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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren
Autoren: Alexander Borell
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abgeschmackt. Ich habe schließlich mit der ganzen Sache nichts zu tun; vielmehr habe ich Sie sofort verständigt. Alles andere ist jetzt Ihre Sache, aber lassen Sie mich bitte aus dem Spiel. Ich habe dieses Haus am Montag früh um 5.30 Uhr verlassen, und da lag noch kein Toter in meinem Zimmer. Es ist Ihre Sache — «
    »Gewiß«, nickte er ruhig, »und deshalb möchte ich wissen, warum Miss Tresker Sie abgeholt hat?«
    Ich merkte nun, daß er mir eine Falle gestellt hatte. Sicherlich hatte er auf dem Wege hierher June die gleiche Frage gestellt. Ich hätte viel darum gegeben, wenn ich gewußt hätte, was sie darauf geantwortet hatte.
    »Na?« hörte ich ihn sagen, »müssen Sie sich die Antwort so gründlich überlegen? Aber es ist natürlich Ihr Recht, Mr. Warner, jede Aussage könnte auch gegen Sie verwendet werden.«
    »Herrgott noch mal!« fuhr ich auf, »also gut, wenn Sie’s schon wissen wollen: so alt und so weltfremd sind Sie ja noch nicht, als daß Sie sich nicht selbst ausrechnen könnten, was ein Mann will, wenn er ein Mädel mit hierhernimmt. Genügt Ihnen das jetzt?«
    »Völlig«, nickte er, »denn es deckt sich mit dem, was Miss Tresker sagte. Wenn Sie vorhin nicht geschwindelt hätten, würde ich gar nicht mehr gefragt haben. Natürlich, darüber müssen Sie sich im klaren sein, verliert Miss Tresker dadurch an Wert als Zeugin für Sie. Ich möchte mir jetzt noch Ihre Behausung ein wenig anschauen. Haben Sie was dagegen?«
    »Nicht im geringsten.«
    Er ging hinaus. Ich folgte ihm. Er holte eine Aktentasche aus dem Polizeijeep und sagte:
    »Ich mach’ das alles selbst, wissen Sie. Ich war 22 Jahre lang beim FBI San Franzisko, aber dann hab’ ich mich hierher versetzen lassen. Schließlich wollte ich wenigstens für den Rest meines Lebens auch mal was von meiner Familie haben. Wollen Sie bitte hier draußen warten, bis ich fertig bin.«
    Ich ging zu June, die immer noch im Wagen saß und rauchte.
    »Ist es wirklich Benjamin Rogers?« fragte sie.
    »Ja. Du kennst ihn?«
    »Natürlich. Wir hatten doch mal was mit ihm zu tun. Es war der Vaughan-Skandal, erinnerst du dich?«
    Sie blies den Rauch in die Luft.
    »Er war es doch«, fuhr sie fort, »der die Unterschlagung von Mitgliedsgeldern auf deckte.«
    Nun erinnerte ich mich auch: die Vaughan-Versicherungsgesellschaft hatte damals jahrelang mit gefälschten Bilanzen gearbeitet und ihr Kapital dazu verwendet, Spielhöllen in Las Vegas einzurichten. Ben Rogers, dieser kleine Privatdetektiv, war dahintergekommen und hatte einige Kapital-Verbrecher zur Strecke gebracht. Ob er nun die Quittung dafür bekommen hatte?
    Ich setzte mich neben June in den Wagen.
    »Warum hast du dem Leutnant gesagt, wir hätten ein Verhältnis miteinander, June?«
    »Weil das am einfachsten war und er alles andere doch nicht geglaubt hätte.«
    »Und was ist nun tatsächlich mit Bill Nicholas geschehen?«
    »Am Dienstag«, sagte June und warf ihre halbgerauchte Zigarette fort, »ja, so etwa gegen 11 Uhr kam die Polizei zu uns. Man hatte Bill nicht weit von San Pedro in den Klippen gefunden. Jemand von uns sollte hinkommen, um ihn zu identifizieren und —«
    »Warum haben sie nicht Esther dazu geholt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und da bist du hingefahren?«
    Ihre Augen waren starr geradeaus gerichtet, als ob sie etwas Schreckliches sähen.
    »Ja. Brown war nicht zu erreichen, und ich wollte auch keinen anderen hinschicken. Er lag unter einem großen Absturz auf den Felsen, zwei Schritt vom Wasser entfernt. Oben auf dem Felsen waren seine Kleider. Die Polizei nimmt an, er habe von dort aus ins Wasser springen wollen und sei zu kurz gesprungen. Oder er war im Wasser gewesen und wollte an den Felsen zu seinen Kleidern hochklettern, wobei er abstürzte.«
    »Ist das alles?«
    »Ja. Der Polizeiarzt sagte, er habe nicht leiden müssen.«
    »Und warum hast du mich gestern abend angerufen?«
    »Ich?« fragte sie überrascht, »ich hab’ dich nicht angerufen. Du hast mich angerufen, Jimmy. Aber mir scheint, du warst doch betrunken.«
    »Jemand«, sagte ich, »hat mich angerufen. Es war eine Frauenstimme. Sie sagte, Billy sei keines natürlichen Todes gestorben. Sie sagte, sie würde mich heute am Flugplatz abholen, ich habe außer dir aber niemanden gesehen, der auf mich wartete.«
    Wir schwiegen beide eine Weile, dann sagte June:
    »Vielleicht war’s seine Schwester? Sie ist ziemlich durcheinander. Du solltest mal mit ihr sprechen.«
    »Das werde ich auch tun, aber ich glaube
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