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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs
Autoren: T Brisbin
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vier Augen stattfinden. Du bist herzlich eingeladen, an der Trauung teilzunehmen, wie alle anderen Gäste." Er sah sich gezwungen, einen scharfen Ton anzuschlagen, sonst würde sie sich über seine Anweisungen hinwegsetzen.
    Einen Augenblick fürchtete er, sie würde ihm den Gehorsam verweigern, doch dann besänftigten sich ihre Gesichtszüge. Ihre Augen wurden feucht. Orrick wusste, dass sie diesmal ihre Tränen nicht bewusst als Waffe einsetzte, um sein Mitleid zu erregen und ihn umzustimmen. Ihre Worte bestätigten seinen Eindruck.
    "Ich wünschte nur, dein Vater könnte das noch erleben. Er hat sich so sehr gewünscht, dass du dich noch zu seinen Lebzeiten verheiratest, aber …" Sie beendete den Satz nicht.
    Orrick schlug einen versöhnlicheren Ton an. "Ich konnte mich nicht dazu entschließen, und nun erlebt er es nicht mehr. Auch ich bedauere das." Er näherte sich seiner Mutter.
    "Es wird sich alles verändern", flüsterte sie.
    Er hörte die Angst in ihrer Stimme. Mit der Ankunft seiner Ehefrau würde sie ihre Position als Burgherrin verlieren, die das Gesinde beaufsichtigte und für den reibungslosen Ablauf der Wirtschaft und Verwaltung der Burg sorgte. Sie musste sich mit der Rolle einer Zuschauerin begnügen, ohne Machtbefugnisse oder Befehlsgewalt, falls er oder seine Ehefrau ihr nicht einen besonderen Aufgabenbereich zuwiesen. War seiner Mutter eigentlich klar, dass sie ihm nun Gelegenheit gab, mit ihr über dieses heikle Thema zu sprechen?
    "Mutter", begann er, ohne recht zu wissen, wie er sich ausdrücken sollte. "Nach der Hochzeit …"
    "Wenn du mir eine Eskorte zur Verfügung stellst, reise ich umgehend zu meinem Witwensitz in der Nähe von Ravenglass. Ich halte es für angebracht, mich möglichst bald dorthin zu begeben. Du kannst mir nach deiner Rückkehr in Silloth mein Gepäck schicken lassen."
    Sie sprach zwar ruhig und gelassen, aber Orrick konnte beinahe ihren jagenden Herzschlag spüren. Er hörte, wie sie den Atem anhielt und auf seine Antwort wartete, die ihr Schicksal besiegeln würde. Zu gut kannte er seine Mutter und wusste genau, dass sie nichts mehr hasste, als auf ihren Alterssitz verbannt zu werden; eine Burg, die noch entlegener war als Silloth Castle. Er musste eine Lösung finden, mit der er ihre Bedenken beseitigen und zugleich Spannungen im eigenen Heim vermeiden konnte.
    "Deine Burg in Ravenglass ist noch keine geeignete Wohnstätte für dich. Das Haus muss erweitert und instand gesetzt werden. Bis die Arbeiten ausgeführt sind, halte ich es für angebracht, dass du in Silloth bleibst und meine Braut in der Wirtschaftsführung anleitest. Du kannst ihr helfen, sich einzugewöhnen und sich mit unseren Leuten und ihrer neuen Umgebung vertraut zu machen."
    Nach lastendem Schweigen entfuhr seiner Mutter ein befreiender Seufzer. Ihre Schultern entspannten sich, und er wusste, dass er die richtigen Worte gefunden hatte.
    "Ich werde nur so lange bleiben, wie die neue Burgherrin meine Unterstützung braucht, Orrick. Ich will nicht in einem Haus wohnen, in dem ich nicht erwünscht bin."
    Orrick nahm sie in die Arme. "Ich weiß, dass du dich zurückhalten wirst, Mutter. Du meinst es ja nur gut."
    Ihrer beider Worte klangen hohl. Lady Constance war eine unverbesserliche Klatschbase. Sie tratschte über alle und jeden, nicht nur in Silloth, sondern auch auf seinen anderen Burgen. Sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, war ihr, zumal nach dem Tod ihres Gatten, zum Lebensinhalt geworden. Aber heute, an seinem Hochzeitstag, wollte er ihr glauben und hoffen, es würde sich alles zum Guten wenden.
    Er trat einen Schritt zurück. "Nun lass mich bitte allein, Mutter. Ich will mich auf das Treffen mit meiner Braut vorbereiten."
    Er hatte den Eindruck, seine Mutter wolle noch etwas sagen, doch dann bildete sich eine steile Falte auf ihrer Stirn, ihre Lippen verschlossen sich zu einem schmalen Strich. Orrick hätte es vorgezogen, hier in der Ungestörtheit seines Gemachs weitere verächtliche Bemerkungen von ihr zu hören. Er wartete. Da sie beharrlich schwieg, beugte er sich vor und küsste sie auf die Stirn.
    "Alles wird gut, Mutter. Vertraue mir."
    Lady Constance neigte den Kopf und zog sich ohne ein weiteres Wort zurück. Orrick atmete erleichtert auf, allmählich fiel die Spannung von ihm ab. Die erste einer Reihe unangenehmer Unterredungen hier in Woodstock, vielleicht die schwierigste, lag hinter ihm. Nun konnte er der Begegnung mit seiner Braut leichteren Herzens entgegenblicken,
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