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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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musste. Nun ja, Ty war nicht der einzige, der es schwer gehabt hatte. Zane tat sein Bestes, um die Wut zu unterdrücken, die dieser Gedanke in ihm aufsteigen ließ. Aber inzwischen war es so weit, dass er Ty am liebsten genüsslich die Gurgel zugedrückt hätte. Im Bureau wären sie bestimmt begeistert , wenn sie das wüssten.
    Es wäre das Beste für alle Beteiligten, wenn er den Mann neben sich einfach ignorierte, beschloss Zane. Er holte die Tabelle mit seiner vergleichenden Analyse der Sektionsberichte heraus und vertiefte sich in die Notizen, die er sich in seiner winzigen, krakeligen Schrift dazu gemacht hatte. Zumindest konnte er so die Zeit sinnvoll verbringen.
    Ty ließ sich mit einem tiefen Seufzer in seinen Sitz fallen und schüttelte den Kopf, während er nach dem Sicherheitsgurt kramte. Sein brandneuer Partner war soeben durch die erste Prüfung gerasselt. Wer sich dermaßen angiften ließ, ohne auch nur einmal „fick’ dich“ zu sagen, konnte nur ein karrieregeiler Arschkriecher sein, der hinter einem Schreibtisch oder im Zivilleben besser aufgehoben wäre. Sein letzter Partner, hatte wenigstens genauso gut austeilen wie einstecken können, dachte Ty und verzog das Gesicht.
    Zane hörte Tys genervtes Schnauben wohl, ignorierte es aber. Er biss die Zähne zusammen und wünschte sich weit weg. Dieser Einsatz würde eine Katastrophe werden, und es sah ganz so aus, als könnte Zane nicht das Geringste dagegen tun. Er konnte sich nur ausmalen, in welche bürokratische Tretmühle man ihn wohl verdammen würde, sollte das hier schief gehen. Oder wenn das Bureau ihn feuerte, wie sollte er dann wohl einen neuen Job finden? Die ganzen Jahre, und alles für die Katz. Das regte ihn mehr auf als alles andere.
    Der Flug dauerte nur eine Stunde, und Ty hatte sich fest vorgenommen, den ganzen Scheiß-Trip zu verschlafen. Nur das Kind in der Reihe hinter ihnen, das ständig gegen seine Rückenlehne trat, hielt ihn noch wach, als das Flugzeug zur Startbahn rollte. Er drehte sich um und starrte zwischen den Sitzen hindurch, kniff seine haselnussbraunen Augen zusammen und durchbohrte das Kind mit seinem Blick.
    „Tritt noch einmal dagegen, und ich reiß’ dir die Zehen ab und fresse sie“, drohte er.
    „Reißen Sie sich zusammen“, rügte Zane und drehte den Kopf zur Seite, um die Situation zu begutachten. „Er ist vielleicht gerade mal drei Jahre alt. Er weiß es nicht besser.“
    „Jetzt weiß er es“, erwiderte Ty, drehte sich wieder um und lehnte sich zufrieden in seinem Sitz zurück. Hinter ihm hielt eine entsetzte junge Mutter die Zehen ihres Sohnes fest, und starrte sprachlos und mit großen Augen Tys Hinterkopf an.
    „Kein bisschen soziale Kompetenz“, murmelte Zane kopfschüttelnd. „Wundert mich nicht, dass so jemand im Bureau immer tiefer sinkt.“
    „Wie’n Bleigewicht“, sagte Ty schnoddrig und legte lächelnd den Kopf zurück. „Hab gehört, es wollte sonst keiner mit dir arbeiten.“
    Zane kniff leicht die Lippen zusammen. „Sie sollten mal Ihr Gehör testen lassen“, sagte er unbewegt, ohne von seinen Papieren aufzuschauen.
    „Mein Gehör ist perfekt, Skippy. Du wurdest ‘befördert’, nicht?“, fragte Ty fragte sarkastisch. Ohne die Augen zu öffnen, machte er mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft um das Wort. „Ich sag’s dir nur ungern, Kollege, aber auf gleicher Ebene in eine andere Abteilung versetzt zu werden, das ist keine Beförderung. ‚Die Unerwünschten abschieben’ nennt man das.“
    „Wer so weit unten auf dem absteigenden Ast sitzt, weiß das ja bestimmt aus erster Hand.“
    „So wie’s aussieht, sitzen wir da doch beide, du Papiertiger“, bemerkte Ty fröhlich. „Der Unterschied ist, dass mir das am Arsch vorbeigeht.“Er hob die Hand, machte das Licht aus und stellte sich die Belüftung auf kalt.
    Anstatt zu antworten, schloss Zane nur für einen Moment die Augen, um seinen aufflammenden Ärger hinunterzuschlucken. Es war wahr. Ty war alles scheißegal. Aber Zane nicht, also waren sie wohl dazu bestimmt, einander ständig an die Gurgel zu gehen, solange sie zur Zusammenarbeit gezwungen waren.
    In dem Bewusstsein, einen Nerv getroffen zu haben, kicherte Ty leise vor sich hin. Vielleicht würde das hier ja doch ganz lustig werden, dachte er bei sich, selbst wenn sie sich am Ende gegenseitig umbrachten.
    Zane konzentrierte sich wieder auf seine Notizen. Der Rest des Fluges verlief ruhig. Einzelheiten über die Todesfälle schwirrten in seinem Kopf
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