Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atemlose Begierde

Atemlose Begierde

Titel: Atemlose Begierde
Autoren: Isabelle Sander
Vom Netzwerk:
aus dezentem Aftershave und seinem eigenen Körpergeruch. Er sah
mich an, sah mir in die Augen und küsste mich leicht auf den Mund. Noch immer
konnte er mein Herz höher schlagen lassen. Auf seinen nackten gebräunten
Schultern entdeckte ich all die vielen Sommersprossen, die mein Begehren ins
Endlose steigern konnten.
    »Willkommen in meinem neuen Heim.«
    Ich ahnte es, er war umgezogen. Er hatte sein altes apartes
Elternhaus in Bloomsbury mit diesem Penthouse aus Glas und Stahl getauscht.
    »Was ist mit deinem Haus geschehen?«, fragte ich irritiert.
    »Ich musste mich von einigen Dingen trennen. Ich hab es
verkauft.«
    Nichts war hier aus seiner Vergangenheit wiederzuerkennen, außer dem
Ohrensessel seines Vaters vor dem glänzenden Kamin und sein Eisbärenfell. In der
Küche, die frei im Raum stand, brutzelte es. Ich ging näher:
Portobello-Mushrooms in der Pfanne. Ich ging zur Fensterwand, die mir die Sicht
auf die Themse freigab. Ein spektakuläres Panorama tat sich auf. Der Blick aus
einem Luftschiff, das den Himmel durchkreuzte. Rundum vom Boden bis zur Decke
Fenster. Ich erkannte nun, dass der Liftschacht mit anschließendem Vorraum
leicht asymmetrisch im Zentrum des Apartments angelegt war. Der Rest des Raumes
war frei einsehbar. Seitlich hinter dieser Insel befand sich ein breiter
Treppenaufgang, der wohl in ein zweites Stockwerk führte.
    »Bist du neugierig?«
    »Ja, und verblüfft.«
    »Möchtest du eine kleine Führung, oder sollen wir erst essen und
dann?«
    »Erst essen, dann …«
    Ich setzte mich an die Bar. Er warf die Eier in die Pfanne. Tausende
Gedanken rasten durch meinen Kopf.
    Als würde er in meinem Inneren lesen, sagte er: »Es sind rein
äußerliche Veränderungen. Ich habe mir vorgenommen aufzuräumen. Es tut gut, wenn
man immer in derselben Stadt lebt, seine Perspektiven zu verändern.«
    »Hättest du dein Haus nicht auch vermieten können?«
    »Ich hab das Haus ohne Mobiliar verkauft. Alles ist in einem Lager
verstaut. Ich möchte die Familienschätze gerne weitergeben, wenn es an der Zeit
ist.«
    Kinder? Die vielen kleinen Ängste und Eifersüchte begannen in meinem
Kopf zu rotieren. Meine Blicke durchstreiften den wohl 200 Quadratmeter großen Raum. Nichts darin
deutete in irgendeiner Form auf Familie hin. Sogar die Spuren seiner alten
Familie schienen jetzt gelöscht. Das hier war eine eindeutige
Junggesellenspielwiese der gehobenen Klasse.
    Es sah mich ein Rick an, der wohl verändert war, aber ich erkannte
ihn ganz klar wieder.
    »Dir bekommt der Sommer sehr«, sagte er. »Bist du durchgehend
gebräunt, oder gibt es weiße Bikinistellen?«
    Dabei schleckte er von seinem Zeigefinger Reste der Sauce vom
Portobello-Mushroom, den er aus der Pfanne gehievt hatte. Es gefiel mir, wie
sich die kleine ausladende Spitze in der Mitte seiner Oberlippe sanft über die
Kuppe seines Fingers stülpte. Ich sah seinen Händen zu, wie sie mit eleganten
Küchenutensilien das Essen auf die Teller verteilten und servierten. Ich war
aufgeregt und gar nicht hungrig. Innerlich war ich wieder 17 , und er witterte das. Es war unser ewiges
Spiel. Er schenkte Kaffee in die Tassen, und sein Blick blieb dabei fast
unmerklich auf den oberen Knöpfen meines Kleides hängen. Rick war ohne Bart viel
schöner, nobler, fast zu schön. Man konnte nun auch den Anteil des Franzosen in
ihm ausmachen. Er bedeckte sein warmes Toastbrot hauchdünn mit Butter.
    »Wann eröffnet deine Ausstellung?«, fragte er.
    »Morgen Abend um sieben.«
    »Bin ich eingeladen?«
    »Ja, natürlich, es würde mich freuen, dich zu sehen.«
    »Ich komme kurz mit Rory vorbei, wenn das genehm ist. Wir sind
anschließend zum Essen bei seinen Eltern.«
    Rory zählte also nach wie vor zu seinen engsten Vertrauten. Rory, der
stadtbekannte Playboy aus bestem Elternhaus, der mich einst das Fürchten gelehrt
hatte, mit zu viel Detailwissen über unsere Beziehung. Er würde am Abend gewiss
durch seinen charmanten Auftritt glänzen. Ich war beruhigt, dass die beiden den
restlichen Abend bereits verplant hatten und sich so unsere Welten nicht weiter
überschneiden würden. Wir hatten es immer geschafft, es in Gesellschaft zu
keinen Peinlichkeiten kommen zu lassen. Unsere Verbindung blieb über die Jahre
nach außen fast gänzlich unsichtbar. Sein Handy piepte. Er sah auf das Display
und schaltete es ohne Reaktion ab.
    »Ich bin noch nicht ganz von meinem Urlaub zurück«, sagte er lachend.
»Sechs Wochen Karibik, wie soll man da je wieder nach London
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher