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Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann

Titel: Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Autoren: Marc A. Herren
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Geschichte verarbeiten kann.«
    »Danke für Ihre Offenheit, Major«, sagte ich. »Wie ich Sie einschätze, werden Sie dieses Erlebnis aber schnell wegstecken können.« Mit einem ironischen Lächeln fügte ich hinzu: »Die Silberherren haben sich für ihre Flucht nicht gerade eine Paradieswelt ausgesucht. Ich fürchte, dass die wahren Schwierigkeiten noch auf uns warten. Vielleicht werden Sie sich schon in wenigen Stunden zurück in die Einsamkeit des Monolithen-Transportsystems wünschen.«
    Naileth Simmers erwiderte mein Lächeln. »Lieber nicht. Im Gegensatz zu Ihnen verfüge ich nicht über einen Extrasinn, mit dem ich in Gedanken eine Ewigkeit lang Schere-Stein-Papier spielen kann.«
    »Da irren Sie sich«, gab ich zurück. »Dazu müsste ich mit ihm zuerst stundenlang über die Sinnhaftigkeit von Schere-Stein-Papier diskutieren. Das funktioniert nicht.« Ich blinzelte ihr zu und erhob mich.
    Ich war froh, dass die Kommandantin und die anderen langsam wieder zu Kräften kamen. Die medizinische Notfallversorgung ihrer Anzüge lieferte kreislaufstabilisierende Medikamente, Vitamine und konzentrierte Nahrung, die sie über ein einfaches Schlauchsystem zu sich nehmen konnten.
    Mit den Rücken an die Wand des Monolithen gelehnt, saßen sie auf dem Boden. In ihren Gesichtern spiegelten sich die hinter ihnen liegenden Erlebnisse. Die unregelmäßig auftretenden Erdstöße ließen sie immer wieder zusammenzucken und instinktiv nach einem Halt suchen.
    Naileth Simmers, die Kommandantin der abgestürzten IMASO, machte von allen den besten Eindruck.
    Der 59-jährige Epsaler Ramit Claudrin wirkte verschlossen wie üblich. Aber auch ihm stand die Anstrengung deutlich ins Gesicht geschrieben. Seine Augen waren halb zusammengekniffen. Die braune, lederartige Haut spannte sich über Schläfen, Wangenknochen und Kinn. Das ansonsten eher schwammige Gesicht wirkte nun kantig und erinnerte an die holzgeschnitzten Masken, mit denen die Urvölker in Südamerika ihre Götter dargestellt hatten.
    Amelia Marcos zog die Beine an und legte den behelmten Kopf auf die Knie. Sie hatte mich um die Filmaufnahmen gebeten, die ich von den Zeichnungen der Verlorenen gemacht hatte. Es gab keinen Grund, ihr diesen Wunsch zu verweigern. So konnte sie sich ein wenig ablenken und uns womöglich mit hilfreichen Informationen über die Verlorenen versorgen, bevor wir aufbrechen mussten.
    Allzu lange konnten wir nicht mehr warten. Auch wenn sich unsere Körper in der kurzen Pause von den Anstrengungen ein wenig erholten, wirkte der tödliche Einfluss des Monolithen weiter auf uns ein. Wir mussten daher recht bald aufbrechen und genügend Distanz zwischen uns und den Monolithen bringen, wenn wir nicht an der Zellvertrocknung sterben wollten.
    Von Torben Santorins dunkelhäutigem Gesicht waren lediglich die halb geöffneten blauen Augen erkennbar. Der 71-jährige, auf den, wie ich wusste, in Terrania eine Frau und drei Kinder warteten, hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt. Sein Brustkorb hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen.
    Ich wandte mich Santjun zu, der neben einem der toten Silberherren kniete und mit seinem Vibratormesser dessen Schutzanzug geöffnet hatte.
    »Major Santjun, konnten Sie irgendwelche neuen Erkenntnisse gewinnen?«
    »Die beiden Silberherren waren keine Soldaten. Ich vermute, dass es sich um Wissenschaftler gehandelt hat.« Er zog zwei glänzende Geräte aus den Taschen des Mannes. »Hoch spezialisierte Geräte für Frequenzanalysen im Hyperbereich. Soviel erkenne ich an ihren Displays. Ohne eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung können sie nicht angewandt, geschweige denn verstanden werden.«
    Ich stieß mich von der Wand ab, an die ich mich gelehnt hatte. Dann legte ich den Kopf in den Nacken und blickte an dem Gebäude hoch.
    Der Name »Monolith« war im Grunde seiner Bedeutung falsch gewählt, da das Bauwerk aus Tausenden paralleler Stränge bestand, von dem jeder an die einhundert Meter stark war. Eckigen Orgelpfeifen ähnlich, waren sie in Kaskaden mit von innen nach außen abnehmender Länge gebündelt.
    Dass er auf die Bezeichnung »Monolith« gekommen war, hatte Santjun später damit erklärt, dass er den Eindruck gehabt habe, in der gewaltigen Konstruktion einen einzelnen, massiven Fremdkörper zu sehen. Von dem Gebilde ging eine geheimnisvoll-gefährliche Aura aus, die es aus der umgebenden Realität entrückte. In seiner Gesamtheit gesehen ein massiger Klotz, der fremd und unpassend erschien, ob er
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