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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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Gegenzug übernahmen wir dann den Werkschutz für das gesamte Brinton-Imperium.
    In der Zeit, als die Verträge ausgehandelt wurden, schlief ich nachts nicht besonders ruhig. Brinton war berühmt dafür, daß er auch ganz gerne mal am Rande der Legalität operierte. Ich machte ihm unmißverständlich klar, daß wir ein hundertprozentig gesetzeskonformes Unternehmen zu betreiben gedächten. Daß unsere Ware ausschließlich Sicherheit für Industrie- und Handelsfirmen sei – also Werk- und Objektschutz – und keinesfalls die Kehrseite der Medaille, nämlich Industriespionage.
    Brinton rang sich ein Lächeln ab, erklärte, er achte meine Integrität, und selbstverständlich könne ich den Laden nach meinem Gutdünken führen.
    Daran hielt er sich auch, mischte sich nie ein, wenn auch seine fixen jungen Zauberlehrlinge hin und wieder einen Abstecher vom geraden Pfad der unternehmerischen Rechtschaffenheit vorschlugen. Ich verwies sie jedesmal an Brinton, woraufhin sie nichts mehr von sich hören ließen.
    Industriespionage ist eine Zivilisationskrankheit und damit der Syphilis verwandt: Wer selber damit zu tun hat, gesteht es nicht ein, aber niemand geniert sich, den Gebrauch von Verhütungsmitteln zuzugeben. Ich hatte von Anfang an den Verdacht, daß Brinton – wie wahrscheinlich alle Big-Busineß-Schlitzohren – bis über dieselben in der Industriespionage steckte. Ich nutzte die Möglichkeiten meines Unternehmens für ein paar Ermittlungen auf eigene Faust – und siehe da: es war so. Brinton setzte hin und wieder andere Firmen unserer Branche für Ausspähungen ein. Nun, mir konnte das egal sein, solange er mich nicht dafür einspannte. Aber früher oder später mußte er mir damit bei dem einen oder anderen Vertragskunden in die Quere kommen – und dann würde ich ihm mit dem Hammer auf die Finger klopfen, ob er nun Fünfundzwanzig-Prozent-Partner war oder nicht. Bis jetzt war aber noch nichts passiert.
    Ich war ein paar Minuten zu früh und traf Brinton allein in seinem Büro über der City an. Brintons Büro war kaum größer als ein Ballsaal; eine Wand bestand ganz aus Glas, so daß er den vollen Überblick über seine Jagdgründe hatte. Ein Schreibtisch war nirgends zu sehen – fürs Hinterm-Schreibtisch-Sitzen hatte er seine bezahlten Leute.
    Er schob sich schwerfällig aus dem Sessel hoch. »Freut mich, Sie zu sehen, Max. Schauen Sie mal, was ich hier habe!«
    Brinton hatte sich ein neues Spielzeug zugelegt. Ein offenes Feuer flackerte fröhlich in einem Kamin, und der hatte gerade die rechte Größe für einen ganzen Ochsen am Spieß. »Zentralheizung ist ja gut und schön«, sagte er, »aber es geht doch nichts über ein richtiges Naturfeuer, wenn man sich solch alte Knochen wie meine warm halten will. Ist einfach schön, was Lebendiges im Raum zu haben – das leistet Gesellschaft und gibt keine Widerworte.«
    Ich sah mir den Kamin an und den Haufen weicher 1a-Kohle. »Verstoßen Sie damit nicht gegen die Umweltschutzgesetze, Verbot von offenen Feuerstellen in der City-Zone und so weiter?« fragte ich.
    Brinton winkte ab. »Im Schornstein ist ein elektrostatischer Rauchverzehrer eingebaut. Kein Rauchwölkchen dringt nach außen.«
    Ich mußte lächeln. Was Brinton machte, tat er immer stilvoll. Das hier war wieder mal ein Beispiel für seine Denkweise. Feuer ohne Rauch gefällig? Kein Problem, es bedurfte nur einer Zigtausend-Pfund-Installation, und ihn kostete es wahrscheinlich überhaupt nichts. Ihm gehörte die Fabrik, wo die Dinger gebaut wurden, und sein Spielzeug ließ er in der Bilanz höchstwahrscheinlich unter der Rubrik Forschung und Entwicklung – Produkttest abbuchen.
    »Ein Drink?« fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Zum Feierabend.«
    Er drückte auf einen Knopf neben dem Kamin, und aus dem Nichts entfaltete sich eine gut bestückte Bar. Ein Gassenbuben-Grinsen überzog sein altes Knittergesicht. »Für Sie ist also eine Gesellschafterversammlung keine Arbeit?«
    »Eher ein Gesellschaftsspiel.«
    Er hielt die Talisker-Flasche über ein Glas, ließ eine gerechte Zumessung einfließen, füllte mit der gleichen Menge Malvernwasser auf und bediente mich. »Ich muß sagen, bis heute tut's mir noch um keinen Penny leid, den ich in Ihren Laden gesteckt habe.«
    »Das höre ich gern.« Ich nippte an meinem Whisky.
    »Kommen Sie dieses Jahr in die Gewinnzone?«
    Ich grinste ihn an. »Da müssen Sie schon Charlie fragen. Das ist der Zahlenjongleur und Bilanzfriseur.«
    Ich wußte bis auf
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