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Atevi 2 - Eroberer

Atevi 2 - Eroberer

Titel: Atevi 2 - Eroberer
Autoren: C.J. Cherryh
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werden, denn in jüngster Zeit hatte er ein ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis entwickelt und legte gesteigerten Wert darauf, über seine Umgebung genauestens Bescheid zu wissen.
    »Gibt es noch weitere Türen nach draußen?« fragte er. »Irgendwelche Tapetentüren und Geheimgänge?«
    »Alle Ausgänge führen ins Foyer«, sagte Banichi. »Und die sind streng gesichert.«
    »Es wurden zu Anfang dieses Jahrhunderts ausführliche Umbauarbeiten vorgenommen«, erklärte Saidin. »Die fallen allerdings kaum ins Auge, zumal ausschließlich authentisches Material verwendet wurde. Darum hat sich Lord Sarosi persönlich gekümmert und so zum Beispiel den alten Steinbruch ausfindig gemacht, aus dessen Steinen das Bu-javid ursprünglich aufgemauert worden ist. Auch die zur Zeit vorgenommenen Restaurationen, die Neubauten am Westportal etwa, schöpfen aus dieser Quelle.«
    Benommen, wie er war, gestaltete sich für Bren der Rest der Führung zunehmend strapaziös und verwirrend. Das Dienstpersonal, offenbar samt und sonders aus Frauen bestehend, huschte auf Anweisung der Chefin diskret umher, öffnete und schloß Türen, schaltete Lichter ein und aus, wischte imaginären Staub und ordnete die Fransen der Damastläufer am Boden. Neben Saidin neunundvierzig Bedienstete – die Anzahl war, wie Bren vermutete, gewiß nicht zu hoch bei all der Arbeit, die nötig war zur Pflege dieses historischen Familiensitzes.
    Alles schien nach mathematischem Kalkül eingerichtet zu sein, und ein geübtes Auge sah sofort, daß sogar Farbe und Zusammenstellung der zahlreichen, prächtigen Bouquets aus getrockneten Blumen wohl durchdacht waren.
    Die Zuschnitte und Proportionen zeugten in sämtlichen Details von ausgewogener Harmonie im Sinne günstiger Auspizien, und alles war ausgerichtet auf das kreisförmige Baji-Naji-Emblem in der Mitte des prächtig ausgestatteten Speisesaals: Glück und Zufall, die chaotischen Geschwister im Zentrum der nach strenger Zahlenregelung entworfenen Räumlichkeiten.
    Bren hatte den Eindruck, als geriete alles um diese Mitte ins Kreisen, und vom Schwindel gepackt drohte er die Besinnung zu verlieren. Ihn interessierte jetzt nur noch, schnellstmöglich ins Gästeschlafzimmer geführt zu werden, das Saidin dankeswerterweise als nächstes zu zeigen versprach.
    Mit anmutigen Schritten führte sie ihn in einen Raum von enormen Ausmaßen, mit silbernen Satinbezügen und einem vergoldeten Bettgestell, getragen von geschnitzten Wappentieren, ein Bett so groß, daß die halbe Belegschaft des Auswärtigen Amtes von Mospheira darin Platz gefunden hätte. Die Bettdecke, informierte Saidin, sei eine exakte Kopie jener Decke, unter der ein Familienmitglied, ein Lord aus dem neunundfünfzigsten Jahrhundert, sein vorzeitiges und vermutlich sehr blutiges Ende gefunden hatte.
    Von der Familie war das Schlafzimmer seither nicht mehr benutzt worden, aber man hatte die Proportionen der Einrichtung verändert und Zahlenverhältnisse hergestellt, die günstigere Einflüsse versprachen. Insbesondere die beiden neu hinzugekommenen Vitrinen aus Blauholz würden, so Saidin, mit ihren exakt bemessenen Dimensionen dafür garantieren, daß der Paidhi hier in Sicherheit untergebracht sei. Falls er es wünsche, wäre sie gern bereit, ihn über die Bedeutung der jeweiligen Maße aufzuklären.
    Es gab noch sechs weitere Schlafzimmer neben diesem, das nun dem Paidhi zur Verfügung stand; ein jedes hatte sein eigenes Bad, und natürlich waren alle bis hin zu den Fluren mitsamt dem Mobiliar in glücksverbürgender Weise aufeinander abgestimmt. Bren dachte nicht daran, das umsichtige Arrangement der Atigeini in Zweifel zu ziehen. Er hatte nur noch den Wunsch, sich hinzulegen und unter Beweis zu stellen, daß tatsächlich kein Fluch mehr auf diesem Bett lastete, doch die Majordomina bestand mit höflichem Nachdruck darauf, ihm nun auch das zu zeigen, was sie als den >zauberhaftesten Teil des Hauses< bezeichnete: die Privatgemächer der Lady Damiri. Lady Damiri habe, so Saidin, ihrem menschlichen Gast eine außergewöhnliche Gunst zuteil werden lassen und ihm ihre Bibliothek und privaten Wohnräume geöffnet. Bren glaubte Saidins Miene ablesen zu können, daß sie für diese Großzügigkeit ihrer Herrin nur wenig Verständnis hatte und fürchtete, die Anwesenheit eines Menschen könne diese Räume womöglich verunreinigen.
    Den Dienstboten dieser hohen Dame würde er bestimmt Unannehmlichkeiten bereiten, dachte Bren, und er wußte, wie wichtig es war,
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