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Atme - wenn du kannst!

Atme - wenn du kannst!

Titel: Atme - wenn du kannst!
Autoren: S Hogan
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Klaue nach ihrem Herzen greifen würde. Wie hatte sie nur so leichtsinnig sein können? Es gab praktisch keinen Raubfisch, der einen Taucher nicht einholen konnte.
    Tinas Hände begannen so stark zu zittern, dass sie beinahe ihre Lampe verloren hätte. Nur mit Mühe gelang es ihr, die Nerven zu behalten. Ihre Linke tastete nach ihrem Tauchermesser, das sie mit sich führte. Es sollte ihr eigentlich nicht als Waffe, sondern als Werkzeug dienen. Zur Selbstverteidigung war es ziemlich ungeeignet. Allein schon deshalb, weil sich Tina vor einem Kampf fürchtete.
    Im nächsten Moment bemerkte sie allerdings, dass sie gar kein Tier vor sich hatte. Im Licht ihrer druckfesten Lampe sah Tina einen Neoprenanzug, der ihrem eigenen ähnelte, außerdem Schwimmflossen, Schnorchel und ein Sauerstoffgerät. Aber wieso hatte der andere Taucher keine Lampe bei sich? Was hatte er zu verbergen? War er aus demselben Grund hier, der Tina zu dem Schiffswrack geführt hatte?
    Diese Fragen drängten sich ihr auf, aber eine Antwort darauf erhielt sie nicht mehr. Tina erblickte nun die Harpune in den Händen des unbekannten Tauchers. Instinktiv wandte sie sich ab und floh. Von diesem Fremden hatte sie nichts Gutes zu erwarten. Woher wusste der andere Taucher, dass sie hier sein würde? Oder war die Begegnung nur purer Zufall? Das konnte Tina nicht glauben, denn sie befand sich weitab der bekannten karibischen Tauchgebiete. Plötzlich kam ihr ein furchtbarer Verdacht, wer der Mann mit der Harpune sein könnte.
    Tina verschwand hinter einer scharfzackigen Felsnase, die beinah so groß war wie ein Kleinwagen. Sie hatte gehofft, ihren Verfolger abschütteln zu können. Aber ihr Widersacher war zu reaktionsschnell. Schon war er auf Schussdistanz herangekommen. Tina hob instinktiv die Hände zur Abwehr, aber das war sinnlos.
    Sie spürte einen heftigen Schmerz, als der Harpunenpfeil ihre Brust durchbohrte. Danach wurde es schwarz um sie herum, und zwar für immer. Das Blut sickerte aus ihrem Körper und vermischte sich mit dem grünblauen Wasser der karibischen See.

1. KAPITEL
    Emily Price fühlte sich hundsmiserabel.
    Der Stadtbezirk Pine Hills war nicht die beste Gegend von Orlando, Florida. Im Polizeirevier dieses Stadtviertels tummelten sich so viele Schlägertypen, Drogenwracks, Verbrechensopfer und offensichtlich Geisteskranke wie nie zuvor im Leben der Einundzwanzigjährigen. Die uniformierten Cops begegneten diesen Elendsgestalten mit der gelangweilten Routine von Leuten, die nur ihren Job machen. Und auch Emilys Anwalt Dr. Brennan ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Der Glatzkopf mit den großen Tränensäcken saß neben Emily auf der harten Holzbank. Dr. Brennan schien sich um seine Mandantin keine großen Sorgen zu machen. Jedenfalls hatte er seine Aktentasche geöffnet und arbeitete einige Papiere durch.
    „Wann sind wir denn endlich an der Reihe?“, stieß Emily hervor. Sie war verängstigt und genervt zugleich.
    „Bleiben Sie bitte ruhig, Miss Price.“ Der Jurist schaute noch nicht einmal von seinen Akten auf. „Wenn Sie zu nervös sind, wird die Polizei das als ein Schuldeingeständnis werten. Ich würde Ihnen ja einen Kaffee besorgen. Allerdings fürchte ich, dass diese Brühe Sie noch nervöser macht, als Sie es ohnehin schon sind. Der Polizeikaffee ist nur etwas für alte Haudegen wie mich. Dieses Zeug zu trinken, das ist schon Strafe genug. Und vor einer Strafe wollen wir Sie ja schließlich bewahren, nicht wahr?“
    „Strafe? Aber ich habe doch gar nichts getan!“ Emily fand selbst, dass ihre Stimme total hysterisch klang.
    „Natürlich haben Sie das nicht“, stimmte Dr. Brennan ihr zu, schien das aber nicht wirklich zu glauben. Der Verteidiger begleitete Emily schließlich nicht aus Sympathie zum Verhör, sondern weil Emilys Mom ihn dafür bezahlte. Und es hörte sich nicht so an, als ob er seine Mandantin für unschuldig hielt. Emily war den Tränen nahe, obwohl sie normalerweise nicht so nahe am Wasser gebaut hatte. Aber wenn schon ihr eigener Anwalt sie für eine Mörderin hielt – wie sollte sie dann erst die Polizei von ihrer Unschuld überzeugen?
    Ein junger Typ mit Gang-Tattoos rastete plötzlich und unerwartet aus. Beinahe hätte auch Emily einen von seinen unkontrollierten Hieben abbekommen. Er schlug wild um sich, traf einen alten Obdachlosen am Kopf und wurde schließlich von zwei Cops mit einem Elektroschocker ruhiggestellt, bevor er in eine Arrestzelle geschleift wurde. Emily erkannte plötzlich, dass
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