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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
Autoren: Celia Rees
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Boden rumgerollt. Tische sind umgekippt, Teller sind rumgeflogen und Wasserkrüge, überall Vanillesoße. Das ganze Programm.«
    Bei der Erinnerung daran bekommt Mel glänzende Augen.
    »Ich hab das verpasst. Ich hatte damals Korbballtraining.« Sally zeigt echten Kummer.
    Ein Kampf zwischen Mitgliedern des Lehrkörpers im Speisesaal? Ich verstehe nicht, warum diese Mädchen sie nicht leiden können. Bei uns hätte das gereicht, um sie zur Legende zu machen. Jetzt meldet sich die andere zu Wort, Lee.
    »So war das nicht«, sagt sie. Sie ist nicht so großmäulig wie die anderen. Auch nicht schüchtern, sondern einfach nur ganz gelassen. »Caro hat mit dem Referendar gar nichts gehabt. Er war nur scharf auf sie. Das ist alles.«
    »Das ist aber nicht das, was wir gehört haben«, sagen Mel und Sal gleichzeitig. Lee weicht vom Drehbuch ab und verdirbt den Spaß.
    »Caro fand ihn nicht mal gut. Den Referendar, meine ich, und Charlie hat sie von außerhalb der Schule gekannt. Sie haben an einer Kunstshow gearbeitet.«
    Mel und Sal verschütten fast ihre Drinks.
    »Genau. Da ging es doch überhaupt los!«
    »Aber das ist doch alles nur Getratsche. Oder? Das ist doch das Schlimme an unserer Schule.«
    »Und warum haben sie sich dann geprügelt?«, frage ich Lee.
    Ich bin neugierig, warum sie auf Caros Seite steht, während die anderen Caro nicht ausstehen können. Lee blickt mich von unten her an. Sie ist misstrauisch, fragt sich, was meine Beweggründe sein könnten. Ich lächele sie mit offenem Gesicht an, unschuldig und freundlich. Einfach nur reden. Das ist alles. Ich möchte, dass sie weitermacht. Ich möchte, dass sie mir mehr erzählt.
    »Der Geografiereferendar hat irgendwas über sie gesagt. Da hat Hands einen Wasserkrug nach ihm geschmissen. So ist der Kampf losgegangen.«
    »Und woher weißt du das?« Mel sieht ungläubig aus, weil es schlicht die Wahrheit sein könnte.
    »Die andere Referendarin, die, die Geschichte gibt, hat es mir erzählt. Sie mag Caro. Sie findet es nicht gerecht, was mit ihr passiert ist.«
    »Die Lesbe mit dem Button ›Rettet die Sozialleistungen‹? Vielleicht ist die auch scharf auf sie.« Mel grinst dreckig. »Vielleicht ist sie auch eine von Caros Eroberungen.« Ihr Grinsen wird breiter. »He! Vanessa, die Pussyfresserin!«
    Die anderen kreischen und lachen sich krumm, obwohl es eigentlich gar nicht so lustig ist. Lee lacht nicht. Sie nimmt einen Schluck von ihrem Drink und langt nach Mels Zigarettenpäckchen.
    »Kann ich eine haben?«, fragt sie, obwohl sie sich schon selbst bedient hat.
    Ohne hinzusehen, zündet sie die Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug und inhaliert den Rauch.
    Da steckt noch mehr dahinter, denke ich, während sie an der Zigarette zieht und sich auf das Fensterbrett stützt. Der Ärmel ihres Tops verrutscht etwas, als sie den Arm ausstreckt, um die Asche abzuklopfen. Ich kann nicht alles sehen, doch genug, um Form und Farbe auf der weißen Haut ihrer Schulter zu erkennen: das dunkel eingebrannte Zeichen des fünfzackigen Sterns. Sie trinkt ihr Glas aus, und Mel gießt ihr einen neuen Drink ein.
    »Hast du nicht zu ihrem Hexenzirkel gehört?« Mel drückt ihre Kippe aus. »Habt ihr nicht so was wie Schwarze Magie gemacht?«
    Sie spricht die Worte mit einem Schauder aus, verdreht die Augenund verzieht theatralisch das Gesicht zu einer dramatischen Grimasse. »Ihr habt doch Leute mit Zaubersprüchen belegt?«
    »Ach, da ist nichts dran.« Lee ist bestrebt, diese Möglichkeit runterzuspielen. »Hauptsächlich haben wir ein bisschen rumgealbert. Glaubt doch nicht alles, was erzählt wird.«
    »Es heißt aber, dass Caro Kräfte eingesetzt hat. Dass sie Leute wirklich verhext hat. So wie Louise Simpson.«
    Alle nicken, als würden sie den Namen kennen.
    »Was ist mit Louise Simpson passiert?«, frage ich. Irgendwie habe ich den Anschluss verloren.
    »Sie ist im Krankenhaus gelandet.«
    »Louise war magersüchtig.« Lee schüttelt den Kopf. »Sie hatte schon seit Jahren Probleme. Das hatte nichts mit Caro oder irgendjemandem sonst zu tun.« Sie drückt die Zigarette aus. »Jedenfalls ist das schon ewig her. Caro ist jetzt auf einem ganz anderen Dampfer.«
    »Ja«, mischt sich Martha ein. »Sie hat die Tarotkarten gegen Plakate getauscht. Caro die Aktivistin. Doch ihre Aktionen sind nur Getue wie alles andere sonst auch. Sie will nur, dass alle über sie reden, so wie wir jetzt. Sie glaubt an gar nichts außer an sich selbst.«
    Und damit ist die Unterhaltung zu
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