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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall
Autoren: Alan Dean Foster
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arbeitete er sich durch die Lernprogramme und milderte ihre Besorgnis mit seiner außergewöhnlichen Wissbegierde.
    Weshalb die nur nicht begreifen konnten, dass er sich nicht für ein bestimmtes Thema interessierte? Ihn interessierte alles. Aber das begriffen die Psychologen nicht, das beunruhigte sie. Und seine Familie beunruhigte es auch, weil ein Thranx an der Schwelle zum Erwachsensein stets weiß, was er oder sie zu tun vorhat - später. Verallgemeinerungen schaffen kein Leben.
    Eine Weile dachten sie, er könnte vielleicht vorhaben, Philosoph zu werden; aber seine allgemeinen Interessen galten speziellen Dingen, nicht abstrusen Spekulationen. Nur die Tatsache, dass er ungewöhnlich hohe Erkenntnisse erzielte, hinderte sie daran, ihn aus dem allgemeinen Pflegehort zu entfernen und ihn in einen für geistig zurückgebliebenen Larven bestimmten zu verlegen.
    Und er studierte immer weiter und lernte, dass Willow-wane eine wunderbare Welt mit bequemen Sümpfen und Niederungen war, eine Welt der Hitze und der Feuchtigkeit, ganz ähnlich dem Klima, das im Pflegehort herrschte. Eine richtige Gartenwelt, deren Pole frei von Eis waren und deren riesige Kontinente dichte Dschungel trugen. Willow-wane war sogar noch sympathischer als Hivehom selbst. Er konnte wirklich von Glück reden, dort geboren zu sein.
    Seinen Namen kannte er von Anfang an. Er war Ryo aus der Familie Zen, aus dem Clan Zu, aus der Wabe Zex. Letzteres war ein Überbleibsel aus primitiven Zeiten, denn jetzt gab es nur noch Städte und Cities, keine echten Waben mehr.
    Und da war noch mehr Geschichte. Die Information beispielsweise, dass die Entwicklung der wirklichen Intelligenz gleichzeitig mit der Entwicklung der Fähigkeit des Eierlegens in allen Thranx-Frauen gekommen war. Man brauchte also keine spezialisierte Königin mehr. Und diese neuentwickelte biologische Flexibilität verlieh den Thranx gegenüber anderen Arthropoden einen natürlichen Vorteil. Trotzdem erwiesen die Thranx immer noch einer Ehren-Clanmutter ihren Respekt, ein Nachklang sozusagen des biologischen Matriarchats, das einst die Rasse beherrscht hatte. Das war Tradition. Und Tradition liebten die Thranx über alles.
    Er erinnerte sich sehr wohl an den Schock, den es für ihn bedeutet hatte, als er das erste Mal von den AAnn gehört hatte, einer raumfahrenden intelligenten Rasse, geprägt durch Berechnung, Schlauheit und Aggressivität. Dieser Schock kam nicht etwa von ihren Fähigkeiten, sondern vielmehr von der Tatsache, dass diese Geschöpfe Innenskelette, eine lederartige Haut und flexible Körper besaßen. Sie bewegten sich wie primitive Dschungeltiere, aber an ihrer Intelligenz bestand nicht der leiseste Zweifel. In der wissenschaftlichen Gemeinschaft der Thranx hatte die Entdeckung zu großer Verblüffung geführt. Schließlich hatte bis dahin das Postulat gegolten, dass kein Wesen, das nicht über ein schützendes Exoskelett verfügte, in der Evolution lange genug überleben konnte, um wahre Intelligenz zu entwickeln. Die harten Schuppen der AAnn verliehen ihnen Schutz, und einige waren der Ansicht, dass ihre geschlossenen Kreislaufsysteme einen Ausgleich für das Fehlen eines Exoskeletts bildeten.
    All diese Dinge studierte er und nahm sie in sich auf. Und doch war er unruhig, weil auch er wusste, dass von all den Insassen des Pflegehorts, die vor der Herauskunft standen, er der einzige war, der sich nicht für eine Laufbahn entscheiden, sein Lebenswerk auswählen konnte.
    Rings um ihn trafen die Gefährten seiner Kindheit ihre Wahl und waren daher zufrieden, als die Zeit näherrückte. Dieser wollte Chemiker werden, jener Wartungsingenieur und der in der Krippe gegenüber von Ryo wollte den Beruf eines öffentlichen Dienstleisters ergreifen. Und wieder ein anderer entschied sich für Nahrungsmanagement.
    Nur er konnte sich nicht entscheiden, wollte sich nicht entscheiden und entschied sich auch nicht. Er wollte nur immer noch mehr lernen, mehr studieren.
    Und dann stand keine Zeit mehr zum Studieren zur Verfügung. Da war nur noch Zeit für eine persönliche Aufwallung von Furcht. Sein Körper war seit Monaten im Wandel begriffen, und da gab es immer wieder ein inneres Zittern und Zucken. Er hatte gespürt, wie sich in ihm Veränderungen vollzogen, wie seine Haut, sein ganzes Wesen von einer seltsamen Spannung ergriffen waren. Ein Drang hatte ihn überkommen, das Bestreben, sich nach innen zu wenden, nach außen zu explodieren.
    Die Pfleger versuchten ihn, so gut sie
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