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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs
Autoren: T Brisbin
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seinen Grübeleien zu stören. Sein langes Schweigen machte sie beklommen, doch dann hielt er endlich inne und wandte sich ihr zu.
    "Vor einigen Jahren", begann der König, "unterstützte ich einen Mönch aus Sempringham in seinem Kampf gegen seine revoltierenden Laienbrüder, welche unbotmäßige Forderungen stellten." Marguerite konnte sich nicht denken, worauf er damit hinauswollte, wartete aber geduldig auf seine weitere Erklärung. "Heute erfreut sich dieser Orden, der unter meinem Patronat steht, eines regen Zulaufs. Eines dieser mittlerweile gegründeten Nonnenklöster, dem ein Laienstift angeschlossen ist, wäre der geeignete Ort, wo Ihr die Geburt Eures Kindes abwarten könnt."
    Hatte er die Absicht, sie zu verstoßen?
    "Hoheit, wollt Ihr mich etwa in ein Kloster verbannen?" Der Gedanke nahm ihr den Atem. "Ich will doch nur …"
    "Ich verstehe, Marguerite", unterbrach er sie mit diesem unwiderstehlichen Lächeln, das sie bereits bei ihrer ersten Begegnung so sehr in Bann gezogen hatte. "Es ist besser, die Geburt des Kindes geheim zu halten, bevor weitere Entscheidungen zwischen uns getroffen werden."
    Die Angst kroch ihr eiskalt den Rücken hinauf. Eine dunkle Ahnung warnte sie, dass er ihr die Worte im Mund umdrehte, um sie für seine eigenen Ziele zu nutzen. Der König pflegte selbstherrlich seine Interessen zu verfolgen, ohne Rücksicht auf andere zu nehmen. Marguerite aber hätte ihre privilegierte Stellung bei Hofe nicht ohne ihre Beharrlichkeit und Durchsetzungskraft erreicht. Deshalb wagte sie erneut einen Vorstoß. Sie durfte nicht riskieren, dass er sie entließ, ohne ihr eine bindende Zusage zu geben.
    "Und eine legale Verbindung, Sire? Wird es nach der Geburt eine Hochzeit geben?"
    Henry trat zu ihr, nahm sie bei den Armen und zog sie unsanft auf die Füße. Bei seiner stürmischen Umarmung entglitt der Kelch ihren Händen und fiel klirrend zu Boden. Der König küsste sie leidenschaftlich und besitzergreifend, wie so oft in ihrer glutvollen Liebesbeziehung. Er kostete innig von ihren Lippen, und sie spürte, wie ihr Widerstand schmolz und sie sich seinen Wünschen beugen würde. Als sie sich atemlos an ihn klammerte, löste er sich von ihr und sah sie mit seinen durchdringenden machtbesessenen Augen lächelnd an.
    "Seid unbesorgt, meine schöne Marguerite, es wird eine legale Verbindung geben."

1. Kapitel
     
    Abbeytown
    Silloth-on-Solway, England
    Im Jahr des Herrn 1178
     
    "Mylord!"
    Auf dem Weg zu seinem Pferd drehte Orrick sich nach der kraftvollen Stimme des Mönchs um, dessen hoch gewachsene, breitschultrige Gestalt sich mit weit ausholenden Schritten näherte. Brachte er eine Botschaft?
    "Bruder David? Gibt es noch etwas?"
    Er kannte die meisten Klosterbrüder mit Namen, da er die Abtei seit frühester Kindheit häufig besucht hatte, anfangs mit seinem Vater und später allein. Bruder David war vor vierzehn Jahren in den Orden eingetreten. Mittlerweile unterstand ihm die Aufsicht über die große Anzahl der Schreiber in der Abtei.
    "Der hochwürdige Herr Abt bittet noch um eine kurze Unterredung und erwartet Euch in seiner Studierstube."
    Orrick klemmte sich den Helm unter den Arm, nickte seinen Männern zu und folgte Bruder David durch den Wandelgang des Klosters. Es musste sich um eine wichtige Angelegenheit handeln, sonst hätte der Abt ihn nicht noch einmal rufen lassen. Wenig später stand er dem Gottesmann gegenüber.
    "Tretet ein, Mylord. Jemand möchte Euch sprechen, und ich halte ein Gespräch unter vier Augen für angebracht."
    Orrick bückte sich beim Eintreten unter dem niedrigen Türsturz. Ein Kurier des Königs, der die Insignien des Hauses Plantagenet trug, stand vor dem Schreibtisch des Abts, auf dem sich Schriftrollen und Bücher stapelten. Der Klostervorsteher zog sich schweigend zurück und schloss die Tür leise hinter sich.
    "Mylord", begann der Gesandte mit einer höflichen Verbeugung. "Abt Godfrey will uns beiden eine unnötige Reise ersparen. Dies schickt Euch der König."
    Orrick zögerte einen Moment, die Pergamentrolle mit dem königlichen Siegel entgegenzunehmen, die der Bote ihm reichte. Da er keinen Brief des Königs erwartete, der sich zurzeit im französischen Anjou aufhielt, ahnte er nicht, welche Kunde das Pergament enthalten mochte. Aus einem unerfindlichen Grund wollte er es auch nicht wissen.
    Zögernd streifte er den Kettenhandschuh ab, griff nach dem Schreiben und entband damit den Gesandten seiner Pflicht. Er brach das Siegel, trat ein paar
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