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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
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wütete unvermindert weiter, während blutrot die Sonne unterging. Dies war der Anfang der Rache, der Anfang der Leiden.
    Hier reitet ein kutrigurischer Krieger ein weiteres Opfer nieder, verwendet einen Dreizack als Speer, den er einem fliehenden Mädchen in den Rücken rammt.
    Sie stolpert und stürzt auf die Knie, lässt endlich das Tragejoch mit den beiden Holzeimern von ihren Schultern gleiten, das sie den ganzen Tag getragen hat, selbst noch inmitten des Gemetzels. Während sie noch mit der Hand nach der Wunde an ihrem Rücken tasten will, sinkt sie vornüber und stirbt. Die Ziegenmilch strömt über den harten Boden und vermischt sich mit ihrem Blut. Der Krieger reißt sein Pferd nahezu im Galopp auf den Hinterhufen herum, versetzt ihm mit der stumpfen Seite seines primitiven, bluttriefenden Dreizacks einen Hieb aufs Hinterteil, grinst breit im orangeroten Feuerschein und reitet johlend weiter.
    Auch seine Kriegerfreunde johlen und grinsen, während sie mordlüstern unter ihren letzten Opfern wüten. Männer wie Wölfe – Wölfe freilich, die das Chaos und den Schein des Feuers lieben. Im Winter zieht es Wölfe fort aus den kalten, schneebedeckten Steppen und fort von den Rändern der großen Wälder im Norden, wenn auf den harzigen Nadeln der Tannen dort die Tautropfen zu klarem, glashartem Eis erstarren. Sie ziehen über die von eisigem Wind erstarrten Ebenen, dem warmen Abendschein im Westen entgegen, den Blick ihrer unergründlichen gelben Augen hungrig auf die wohlgenährten Städte und behaglich flackernden Herdfeuer gerichtet. Sie schleichen durch dunkle Straßen, vorbei an hell erleuchteten Tavernen und Häusern, in denen die feisten Kaufleute und Bankiers und gut bezahlten Bürokraten des Imperiums üppig zu Abend speisen, scherzen und schlemmen und ihre feinen Moselweine schlürfen, die auf Schiffen über die Donau in diese östlichen Provinzen Moesia und Thrakien gebracht werden. Keiner von ihnen ahnt, dass die Wölfe kommen – oder vielmehr, schon längst da sind, eine graufellige Flut, lautlos über die Steppen herangeströmt. Mit leuchtenden gelben Augen und weißen Zähnen, bereit zum tödlichen Biss.
    Diese Wolfsmenschen sind im Hochsommer gekommen, doch ihre weißen Zähne leuchten auch so in der Dunkelheit. Sie werfen ihre struppigen Köpfe in den Nacken und lachen rau zum Himmel hinauf, reißen die mit Kupferband umwundenen Arme in die Höhe und danken ihren Göttern, den Göttern des Windes und des Sturms und des Himmels: Astur, dem Adler, Sawasch, dem Gott des Krieges, und der Göttin Itugen, ein jeder von ihnen ein anderes Gesicht des Schöpfers, der das Universum erschaffen hat, der den Kampf liebt und mit ihnen reitet und immer bei ihnen bleiben wird. Sie grinsen im Feuerschein, und ihre gelben Augen leuchten vor Freude, während die Stadt in Flammen aufgeht und die hilflosen Menschen vor ihnen fliehen und dahinsinken wie niedergemähtes Federgras in der Steppe, und die geplünderte Beute türmt sich in einer Ecke der verheerten, brennenden Stadt ebenso rasch auf wie die Berge von Toten, die sie hinterlassen. Die Kirchenglocken läuten noch immer in unheiliger Panik, doch es sind die fremden Krieger, die sie jetzt läuten, zum Spaß und zur Feier ihres Sieges. Die Priester sind längst schon gewaltsam ihrer Gewänder entkleidet und erschlagen worden, inmitten wehklagender Menschen und heulender Hunde und den Schreien verlassener Kinder.
    So geht Margus unter.
    * * *
    Hinterher ritten sie davon, trunken von Wein, noch immer in Hochstimmung, vorbei an den schwarz verkohlten Überresten des einst so bunten Jahrmarkts von Margus und zurück auf das freie Weideland. Sie sind keine Stadtmenschen, und in den Trümmern der Verkaufsstände und Häuser gehen bereits die Geister all jener um, die sie erschlagen haben. Also ziehen sie sich zu ihren Zelten und Planwagen auf den Weiden zurück.
    Inmitten der vielen Leichen liegen auch eine alte Frau und ein Mädchen. Das Mädchen mit der Hasenscharte, das still zwischen seinen Eimern daliegt. Wahrhaftig, sie hatte die Zukunft gesehen, ganz wie die Alte gesagt hatte. Als hätte sie tatsächlich die Gabe besessen.

3. DIE SIEBTE
    V iminacium: am Zusammenfluss von Donau und Mlava gelegen, Hauptquartier der VII . Legion Claudia Pia Fidelis, im Jahre 58 vor Christus aufgestellt von Julius Caesar persönlich, um erst die Gallier das Fürchten zu lehren und diese Übung anschließend bei ihren Vettern in Britannien zu wiederholen. Eine altehrwürdige
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