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Auch Engel Moegens Heiss

Auch Engel Moegens Heiss

Titel: Auch Engel Moegens Heiss
Autoren: Linda Howard
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auswiesen - je nachdem -, wie ein einziges Furcht erregendes Chaos gewirkt. Für Jack war es ein durchorganisierter Einsatz, den sie immer wieder durchgesprochen und geprobt hatten, bis jeder Beteiligte genau wusste, was er zu tun und zu erwarten hatte. Die beiden noch stehenden Männer wussten es ebenfalls: Beide erstarrten und hoben automatisch die Arme, um die Hände hinter den Köpfen zu verschränken.
    Die kleinen Russinnen im Campingaufsatz gerieten in Hysterie, sie schrien und heulten und versuchten zu entkommen,
indem sie gegen die verriegelte Tür trommelten. Der Beamte der Einwanderungsbehörde nahm dem Fahrer den Schlüssel ab, öffnete die Tür und taumelte zurück, weil ihm ein bestialischer Gestank entgegenschlug. In panischer Angst stürzten die Mädchen aus ihrem Gefängnis, tretend und kratzend, sobald einer der Polizisten sie festhalten wollte.
    Einem Mädchen gelang es, die Reihen zu durchbrechen und in rasendem Tempo die Landstraße entlangzurennen, bis es aus schierer Erschöpfung ins Straucheln kam und hinfiel; der Beamte der Einwanderungsbehörde, der ihm nachgelaufen war, hob es auf und trug es wie ein Baby auf den Armen zurück, während es unter Schluchzen auf Russisch alles zu erklären versuchte. Da die Einwanderungsbehörde vorgewarnt worden war, hatte man auch eine Russisch-Dolmetscherin zur Hand, die sich alle Mühe gab, die Mädchen zu beruhigen, indem sie unermüdlich dieselben Sätze wiederholte, bis die Russinnen ihr endlich zuzuhören begannen.
    Es waren insgesamt sieben, und keine war älter als fünfzehn. Sie waren dürr, verdreckt, erschöpft. Laut Sykes war zumindest keine von ihnen missbraucht worden; alle waren Jungfrauen und sollten für absurd hohe Summen an Verbrecherbanden verhökert werden, die wiederum kranken, reichen Drecksäcken noch mehr Geld dafür abknöpfen würden, dass sie das Privileg zugestanden bekamen, die Mädchen als Erste zu vergewaltigen. Danach würden die Mädchen auf den Strich geschickt und an weitere Banden weiterverkauft, die sie eine Weile arbeiten lassen und dann weitergeben würden. Keine Einzige von ihnen sprach Englisch; allen hatte man weisgemacht, dass ihre Familien in Russland erschossen würden, wenn sie sich nicht fügten.
    Die Dolmetscherin der Einwanderungsbehörde erklärte ihnen immer wieder, dass ihren Familien nichts zustoßen würde und dass sie bald wieder heimkehren könnten. Schließlich hatten sich die Mädchen so weit beruhigt, dass sie, zu Tode erschöpft,
nicht mehr ausschließen wollten, dass die Dolmetscherin die Wahrheit sagte. Nach ihrem Leidensweg, nach der endlos langen, unter brutalen Bedingungen durchgestandenen Reise von Russland hierher fiel es ihnen schwer, irgendjemandem zu vertrauen. Eingeschüchtert durch die kreiselnden Lichter der anrückenden Krankenwagen, drängten sie sich ängstlich aneinander, machten aber keine Anstalten mehr zu fliehen.
    Jack stand halb über Sykes gebeugt, als die Sanitäter die Verwundeten versorgten. Aus Sykes’ Brustkorb sickerte Blut, das seine ganze linke Seite durchtränkte, aber er war bei Bewusstsein und verfolgte mit aschgrauem Gesicht, wie die Sanitäter ihn zu stabilisieren versuchten. Im Hintergrund waren Philipps’ Schreie zu einem gutturalen Stöhnen herabgesunken. Unter Schock sah Sykes mit glasigen Augen zu Jack auf. »Wird … wird er durchkommen?«
    Jack sah über die Schulter auf die Sanitäter, die sich um Philipps drängten. »Möglich. Wenn er nicht an Blutvergiftung eingeht. Ich habe die Baucharterie verfehlt, aber Schüsse in den Geschlechtsbereich können ziemlich übel enden, wenn dabei der Dickdarm verletzt wird.«
    »Geschlechtsbereich …« Sykes brachte beinahe ein Lächeln zustande. »Sie haben … ihm die Eier weggeschossen.«
    »Ich habe nicht nachgesehen. Aber falls überhaupt noch was da ist, dann wird er es kaum noch gebrauchen können.«
    Sykes schnappte nach Luft, und der Sanitäter erklärte: »Wir haben über Funk einen Helikopter für ihn angefordert«, womit klar war, dass jede Sekunde zählte, wenn Sykes’ Leben gerettet werden sollte.
    »Ich werde … noch ganz groß … rauskommen«, flüsterte Sykes, und Jack erkannte mit einem Blick auf den Liegenden, dass Sykes, falls ihn seine Willenskraft am Leben erhalten würde, um jeden Preis in der Verhandlung gegen Nolan und Philipps aussagen wollte.

    Um sechs Uhr dreizehn schlurfte Jack zurück in sein Büro. Er war nicht zu Hause gewesen, er hatte nicht geduscht, und er trug immer noch sein
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