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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories
Autoren: Agatha Christie
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Mann mit dem Schnurrbart. »Ich fände es angebracht, wenn alle – bis auf Sie und mich – das Zimmer jetzt verließen.«
    Wieder wurde seine Autorität von niemandem angezweifelt. Der hagere Mann drängte die anderen hinaus. Poirot und Hugo Trent blieben allein zurück.
    Trent starrte Poirot an und sagte: »Hören Sie mal – wer sind Sie eigentlich? Ich meine, ich habe nicht die leiseste Ahnung. Was tun Sie hier?«
    Poirot zog eine Visitenkartentasche hervor und entnahm ihr eine Karte.
    Hugo Trent starrte sie an und sagte: »Privatdetektiv – was? Gehört habe ich natürlich schon von Ihnen… Aber ich begreife immer noch nicht, was Sie ausgerechnet hier zu suchen haben?«
    »Sie wußten also nicht, daß Ihr Onkel – er war doch Ihr Onkel, nicht wahr?«
    Sekundenlang blickten Hugos Augen auf den Toten hinunter.
    »Der Alte? Ja – natürlich war er mein Onkel.«
    »Sie wußten aber nicht, daß er mich hierher bestellt hatte?«
    Hugo schüttelte den Kopf. Langsam sagte er: »Nicht die geringste Ahnung hatte ich.«
    In seiner Stimme schwang etwas mit, das ziemlich schwer zu bestimmen war. Sein Gesicht wirkte hölzern und einfältig – es hatte einen Ausdruck, der nach Poirots Ansicht in Zeiten der Anspannung eine ausgezeichnete Maske bildete. Ruhig sagte Poirot: »Wir befinden uns hier in Westshire, nicht wahr? Dann kenne ich den Chief Constable, Major Riddle, sehr gut.«
    »Riddle wohnt ungefähr eine halbe Meile entfernt«, sagte Hugo. »Wahrscheinlich wird er persönlich herkommen.«
    »Das«, sagte Poirot, »wäre sehr schön.«
    Vorsichtig begann er das Zimmer zu durchsuchen. Er zog den Fenstervorhang zur Seite, betrachtete die bis zum Fußboden reichenden Fenster und drückte mit der Hand leicht dagegen. Sie waren geschlossen.
    An der Wand hinter dem Schreibtisch hing ein runder Spiegel. Das Glas war zersplittert. Poirot bückte sich und hob einen kleinen Gegenstand auf.
    »Was ist das?« fragte Hugo Trent.
    »Das Geschoß.«
    »Es durchschlug seinen Kopf und traf dann den Spiegel?«
    »Es scheint so.« Poirot legte das Geschoß sehr sorgfältig an dieselbe Stelle zurück, an der er es gefunden hatte. Dann trat er an den Schreibtisch. Einige Papiere waren säuberlich aufgestapelt. Auf der Löschunterlage lag ein einzelner Bogen, auf dem mit großer zittriger Handschrift in Druckbuchstaben das Wort SORRY – Verzeihung – stand.
    »Das muß er selbst geschrieben haben«, sagte Hugo, »kurz bevor – kurz bevor er es tat.«
    Poirot nickte nachdenklich.
    Wieder blickte er den zersplitterten Spiegel und dann den Toten an. Seine Stirn krauste sich, als wäre er irritiert. Er ging zur Tür hinüber, die mit ihrem herausgerissenen Schloß schief in den Angeln hing. Daß der Schlüssel nicht steckte, wußte er, denn sonst hätte er nicht durch das Schlüsselloch sehen können. Aber auch auf dem Fußboden lag er nicht. Poirot beugte sich über den Toten und tastete ihn vorsichtig ab.
    »Ja«, sagte er. »Der Schlüssel steckt in seiner Tasche.«
    Hugo holte sein Zigarettenetui heraus und zündete sich eine Zigarette an. Seine Stimme klang ziemlich heiser.
    »Die Angelegenheit scheint völlig klar zu sein«, sagte er.
    »Mein Onkel hat sich hier eingeschlossen, die Mitteilung auf einen Bogen Papier gekritzelt und sich dann erschossen.«
    Poirot nickte grübelnd.
    »Ich verstehe nur nicht, warum er Sie hat kommen lassen. Worum ging es denn?«
    »Das ist ziemlich schwer zu erklären. Während wir auf die Beamten warten, damit sie den Fall übernehmen, könnten Sie, Mr. Trent, mir vielleicht genau erzählen, wer die Leute sind, die ich heute abend bei meiner Ankunft kennenlernte.«
    »Wer sie sind?« Hugo schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. »Ach so, ja, natürlich. Verzeihung. Wollen wir uns nicht hinsetzen?« Er deutete auf ein kleines Sofa, das in jener Ecke des Zimmers stand, die am weitesten von dem Toten entfernt war. Dann sprach er leicht verkrampft weiter.
    »Da wäre einmal Vanda – meine Tante, wie Sie wissen. Und Ruth, meine Cousine. Aber die beiden kennen Sie bereits. Das zweite Mädchen ist Susan Cardwell. Sie ist gerade auf Besuch hier. Und Colonel Bury. Er ist ein alter Freund der Familie. Und Mr. Forbes, ebenfalls ein alter Freund, daneben aber auch der Familienanwalt und sonst noch einiges. Die beiden waren in Vanda verliebt, als sie noch jung waren, und auf eine nette anhängliche Weise machen sie ihr auch heute noch den Hof. An sich lächerlich, aber doch sehr rührend. Dann ist da
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