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Atme - wenn du kannst!

Atme - wenn du kannst!

Titel: Atme - wenn du kannst!
Autoren: S Hogan
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treffen“, stieß Lee hervor. „Also meinetwegen gehen wir nach links. Vorwärts, oder braucht ihr eine Extraeinladung?“
    Sie gingen einige Schritte. Plötzlich musste Emily heftig und unerwartet niesen. Ihre leichte Erkältung nach dem Schiffbruch hatte sich bisher in Grenzen gehalten, aber nun machte sich der Infekt doch bemerkbar. Lee zuckte zusammen. Offenbar hatte er mit dem unerwarteten lauten Geräusch nicht gerechnet.
    Das war die Gelegenheit, auf die Andy augenscheinlich gewartet hatte. Mit einem gewaltigen Satz sprang er Lee an und riss ihn von den Beinen. Die Attacke kam für Lee völlig unerwartet. Jedenfalls hatte er nicht rechtzeitig reagieren können. Die beiden Jungs rangen wild miteinander. Andy versuchte, Lee die Signalpistole zu entreißen. Der Mörder klammerte sich natürlich an der Waffe fest. Emily stand unschlüssig daneben.
    Sie hätte am liebsten Andy dabei geholfen, diesen durchgedrehten Kerl auszuschalten. Aber andererseits zögerte sie. Emily hatte körperliche Gewalt schon immer verabscheut. Außerdem hatte sie Angst davor, dass ihr Eingreifen die Lage verschlimmern könnte. Wenn Andy nun aus kurzer Distanz die Signalpatrone direkt ins Gesicht bekam – diese Vorstellung war einfach zu schrecklich.
    Von der Kraft her waren Lee und Andy scheinbar fast ebenbürtig. Andy hielt Lees Handgelenk umklammert, drückte es zur Seite. Die Knöchel an Lees Hand traten weiß hervor, so stark umklammerte er den Pistolengriff.
    „Ich schieße auf deine tolle Freundin, dann ist sie nicht mehr so hübsch!“, drohte er. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht, er presste die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Wenn du das tust, bringe ich dich um. Emily, geh aus der Schusslinie!“
    Emily war sicher, dass ihr Freund seine Drohung nicht ernst gemeint hatte. Bei Lee musste sie hingegen mit dem Schlimmsten rechnen. Schnell sprang sie zur Seite. Nun konnte sie das Geschoss aus der Signalpistole nicht erreichen.
    Und wenn sie selbst nun versuchte, Lee die Waffe zu entwinden? Emily stand jetzt sozusagen im toten Winkel. Sie konnte es tun, ohne sich selbst zu gefährden. Schnell ging sie in die Knie und versuchte, nach der Signalpistole zu greifen. Währenddessen waren Lee und Andy immer noch bemüht, ihren Gegner zu besiegen. Sie bearbeiteten einander mit Kniestößen und Schlägen. Es kam Emily so vor, als würde der Kampf schon mehrere Stunden dauern. Dabei konnte keine Minute verstrichen sein, seit Andy Lee angegriffen hatte.
    Lee bemerkte ihre Absicht.
    „Jetzt muss dir deine Freundin schon helfen, weil du mit mir allein nicht fertig wirst, Andy.“
    Natürlich wollte der Mörder seinen Gegner mit diesem Satz nur herausfordern. Und das gelang ihm leider auch. Emily konnte förmlich spüren, dass sich Andys Zorn noch verstärkte. Die blinde Wut schwächte ihn. Emily hatte einmal von ihrer boxenden Freundin Sharon gehört, dass Kämpfer einen kühlen Kopf behalten mussten, wenn sie siegen wollten. Das konnte sie nun selbst miterleben.
    Lee gewann die Oberhand. Er verpasste Andy einen üblen Stoß in die Magengrube. Andy keuchte schmerzerfüllt auf, sein Griff lockerte sich. Lee konnte sich von ihm losreißen. Er richtete die Signalpistole auf Emilys Freund. Sein Gesicht war hassverzerrt.
    Emily schien er für den Moment schon wieder vergessen zu haben. Und genau das machte sie sich zunutze. Mit dem Mut der Verzweiflung packte sie mit beiden Händen Lees Unterarm – genau in dem Moment, als er auf Andy feuern wollte.
    Lee drückte ab. Es ertönte ein Geräusch, als ob eine aufgeblasene Papiertüte zerknallt wurde. Doch dank Emilys Eingreifen traf die Signalpatrone nicht Andys Gesicht. Stattdessen jagte das Geschoss weit nach oben in den makellos blauen Karibikhimmel. Es explodierte viele Meter über dem Strand. Das feuerrote Farbsignal, das sich nun wie eine knospende Blüte entfaltete, war vermutlich noch aus vielen Kilometern Entfernung deutlich zu erkennen.
    Andy hatte sich wieder einigermaßen beruhigt. Schwer atmend kam er vom Boden hoch, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete das Schauspiel am Firmament.
    „Gut gemacht, Lee“, bemerkte er ironisch. „Jetzt wissen die Raubtaucher garantiert, dass sie nicht allein auf der Insel sind.“

10. KAPITEL
    Andy trat einen Schritt auf Emily zu und zog sie an sich.
    „Danke, du warst sehr mutig. Ohne dich würde mein Gesicht jetzt bestenfalls aussehen wie ein verschrumpelter Bratapfel.“
    Emily war stolz auf sich, weil sie sich
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