Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
ein Mitglied der Bowlerbande, und June ist die Tochter von Hanford Bowler.«
    Ich blickte auf die Uhr.
    »Könnten Sie mich zum Flugplatz fahren, Andreo? Wenn wir sehr schnell fahren, erwische ich noch die Maschine um 13.35 Uhr.«
    Wir rannten hinunter, und Andreo jagte wie der Teufel durch die Stadt.
    Fünf Minuten vor Abflug der Maschine waren wir auf dem Flugplatz.
    »Soll ich mitkommen?« fragte Andreo in einem plötzlichen Entschluß. »Bill und ich haben hier zusammen gearbeitet, und Bill war auch mein Freund.«
    »Lassen Sie mich das bitte allein erledigen, Andreo! Diese Abrechnung betrifft jetzt nur noch June und mich. Ich hatte mir vorgenommen, Bills Tod an seinem Mörder zu vergelten, und das werde ich auch tun. Leben Sie wohl, Andreo!«
    Wir schüttelten uns kräftig die Hand, und als ich schon in der Maschine saß, sah ich ihn noch am Eingang zum Rollfeld stehen. Er winkte mir mit seinem Hut.

    Während des Fluges lichteten sich allmählich die Nebelfetzen in meinem Hirn, so daß meine Sicht auf die Geschehnisse klarer wurde. Es hatte wohl damit angefangen, daß Billy Wind von den Inseraten bekommen hatte. Vielleicht hatte er, genauso vertrauensselig wie ich, June von seiner Entdeckung erzählt. Womöglich hatte sogar June selbst gemerkt, was Billy aufgespürt hatte — jedenfalls war zwischen beiden eine Annäherung erfolgt. Daß es einer Frau wie June gelingen mußte, einen Jungen wie Bill in ihre Netze zu ziehen, daran war nicht zu zweifeln. Oder ob Billy, wissend, daß Mary-Ann ihn nicht heiraten würde, sich geradezu in Junes Arme geworfen hatte?
    Was für eine Rolle spielte das jetzt noch? Wie weit er schon gekommen war, hatten mir die Zeitungen von Andreo Vespucci gezeigt: er hatte sie auf Billys Wunsch herausgesucht, und folglich mußte Bill die Verbindung von unserer Zeitung zur Bowlerbande bereits gefunden haben. June, die meine Freundschaft mit Bill kannte, war interessiert daran gewesen, mich so lange wie möglich aus Los Angeles zu entfernen und dadurch kaltzustellen. Deshalb hatte sie mich — ob Brown oder sie es gewesen war, spielte in diesem Falle keine Rolle — jedenfalls wurde ich nach Arizona geschickt und sollte anschließend nach Yuma, und wahrscheinlich hätte man mich von Yuma aus wieder woanders hinbeordert.
    Auf alle Fälle hatte June meine Telefongespräche überwachen lassen, und außerdem hatte ich ihr selbst erzählt, daß und weshalb ich nach Los Angeles kommen würde. Es war selbstverständlich, daß sie mich am Flugzeug abholte. Es war genauso selbstverständlich, daß sie mich zunächst nicht aus den Augen lassen wollte, und wenn ich weiter annahm, daß June es war, die den ihr gefährlichen Benjamin Rogers mit Martons Hilfe in mein Haus gelockt und dort erschossen hatte, dann war ihr Verhalten erst recht zu begreifen: durch ihre scheinbar zufällige Anwesenheit bei der Entdeckung des Verbrechens konnte zunächst keinerlei Verdacht auf sie fallen.
    Mit dem Puder allerdings hätte es beinahe die erste Panne gegeben, doch rettete sie sich geschickt aus dieser Schlinge, indem sie Leutnant Morris auf seine Frage auf den Kopf zu sagte, was er in meinem Waschraum gefunden hatte, nämlich Puder!
    Jetzt erst fiel mir wieder ein, daß ich diesen Puder ganz vergessen hatte. Wie geschickt hatte June das als Trumpf ausgespielt! Und wie töricht war ich gewesen, daß ich ihr Spiel nicht durchschaut hatte. Nicht einmal, daß nur sie die Pistolenkugel aus meinem Koffer genommen haben konnte — nicht einmal das war mir eingefallen!
    Nun war mir auch klar, von welcher Seite das großzügige Angebot für den Fall meines Verschwindens stammen mußte: June hätte genug Gelegenheit gehabt, mich umzubringen, aber es mochten zwei Gründe sein, die sie davon abgehalten hatten: einmal konnten es gewisse Sentiments sein, denn schließlich waren wir uns eine Zeitlang nicht gleichgültig gewesen. Zum zweiten aber mochte Marton genauso recht haben: ein Scheck hätte weniger Staub aufgewirbelt als ein dritter Mord.
    Schließlich vertiefte ich mich jetzt noch einmal in das graphologische Gutachten Barkleys, doch diesmal las ich es im Zusammenhang mit June. Und jetzt war mir ganz unerklärlich, wie ich Esther für die Mörderin halten konnte. Alles, was ich nun aus Barkleys Gutachten herauslas, stimmte mit June überein. Barkley hatte sie genauso geschildert, wie ich sie in den vergangenen Jahren kennengelernt hatte.
    Meine Mitleidsgefühle, die ich heute morgen Esther Nicholas entgegengebracht hatte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher