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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen
Autoren: William Napier
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Ravenna, bei dem streng blickende Legionäre ohne Gnade und Erbarmen in Ketten gelegte Barbaren niedermetzelten, die demütig und auf Knien ihren Nacken vor den Klingen Roms beugten. Ein Spektakel mit richtigen Toten. Das gefiel den Leuten: Es beruhigte sie in diesen unsicheren Zeiten.
    Aber die halbnackten Wilden in dem Lager hatten sich gewehrt, waren aus ihren Zelten gestürmt und hatten sich auf die Kavalleristen gestürzt. Obwohl kaum bewaffnet und noch dazu völlig überrumpelt, hatten sie sich wacker zur Wehr gesetzt. So schlagkräftig wie damals zu den Zeiten des alten Uldin, als sie als Hilfstruppen für den großen Stilicho gekämpft hatten, waren sie zwar nicht mehr, doch auch noch als Überbleibsel eines einst so grimmigen Volkes wussten sie sich zu behaupten, hatten eine ganze Reihe Reitersoldaten von ihren Pferden gezerrt, ihnen mit bloßen Händen das Genick gebrochen und andere wiederum erstochen. Worauf der Reiterkommandeur den Befehl ausgegeben hatte, die Bewohner des Lagers restlos niederzumachen. Und zwei Tage darauf, so wussten kaiserliche Spione zu berichten, brachen die übrigen Hunnen ihr Lager ab, rollten ihre Zelte zusammen, brannten den neu errichteten Palast ihres Königs aus Holz nieder und zogen sich, gebührend gezüchtigt und gedemütigt, wieder nach Norden und Osten in die wüsten Einöden Skythiens zurück.
    Gewiss, ein unschönes Gemetzel, aber die Freiheit hatte nun einmal ihren Preis.
    * * *
    Die beiden Soldaten aus Margus zügelten auf der heißen und staubigen Straße ihre galoppierenden Pferde.
    Als der Staub sich langsam senkte, erblickten sie vor sich die Barbaren. In einer Kolonne in Sechserreihen auf ihren gedrungenen Pferdchen sitzend, genauso diszipliniert wie eine Legion. Mit locker in ihre Bogen eingenockten Pfeilen. An ihrer Spitze saß ein rundgesichtiger Mann auf einem schmutzigen kleinen Pony.
    «Viminacium?», fragte er. Und schüttelte lächelnd den Kopf, dass seine goldenen Ohrringe schwangen. «Nicht heute. Tut mir leid.»
    Die Bogensehnen sirrten.
    * * *
    Die achtköpfige Schwadron machte das leichteste verfügbare Gefährt ausfindig, ein Ruderboot mit einem zerfetzten Segel. Sie zerrten es zum Ufer hinunter, wateten damit hinaus ins Wasser, kletterten hinein und ruderten dann hektisch mit der Strömung los. Sie hatten kaum eine halbe Meile zurückgelegt, als der Bootsführer auf einmal sein Gebrüll einstellte und verstummte. Die Ruderer hoben den Blick, sahen seinen Gesichtsausdruck und hörten auf zu rudern. Das Boot trieb ein wenig dahin, und sie blickten sich um, wobei sie sich den Schweiß aus den Augen wischten.
    Ein kleines Ruderboot bugsierte gerade eines der klobigen Schiffe der Donauflotte im Schlepptau ans jenseitige Ufer. Ein Schiff aus Viminacium. Über die Seiten, dort, wo sie den Tod gefunden hatten, hingen die mit Pfeilen gespickten Leichen der Matrosen.
    Dahinter, auf den ersten Blick nahezu unbegreiflich, waren noch mehr Schiffe und floßartige Pferdefähren zu sehen, weiß der Himmel wo erbeutet, die den Fluss in beide Richtungen überquerten und zahllose Männer und Pferde vom Nordufer herüberbeförderten. Ein Stück weiter unten am Südufer rauchten die geschwärzten Überreste eines hölzernen Wachturms, der niedergebrannt worden war.
    Die ein- oder zweitausend Mann starke Horde in Margus: Sie war bloß ein Brückenkopf. Das war mehr als ein bloßer vereinzelter Überfall. Viel mehr. Das war eine richtige Invasion.
    Von Grausen gepackt versuchten die acht Männer, das Ruderboot zu wenden, das von der starken Strömung der Donau dahingetrieben wurde. In ihrer wilden Panik achteten sie jedoch nicht auf die Kommandos des Bootsführers und vergaßen, ihre Ruderschläge aufeinander abzustimmen. Vor ihnen, mit kräftigen Ruderschlägen stromaufwärts befördert, kam direkt ein Ruderboot auf sie zu, langgezogen und schmal, und undeutlich kam ihnen zu Bewusstsein, dass an dem Ufer zu ihrer Rechten weitere tätowierte Krieger auftauchten, durch das Schilfrohr pirschten und dabei kleine Wasservögel aufschreckten, die flatternd die Flucht ergriffen. Die Soldaten platschten mit ihren Rudern so fieberhaft im sonnenbeschienenen Wasser herum, dass sie das Sirren der Bogensehnen überhaupt nicht wahrnahmen, und ihre Todesfurcht endete erst, als die dünnen Pfeilspitzen aus Eisen ihre Ziele trafen.
    * * *
    Auf den Wiesen im Westen versank der Jahrmarkt zu Margus in flammendem Chaos, die Menschen wurden unerbittlich von den johlenden, tätowierten
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