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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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gewesen war. Der Mörder schien sich seine Opfer zufällig auszusuchen, es gab keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern. Er hatte kein offensichtliches Motiv und er hinterließ so gut wie keine Spuren. An den Leichenfundorten waren zwar einige Beweisstücke gesichert worden, aber diese schienen absichtlich dort platziert worden zu sein. Die Leichenfundorte waren inszeniert wie Bühnenbilder. Ein kreativer Mörder, konnte Ty nicht umhin zu denken.
    Schon acht Morde, und es würden weitere folgen. Nur bei zweien seiner Opfer hatte der Killer auf die Inszenierung nach dem Tod verzichtet, nämlich bei den beiden FBI Agenten, die die Morde untersucht hatten. Zwei gut trainierte Agenten, beide ehemalige Militärs, die in ihrem Hotelzimmer aus nächster Nähe erschossen worden waren, noch ehe sie ihre eigenen Waffen hatten abfeuern können. Der einzige Grund, weshalb das FBI ihren Tod diesem Mörder zuschrieb, war, dass sie an dem Fall gearbeitet hatten. Das FBI glaubte nicht an Zufälle.
    Seufzend schüttelte Ty den Kopf und blinzelte, als er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. „Scheiße“, stöhnte er, kramte etwas Geld aus der Hosentasche und ließ es auf dem Tisch, während er seine streng vertraulichen Unterlagen zusammenraffte und sie kurzerhand unter seine Jacke stopfte. Er hatte morgen—heute, genau genommen—noch einiges zu erledigen vor dem Abflug am frühen Montagmorgen.

    Z ANE saß an seinem Esszimmertisch und hatte einen ganzen Stapel Aktenkopien vor sich ausgebreitet. Darstellungen der einzelnen Fälle, Berichte, Autopsieprotokolle, Tatortfotos, forensische Beweise… Es gab so viel zum Durchlesen, so viele Details. Einzelheiten, die in Zanes analytischem Verstand hängen blieben und gefiltert wurden. Schon seit Stunden sichtete er die Dokumente, immer auf der Suche nach Mustern, nicht im Fall selbst, sondern in der Vorgehensweise: wo wurde die Standardprozedur genau befolgt, wo gab es Abweichungen, wo gab es Lücken in den Ermittlungen, wo zu viele unnötige Informationen. Es hatten inzwischen soviele Köche in diesem Brei herumgerührt, dass der Fallschon jetzt das reinste Chaos war.
    Zane nahm nachdenklich einen Bissen von seinem späten Sonntags-Abendessen, Hühnersalat mit Trauben. All das war einfach genug nachzuvollziehen. Er hatte sich bereits entschieden, einige spezialisierte Agenten anzurufen, um sie zu befragen; vielleicht konnte Serena Scott von der New Yorker Verhaltensanalyse-Einheit ihm hierbei helfen. Als Profilerin untersuchte sie andauernd Morde, und obwohl dieser Fall sie alle in den Wahnsinn trieb, konnte sie Zane bestimmt einiges erklären. Mord war nicht gerade seine Stärke. Außerdem schuldete sie ihm einen Gefallen.
    Wenn man mal fast zwanzig Jahre für das FBI gearbeitet hatte, waren einem so einige Leute so manchen Gefallen schuldig.
    Seufzend schob er die fertige Tabelle mit seiner Vergleichsanalyse der Sektionsberichte beiseite, brachte seine Salatschale zur Küchenspüle und spülte sie gut aus, bevor er die Theke abwischte. Er sah auf die Uhr an der Wand, streckte sich und ließ seine Halswirbel knacken. Er würde früh los müssen, um von Arlington rechtzeitig nach Dulles zu kommen, wo der Flieger um 5:30 Uhr starten würde. Und er würde in nächster Zeit jedes bisschen Geduld und innere Stärke zusammenkratzen müssen, um durchzustehen, was ihn erwartete.

    E S WAR ein normaler Passagierflug, und die Tickets waren am Schalter der Fluggesellschaft für sie hinterlegt worden. Ty rollte den Kopf hin und her, lockerte seine Krawatte und grummelte frustriert vor sich hin, währender in der nebligen Morgendämmerung über den Parkplatz ging. Die Anzugjacke hing ihm von einem Arm, zwei Reisetaschen mit Kleidung und Ausrüstung von der Schulter. Eine ramponierte, zerkratzte lederne Umhängetasche trug er mit dem Riemen quer über die Brust. Er war ein wenig zu spät, aber das störte ihn nicht sonderlich. Als er in den Flughafen kam, mit schiefer Krawatte und zerknautschtem Sakko, zog er sich schließlich den Riemen der Ledertasche über den Kopf und ließ alles fallen, um seine Jacke richtig anzuziehen. Dann packte er sich alles wieder auf, rückten seine Taschen zurecht und bahnte sich seinen Weg zum Check-in Schalter.
    „Wusste ich‘s doch, dass Sie zu spät kommen würden“, kommentierte Zane, als Ty an ihm vorbeiging.
    „Wusste ich‘s doch, dass du mich immer noch am Arsch lecken kannst“, antwortete Ty kopfschüttelnd. Er ging nicht langsamer, während Zane
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