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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs
Autoren: T Brisbin
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Seite gestellt worden, um sicherzustellen, dass das Hofprotokoll bis ins kleinste Detail befolgt wurde. Der Haushofmeister Seiner Majestät hier in Woodstock hatte ihn in den letzten beiden Tagen aufgesucht und der Zufriedenheit des Königs über Orricks unverzügliche Anreise und seine Zustimmung zu dieser Vermählung Ausdruck verliehen.
    Offenbar war die Frau zum Problem geworden, da Henry sie so eilig loswerden wollte. In wenigen Stunden würde sie ihm gehören – sie würde seine Gattin und damit seine Angelegenheit sein.
    "Es reicht, Gerard! Hör endlich damit auf", sagte Orrick unwirsch.
    Der Kammerdiener wusste, dass sein Herr mit seiner Geduld am Ende war, drängte seine Gehilfen zur Eile und scheuchte sie alsbald weg. Gerard bedachte ihn mit einem letzten prüfenden Blick, bevor auch er sich zurückzog.
    Argwöhnisch blickte Orrick an sich herunter. Er trug eine prachtvoll bestickte Tunika und schwere Goldketten, die ihm bis zum Gürtel hingen. Er hasste diesen Aufwand. Er verabscheute das Leben bei Hofe, samt all dem Prunk. Aber als treuer Gefolgsmann des Königs sah er sich gezwungen, all das über sich ergehen zu lassen, bevor er endlich nach Hause reiten und sein gewohntes Leben im fernen Norden von England wieder aufnehmen konnte.
    Zusammen mit seiner Gemahlin.
    In einer knappen Stunde würde er ihre Bekanntschaft machen – eine Gefälligkeit, die der König auf Ersuchen der Dame gewährt hatte. Sie wusste nichts von ihm; die Mehrzahl der Höflinge konnten ihn nicht einmal beschreiben und würden ihn nicht erkennen, wenn sie ihn sahen. Aber niemand in Woodstock zögerte, von ihr zu sprechen. Orrick hatte seit seiner Ankunft bereits manche Geschichten über Marguerite gehört; die Lobeshymnen über sie klangen ihm in den Ohren.
    Sie war schön. Ihr langes goldenes Haar reichte beinahe bis zum Boden, umfloss ihre üppigen Formen wie ein schimmernder Vorhang. Dichter hatten ihre strahlend blauen Augen und ihre vollen roten Lippen besungen.
    Marguerite war sehr gebildet, hatte eine ausgezeichnete Erziehung genossen und beherrschte fünf Sprachen in Wort und Schrift, einschließlich Latein und Griechisch.
    Obgleich unehelicher Geburt, reichte ihr Stammbaum bis zu Karl dem Großen und anderen Königen des Frankenlandes zurück. Sie hatte Verbindungen zu den meisten königlichen Familien der christlichen Welt auf dem europäischen Kontinent.
    Und sie war die Mätresse des Königs.
    Orrick öffnete das Fenster und betrachtete das emsige Treiben auf dem Burghof. Er atmete die frische Morgenluft tief ein und hoffte, seine Bedenken zu beschwichtigen. Er hätte gerne mit jemandem über seine Situation gesprochen, aber es gab niemanden, dem er seine Zweifel über diese Heirat anvertrauen konnte. Er befürchtete, dass es sich nicht nur um einen schlichten Befehl des Königs handelte. Wurde ihm diese Demütigung zuteil, weil er nur ein einfacher englischer Adeliger war und kein Günstling des Königs? Wurde er wegen einer Verfehlung seines Vaters oder seiner Mutter gegen die Plantagenets bestraft?
    Er hatte nicht die Absicht, sich in Woodstock unter den argwöhnischen Blicken des Hofstaats eine Blöße zu geben. Er würde Marguerite heiraten und sie in seine Heimat bringen. Falls es Differenzen zwischen ihnen geben würde, wollte er sie auf seiner Burg bereinigen, wo niemand seine Autorität in Frage stellte. Abgesehen von der Frau, die nun unangemeldet sein Gemach betrat.
    "Hast du sie schon kennen gelernt? Wurde sie dir vorgestellt?" Seine Mutter hatte ihn, wie nicht anders zu erwarten, nach Woodstock begleitet. Aber ihre Anwesenheit war ihm keine Hilfe. Im Gegenteil, ihre Fragen und verschleierten Andeutungen verstärkten seine Zweifel.
    "Ich treffe sie in einer Stunde, Mutter", sagte er, wandte sich vom Fenster ab und blickte ihr ins Gesicht. Um jeden Zweifel auszuräumen, fügte er hinzu: "Unter vier Augen."
    Orrick sah, wie schwer es seiner Mutter fiel, keinen Einspruch zu erheben. Ihr immer noch faltenloses Gesicht verhärtete sich. Wann hatten sich graue Fäden in ihr flachsblondes Haar eingeschlichen? Ihre hohe schlanke Gestalt begann in die Breite zu gehen. Sie ähnelte immer mehr ihrer eigenen Mutter. Bei näherem Hinsehen fiel ihm auch auf, dass der Glanz ihrer grünen Augen ein wenig verblasste.
    "Allein? Aber bei diesem wichtigen Treffen sollte jemand aus deiner Familie und der Familie der Braut anwesend sein. Ich muss …"
    "Du musst gar nichts, Mutter. Meine erste Begegnung mit Marguerite wird unter
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