Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
einzigen Ausnahme.«
    »Und die wäre, mein Freund?« fragte Poirot.
    »Sie!« sagte Riddle schlicht. »Was haben ausgerechnet Sie hier zu suchen?«
    Statt einer Antwort reichte Poirot ihm den Brief, den er vor einer Woche von dem Toten erhalten hatte, sowie das Telegramm, das ihn schließlich hierhergebracht hatte.
    »Donnerwetter«, sagte der Chief Constable. »Interessant. Dieser Sache müssen wir auf den Grund gehen. Meiner Ansicht nach könnte das eine direkte Bedeutung für seinen Selbstmord haben.«
    »Ich bin derselben Ansicht.«
    »Wir müssen sofort überprüfen, wer sich alles im Hause befindet.«
    »Die Namen kann ich Ihnen nennen. Ich habe vorhin Mr. Trent darüber befragt.«
    Er wiederholte die Aufzählung der Namen.
    »Vielleicht wissen Sie irgend etwas über diese Leute, Major Riddle?«
    »Natürlich weiß ich verschiedenes. Lady Chevenix-Gore ist auf ihre Art genauso verschroben wie der alte Sir Gervase. Sie waren sich sehr zugetan – und beide ziemlich verrückt. Sie ist das unentschlossenste Geschöpf, das jemals lebte, aber gelegentlich von einer unheimlichen Gerissenheit, die bei den überraschendsten Anlässen den Nagel haargenau auf den Kopf trifft. Die Leute lachen sehr viel über sie. Meiner Ansicht nach weiß sie es selbst, macht sich jedoch nichts daraus. Sinn für Humor hat sie jedenfalls überhaupt keinen.«
    »Soweit ich orientiert bin, ist Miss Chevenix-Gore ihre Adoptivtochter?«
    »Ja.«
    »Eine sehr hübsche junge Dame.«
    »Ein verteufelt attraktives Mädchen ist sie. Hat die meisten jungen Leute dieser Gegend schon um ihren Verstand gebracht. Ist immer vorneweg, dreht sich dann plötzlich um und lacht sie aus. Hat einen ausgezeichneten Sitz zu Pferde und eine wunderbare Hand.«
    »Das dürfte im Augenblick nicht allzu sehr interessieren.«
    »Äh – nein, vielleicht nicht… Und von den anderen kenne ich natürlich den alten Bury. Die meiste Zeit ist er hier. Wie eine zahme Katze streicht er dauernd im Hause herum. Für Lady Chevenix-Gore ist er so eine Art Adjutant. Er ist ein alter Freund von ihr. Ihr ganzes Leben lang kennen die beiden sich schon. Ich glaube, er und Sir Gervase interessierten sich gemeinsam für irgendeine Firma, bei der Bury Direktor war.«
    »Wissen Sie etwas über Forbes?«
    »Ich glaube, ich bin ihm früher schon einmal begegnet.«
    »Miss Lingard?«
    »Noch nie etwas von ihr gehört.«
    »Miss Susan Cardwell?«
    »Ein einigermaßen hübsch aussehendes Mädchen mit roten Haaren? In den letzten Tagen habe ich sie einige Male mit Ruth Chevenix-Gore zusammen gesehen.«
    »Mr. Burrows?«
    »Ja, den kenne ich allerdings – Chevenix-Gores Sekretär. Unter uns: Allzuviel halte ich nicht von ihm. Er sieht gut aus und weiß es leider. Nicht ganz aus der obersten Schublade.«
    »Ist er schon lange bei Sir Gervase?«
    »Seit ungefähr zwei Jahren, wie ich annehme.«
    »Und sonst ist niemand…?«
    Poirot unterbrach sich.
    Ein großer Mann mit blondem Haar und im Straßenanzug kam hereingestürzt. Er war außer Atem und machte einen verstörten Eindruck.
    »Guten Abend, Major Riddle. Gerüchteweise erfuhr ich, daß Sir Gervase sich erschossen hätte, und bin sofort hergekommen. Snell erzählte mir, daß es stimmt. Das ist unvorstellbar! Ich kann es nicht fassen!«
    »Trotzdem stimmt es, Lake. Darf ich bekannt machen: Das ist Captain Lake, Sir Gervases Vermögensverwalter. Monsieur Poirot, von dem Sie vielleicht schon gehört haben.«
    Lakes Gesicht strahlte ein wenig auf, als wäre er erfreut und ungläubig zugleich.
    »Monsieur Hercule Poirot? Ich freue mich schrecklich, Sie kennenzulernen. Wenigstens…« Er verstummte; das flüchtige charmante Lächeln verschwand – er sah verwirrt und fassungslos aus. »Ist etwas – stimmt irgend etwas nicht mit dem Selbstmord, Sir?«
    »Warum sollte etwas nicht stimmen, wie Sie es nennen?« fragte der Chief Constable scharf.
    »Ich meine nur, weil Monsieur Poirot hier ist. Und weil alles so unvorstellbar zu sein scheint!«
    »Nein, nein«, sagte Poirot schnell. »Wegen des Todes von Sir Gervase bin ich nicht hier. Ich war bereits im Hause – als Gast.«
    »Ach so! Merkwürdig, daß er mir gegenüber mit keinem Wort erwähnte, daß Sie kämen, als ich heute nachmittag mit ihm einige Abrechnungen durchsah.«
    Ruhig sagte Poirot: »Sie haben zweimal das Wort ›unvorstellbar‹ gebraucht, Captain Lake. Kommt es denn für Sie derart überraschend, daß Sir Gervase Selbstmord verübt hat?«
    »Das kann ich allerdings behaupten! Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher