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Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt

Titel: Atlan 12 - Monolith 02 - Todeszone Zartiryt
Autoren: Rüdiger Schäfer
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funkelnder Perlenteppich über die Schwärze des Weltraums verteilten. Es war ein majestätischer und zugleich furchteinflößender Anblick.
    Das rote Glühen der Akkretionsscheibe hatte an Intensität abgenommen. Ein erklecklicher Teil ihrer Masse war während der rätselhaften Geschehnisse in und um den Monolithen spurlos verschwunden. Die eigentliche Bedeutung der Ereignisse entzog sich nach wie vor Shinyans Verständnis, und vielleicht würde sie niemals begreifen, was in jenen schicksalhaften Stunden vorgefallen war. Eines jedoch wusste sie mit deprimierender Sicherheit: Die Folgen für sie und ihre Familie waren verheerend gewesen!
    Die KARTUUR war ein Wrack. Das Schiff lag wie ein riesiger, ausgeweideter Kadaver auf der felsigen Oberfläche des Planeten. Die Frauen und Männer der USO waren noch immer dabei, sein Inneres nach Toten zu durchsuchen. Von 161 Familienmitgliedern hatten 21 überlebt. Mehr als 50 wurden noch immer vermisst, doch die Chance, dass einer davon noch am Leben war, lag nahe bei Null.
    Das Gespenstische an der ganzen Sache war die Tatsache, dass so gut wie keine der Leichen sichtbare Spuren von Verletzungen aufwies. Geriok Atair, ein Ara-Mediziner und gleichzeitig der Leiter des Rettungsteams, sowie seine Mitarbeiter standen vor einem Rätsel. Zwar waren die entsprechenden Untersuchungen erst angelaufen, doch schon die ersten Resultate zeigten, dass man hier auf ein bislang völlig unbekanntes Phänomen gestoßen war.
    Onkel Rotter hatte die Rettungsarbeiten vom ersten Augenblick an überwacht, hatte jeden einzelnen Körper, den die Helfer aus dem in breiter Front aufgerissenen Rumpf der KARTUUR schleppten, identifiziert. Einmal hatte Shinyan sein Gesicht hinter der spiegelnden Helmscheibe erkennen können und gesehen, dass er weinte. Es war das erste Mal, dass sie ihren Onkel weinen sah, und sie fühlte sich wieder an jene Nacht erinnert, in der sie ihrem Vater die Wahrheit über das Verschwinden Sharkols erzählt hatte.
    Padpool ging es inzwischen besser. Geriok Atair hatte sich höchstpersönlich um ihn gekümmert. Nun lag der Prospektor in der MORROK und schlief seiner endgültigen Genesung entgegen. In gewisser Weise beneidete ihn Shinyan darum.
    Atlan selbst war nicht mehr aufgetaucht. Die Akonin hatte gehofft, den berühmten Arkoniden noch einmal wiederzusehen, um sich bei ihm zu bedanken, doch die IMASO, so der Name seines Raumschiffs, hatte das Zartiryt-System bereits mit unbekanntem Ziel verlassen. Ihre Enttäuschung darüber hielt sich in Grenzen, denn natürlich war der Lordadmiral ein vielbeschäftigter Mann. Wahrscheinlich hatte der Unsterbliche sie und Padpool längst vergessen.
    »Onkel …?«
    Sie hatte die hagere Gestalt fast erreicht.
    »Die anderen würden sich gerne zu einem Gebet zusammenfinden, Onkel«, sprach Shinyan weiter. »Und sie … sie möchten gern, dass du mit dabei bist.«
    Lange Sekunden hörte sie nur das typische leise Rauschen und Knacken im Funkempfänger ihres Raumanzugs. Als sie schon glaubte, ihr Onkel würde nicht mehr antworten, und sich umdrehen wollte, um zur MORROK zurückzugehen, reagierte der alte Akone doch noch.
    »Sag ihnen, dass ich in Kürze da sein werde, mein Kind.«
    »Gut, Onkel.«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie die raue und brüchige Stimme jenes Mannes vernahm, der ihr – nicht anders als einst ihr Vater – stets als Inbegriff der Stärke und Unnachgiebigkeit erschienen war. Wie oft hatte sie ihn als kleines Mädchen ob seiner scheinbar ungerechten Strenge verflucht, wie oft als junge Frau wegen seiner in ihren Augen falschen Entscheidungen kritisiert? In den meisten Fällen hatte er jedoch recht behalten, und die Familie hatte von seiner Erfahrung und seiner Sturheit profitiert.
    Was mochte jetzt wohl in ihm vorgehen? Wie viel Schuld an dem, was geschehen war, gab er sich selbst? Und welchen Teil der Schuld trugen sie und Padpool, die sich mit dem Einflug in die Ergosphäre eines Schwarzen Lochs wissentlich in ein unkalkulierbares Abenteuer gestürzt hatten? Ohne die zuvor aus der MORROK ausgeschleusten Nachrichtenboje wäre die KARTUUR niemals ins Zartiryt-System eingeflogen.
    Während der Gespräche mit Geriok Atair hatte Shinyan sogar noch mehr erfahren. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren es auch Padpool und sie gewesen, die die lemurische Transmitterfalle aktiviert hatten, in die die IMASO geraten und die ihr beinahe zum Verhängnis geworden war. Sie erinnerte sich noch gut an den Vorstoß in die Tiefen des
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