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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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den Penny genau, wie unsere Bücher standen, aber der alte Brinton mixte seine Geschäfte gern mit ein paar Späßchen.
    Er blickte hinter mich. »Da kommt er gerade. Nun werde ich hoffentlich erfahren, ob's für mich noch ein Zubrot zu meiner Altersrente gibt.«
    Charlie ließ sich auch einen Drink machen, und dann kamen wir zur Sache, wobei Charlie mit Worten wie Amortisierung, diskontierter Cash Flow, Brutto-Netto und dem ganzen Jargon aus den rückwärtigen Zeitungsseiten um sich warf. Charlie bekleidete, da wir unsere Fixkosten niedrig halten wollten, die Doppelfunktion des Geschäftsführers und Hauptbuchhalters, außerdem gehörte auch ihm eine Scheibe vom Firmenkuchen, wodurch er nicht nur ziemlich pingelig geworden war, sondern auch jeglichem Verwaltungsausbau, der keinen Gewinn versprach, ablehnend gegenüberstand.
    Allem Anschein nach lebten wir in einem guten Jahr, wir würden die hungrigen Wölfe vor der Tür mit Kaviar und Champagner abspeisen können. Wir besprachen Pläne für eine zukünftige Geschäftsausweitung sowie die Möglichkeiten für Filialen auf dem Kontinent im Rahmen der neuen EG-Gesetze, schließlich kamen wir zum Tagesordnungspunkt Sonstiges, und ich fing schon an, ans Heimgehen zu denken.
    Brinton hatte seine Hände auf dem Tisch liegen und studierte aufmerksam seine Leberflecken. »Allerdings«, sagte er, »sehe ich doch eine Wolke an Ihrem Himmel aufziehen, meine Herren. Es gibt Ärger mit Andrew McGovern.«
    Charlie zog die Brauen hoch: »Die Wensley-Gruppe?«
    »Genau«, sagte Brinton. »Sir Andrew McGovern, Vorsitzender der Wensley-Gruppe.«
    Der Wensley-Konzern stellte unter Brintons Beteiligungen einen happigen Batzen dar. In diesem Augenblick konnte ich mich nicht auf Anhieb erinnern, ob Brinton da über eine Sperrminorität verfügte oder nicht. Ich sagte: »Wo brennt's denn?«
    »Andrew McGovern ist der Ansicht, daß ihm das Sicherheitssystem zu teuer kommt. Und er sagt, er könnte es mit eigenen Mitteln billiger machen.«
    Ich lächelte säuerlich Charlie an. »Wenn er es billiger macht, ist es auch keinen Pfifferling wert. Bei diesem Geschäft gibt's nichts einzusparen. Da kommt man ohne Fachleute einfach nicht aus. Wenn er es mit Bordmitteln versucht, fällt er auf die Schnauze.«
    »Das weiß ich alles selber«, sagte Brinton und sah sich immer noch seine Hände an. »Aber ich stehe da unter einem gewissen Druck.«
    »Fünf Prozent von unserem Umsatz«, sagte Charlie. »Würde ich nur ungern in den Schornstein schreiben.«
    »Ich glaube nicht, daß Sie den Auftrag verlieren – auf die Dauer.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß Sie vor McGovern klein beigeben?« fragte Charlie.
    Brinton lächelte, aber es war nichts Humorvolles in seinem Gesicht. »Ich lasse ihn frei das Seil wählen, an dem er sich aufhängen will – aber eher, als er es sich vorstellt. Er kann die Verantwortung für seinen eigenen Schutz vom Ende des Monats an übernehmen.«
    »He!« sagte ich. »Das ist ja schon in zehn Tagen.«
    »Genau.« Brinton klopfte auf den Tisch. »Wir werden ja sehen, was er so kurzfristig auf die Beine stellt, und dann, nach einer kleinen Weile, werde ich mal am Seil ziehen und nachschauen, ob er seinen Hals schon in der Schlinge hat.«
    Ich sagte: »Wenn sein Werkschutz so gut bleiben soll, wie er jetzt ist, dann wird er sehr viel mehr zahlen müssen. Unsere Branche ist ein Gebiet für Fachleute. Und gute Fachleute sind in unserer Branche selten. Wenn er welche findet, wird er sie sehr teuer bezahlen müssen. Aber er findet keine. Mit diesem Problem habe ich ja selber schon wegen unserer Geschäftsausweitung zu tun, und ich weiß, wonach ich suchen muß. Er weiß das nicht. Unter all diesen Dingen wird seine Sicherheit also leiden. Sein Werkschutz wird Löcher aufweisen, die so groß sind, daß ein ganzes Bataillon Industriespione mühelos einmarschieren kann.«
    »Schon möglich«, sagte Brinton. »Mir ist bekannt, daß Sie von Zeit zu Zeit in Ihrem Unternehmen Sicherheitstests durchführen.«
    »Das ist unumgänglich«, sagte ich. »Wir stellen ständig im Rahmen von Manöversituationen unsere Sicherheitssysteme auf die Probe.«
    »Ich weiß.« Brinton grinste boshaft. »In drei Monaten lasse ich von einem Sicherheitsdienst – nicht dem Ihrigen – ein Planspiel gegen McGoverns Schutzvorkehrungen inszenieren. Dann wird sich herausstellen, ob er seinen Kopf zu weit rausgestreckt hat.«
    Charlie sagte: »Sie wollen ihn also nicht nur hängen, sondern auch köpfen?« Aber
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