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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall
Autoren: Alan Dean Foster
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Körper sich in einer Art und Weise verkrümmte, wie er das bald nicht mehr können würde. Scharf abgeknickt, hatte sie ganz unten an ihrem Körper angefangen und arbeitete sich jetzt schneller auf ihren Kopf zu.
    Eine Schicht feuchter Seide über der anderen wölbte sich rings um ihren Körper auf und verhärtete bei der Berührung mit der Luft. Jetzt konnte er nur noch ihren Kopf sehen. Die Augen begannen zu verschwinden. Rings um ihn hatten auch andere zu arbeiten angefangen.
    Etwas wallte in ihm auf, und er glaubte, er müsse sich übergeben. Doch das brauchte er nicht. Das war nicht sein Magen, der da plötzlich zu arbeiten begonnen hatte, sondern andere Drüsen und Organe. Da war ein Geschmack in seinem Mund, gar nicht schlecht, sondern frisch und sauber. Er knickte ab und fing mit der Seide zu arbeiten an, die in einem gleichmäßigen Fließen aus ihm herauskam, so als hätte er schon hunderte Male gesponnen.
    Er spürte keinerlei Beengung, eine Furcht, die Leuten, die unterirdisch heranreiften, ohnehin unbekannt war. Und der Kokon wuchs, bedeckte jetzt bereits seinen Mund und seine Augen. Die obere Kappe verengte sich über seinem Kopf. Sie war beinahe geschlossen, als ein Paar Echthände durch die Lücke hereingriffen. Schnell, abgestimmt auf seine Mundbewegungen, um sich nicht in der sich verhärtenden Seide zu verfangen, hielten sie ein Rohr, das sich gegen seine Stirn drückte.
    Jetzt zogen sich die Hände zurück. Da war jetzt nichts mehr, worauf er sich konzentrieren konnte, es galt jetzt nur, fertigzumachen, die Arbeit abzuschließen. Dann war der Kokon vollständig, und das Beruhigungsmittel, das man ihm injiziert hatte, vereinigte sich mit seiner physischen Erschöpfung und senkte ihn in den Schlaf. Ein unbestimmter, schwächer werdender Teil seines Selbst wusste, dass er drei Jahreszeiten lang schlafen würde ...
    Aber es war gar nicht lang. Nur ein paar Sekunden, und da trat er bereits in verzweifelter Intensität um sich.
    Raus! dachte er hysterisch. Ich muss raus! Er fand sich eingeschlossen, gefangen, von etwas Hartem eingeengt, das nicht nachgab. Er stieß und trat mit ganzer Kraft um sich. So schwach war er, so schrecklich schwach. Und doch - da war ein kleiner Riss.
    Die Erkenntnis verstärkte seine Entschlossenheit, und er trat kräftiger zu, stieß mit den Händen nach und begann an den Stücken zu zerren, die vor ihm auseinander platzten.
    Das Gefängnis rings um ihn war dabei, sich aufzulösen. Er pfiff triumphierend, trat mit allen vier Beinen zu - und lag plötzlich frei und erschöpft auf einem weichen Boden.
    An seinem Thorax pulsierten die acht Tracheen schwach und sogen Luft ein. Er drehte den Kopf auf die Seite, blickte auf und benutzte seine Echthände, um die Feuchtigkeit wegzuwischen, die immer noch an seinen Augen klebte.
    Dann ergriffen ihn andere Hände, drehten ihn herum, halfen ihm. Antiseptische Tücher wischten über seine Augen, und ein scharfer, durchdringender Pfefferminzgeruch umfing ihn. Eine Stimme sagte besänftigend: »Jetzt ist alles vorbei. Entspannen Sie sich, Sie brauchen sich nur zu entspannen. Überlassen Sie es Ihrem Körper, zu Kräften zu kommen.«
    Instinktiv wandte er sich der Stimme zu, als die letzten Reste des Gespinsts vor seinen Augen weggewischt wurden. Ein männlicher Thranx blickte auf ihn herab. Sein Chiton war von tiefem Purpur, er musste also ziemlich alt sein.
    Die Erkenntnis überkam ihn wie eine Woge. Purpur. Der Chiton des Erwachsenen war purpurn, und Purpur war eine Farbe, die man ihm beschrieben hatte. Und jetzt wusste er, was das war, und das Keramikmuster in der Stirn des Arztes zeigte einen silbernen Streifen, den zwei goldene Streifen kreuzten, und seine Ommatidia waren rot, mit gelben Zentralbändern, und sie leuchteten im Licht des Raumes und ... und ... Es war wunderbar.
    Er blickte an sich hinab, seinem schlanken Körper, dem segmentierten Leib, den vier glitzernden Flügeln, den rudimentären Flügeln darunter, den vier kräftigen, gegliederten Beinen zu seiner Linken. Er hob eine Echthand, berührte sie mit einer Fußhand und wiederholte dann die Bewegung mit dem anderen Paar und führte schließlich die vier Sätze aus je vier Fingern zusammen.
    Rings um sich hörte er unsicheres Klicken und Pfeifen, während fremdartige Stimmen sich darum bemühten, sich zu artikulieren. Jemand brachte ihm einen Spiegel, und Ryo blickte hinein. Ein schöner blaugrüner Erwachsener sah ihn an. Noch feucht, aber bereits trocknend, der
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