duschte die junge Frau, dann zog sie ihr Nachthemd an und kroch fröstelnd ins Bett. Doch sie konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken stürmten auf sie ein, so dass sie wenig später noch einmal aufstand und eine Schlaftablette aus dem Bad holte, die sie mit einigen Schlucken Wasser hinunterschluckte.
       Kaum eine halbe Stunde später fühlte sie bereits die wohltuende Müdigkeit, die sich in ihr ausbreitete. Und ohne dass sie es merkte glitt sie hinüber in ein Land, in dem die Träume alle Macht besaßen. So hörte sie auch nicht das Läuten des Telefons, das im Wohnzimmer stand. Sie hatte die Tür geschlossen, und kein Laut drang an ihr Ohr, obwohl der Apparat immer wieder hartnäckig klingelte.
       Am Morgen stand Lena wie gerädert auf. Sie wusch sich, dann ging sie ins Wohnzimmer, um ihre Tasche zu holen. Es war höchste Zeit, sich fertig zu machen, denn sie wollte Gustl nicht warten lassen, ihn aber auch nicht in ihre Wohnung bitten.
       Da fiel ihr Blick auf den Anrufbeantworter, dessen rotes Lämpchen irgendwie vorwurfsvoll blinkte. Hatte sie es gestern Abend übersehen? Nein, das konnte nicht sein, davon war sie überzeugt. Also musste der Anruf in der Nacht gekommen sein, als sie bereits ihre Schlaftablette genommen hatte.
       Lena drückte auf den Knopf, das Band spulte ein ganzes Stück zurück. Offensichtlich hatte der Anrufer ihr viel zu sagen gehabt.
       "Lena... Lena..."
       Die junge Frau zuckte zusammen. "Vater!" entfuhr es ihr erschrocken. Dann lauschte sie weiter.
       "Lena, bist nicht daheim? So ein Unglück. Josef hat bei einer Rauferei einen Unfall gehabt. Er ist in der Klinik, ganz in der Nähe deiner Bank. Es ist jetzt kurz nach Mitternacht. Bitte komm, so schnell du kannst, Lena, wenn du ihn noch lebend sehen willst..." Die letzten Worte wurden immer wieder von aufgeregtem Keuchen unterbrochen.
       Wie erstarrt stand Lena da und überlegte, ob sie das alles nur träumte oder ob es die Wahrheit war. Josef sollte so schwer verunglückt sein, dass man mit dem Schlimmsten rechnen musste? Nein, sie schüttelte den Kopf. Das konnte und das wollte sie nicht glauben. Dennoch musste sie sich davon überzeugen, wie es dem Bruder ging.
       Mit zitternder Hand griff sie nach ihrer Tasche und rannte nach unten. "Bitte, fahr mich rasch zum Krankenhaus, Gustl", bat sie den Mann, der bereits auf sie wartete. "Mein Bruder ist verunglückt. Ich weiß auch nicht, ob ich heute noch zur Arbeit gehen kann. Kommt darauf an..."
       Gustl war feinfühlig genug, um keine Fragen zu stellen. Er warf Lena nur immer wieder einen besorgten Seitenblick zu, während er sein Auto umsichtig durch den morgendlichen Verkehr steuerte. "Wir sind da", sagte er wenig später und fuhr auf den Parkplatz. "Soll ich auf dich warten? Ich könnte in der Bank anrufen."
       Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Lieb von dir, Gustl", wehrte sie ab. "Doch ich bin sicher, dass das keinen Sinn hat. Ich werde mich selbst bei dir melden, wenn nicht bei der Arbeit, dann heute Abend zuhause. Ich muss los."
       Gustl blieb natürlich nichts anderes übrig als zuzustimmen, obwohl er sie viel lieber begleitet hätte, schon um ihr zu zeigen, dass er an ihre Seite gehörte. "Ich denk an dich und ich warte auf deinen Anruf. Wenn du mich brauchst bin ich da!", rief er ihr noch nach, als sie bereits davonlief. Und leise fügte er noch hinzu: "Wahrscheinlich mehr, als du je an mich gedacht hast." Er startete erneut den Motor und fuhr davon.
       Es war ein schwerer Weg, den Lena jetzt antrat. Noch immer saß ihr der Schreck über den Anruf des Vaters in allen Knochen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals vor Aufregung, als sie den langen, hellen Gang entlang lief und jemanden suchte, den sie nach dem Bruder fragen konnte. Insgeheim fürchtete und erwartete sie, dass man ihr lediglich mitteilen würde, ihr Bruder sei noch in der Nacht verstorben.
       Endlich kam ihr eine ältere Krankenschwester entgegen, die ein Tablett mit Medikamentengläschen trug. Desinteressiert blickte sie die Fremde an. "Kann ich Ihnen helfen?"
       Lena zuckte zusammen. "Ich... suche meinen Bruder - Josef Baumann." Sie spürte, wie sie plötzlich am ganzen Körper zu zittern begann. "Kann ich ihn besuchen?"
       "Hier sind Sie falsch", antwortete die Krankenschwester sofort. "Er liegt auf der Intensivstation, eine Etage tiefer. Doch
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