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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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Direktor zuständig ist.«
    »Der auf ein paar Brettern durch die verschneite Schweizer Bergwelt schlittert.« Ich behielt Isaacson scharf im Auge. »Stewart wollte Billson schon einmal rausschmeißen, aber Sie waren dagegen. Warum?«
    »Ich nicht. Mr. Grayson war dagegen. Er entschied, Billson habe zu bleiben.«
    »Sicher haben Sie Mr. Grayson nach den Gründen gefragt.«
    »Sicher habe ich das.« Isaacson schüttelte den Kopf. »Mr. Grayson hat keinen Grund genannt.« Er schwieg. Dann sagte er: »Ich weiß wirklich nichts von Billson, Mr. Stafford. Nur, daß er – sagen wir – geschützt wurde.«
    Ich dachte darüber nach. Welchen Grund konnte Grayson haben, sich für Billson als eine Art Märchenfee aufzuspielen? »Als Stewart damals Billson entlassen wollte«, bohrte ich weiter, »wußten Sie da, daß Billson ›unter Schutz‹ stand?«
    »Aber ja doch.« Isaacson lächelte ein wenig traurig. »Ich wollte ihn selbst schon einmal rausschmeißen, vor zehn Jahren. Als nun Stewart kam und seinerseits eine Entlassung beantragte, sondierte ich noch einmal bei Mr. Grayson.« Er zuckte die Schultern. »Es hatte sich nichts geändert.«
    Ich sagte: »Wahrscheinlich ist es zweckmäßiger, die Angelegenheit auf höherer Ebene zu verhandeln. Zum Beispiel mit dem Vorsitzenden Ihres Aufsichtsrates.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte Isaacson kalt.
    Ich hielt es für angezeigt, auch meinerseits die Temperatur noch etwas zu senken. »Nur noch eins, Mr. Isaacson, wenn Mr. Hoyland Sie um Auskünfte ersucht, dann wollen Sie in Zukunft freundlichst die Güte haben, ihm nicht – ich wiederhole: nicht  – zu erklären, daß seine Anfragen keine Werkschutz-Angelegenheiten seien. Sie werden ihm jegliche Auskunft erteilen, so wie Sie mir Auskunft erteilt haben. Ich hoffe, das ist jetzt klar?«
    »Sehr klar.« Isaacsons Mund war auf einmal sehr schmal.
    »Nun gut. Sie verschaffen Mr. Hoyland von nun an Zugang zu allen Unterlagen über Billson, insbesondere zu seiner Personalakte. Ich gebe Mr. Hoyland diesbezüglich Bescheid.« Ich stand auf. »Guten Morgen, Mr. Isaacson.«
    Ich erteilte Hoyland meine Anweisungen, dann machte ich mich auf die Suche nach der Witwe Harrison. Das war eine gemütliche, mütterliche Seele, die durch Untervermietung ihre Rente zu strecken versuchte. Für sie war Billson ein netter Herr, der nie Unruhe ins Haus brachte, äußerst anständig, wie man es heute selten findet, weil ohne Weibergeschichten. Warum er verschwunden war, konnte sie sich auch nicht erklären, und ratlos war sie außerdem, da sie nicht wußte, was sie nun mit Billsons Zimmer anfangen sollte, denn da stand ja noch ein Teil seiner Sachen.
    »Schließlich bin ich auf die Miete angewiesen«, sagte sie, »mit der Rente kommt man ja nicht weit heutzutage.«
    Ich gab ihr eine Monatsmiete im voraus und belastete damit das ›Franklin-Technik‹-Konto; wenn mir Isaacson deshalb mit dummen Fragen käme, würde ich ihm schon das Maul zu stopfen wissen. Nein, Ungewöhnliches hatte sie an Billson nicht bemerkt. »Er war wie immer. Natürlich, manchmal konnte er sehr wütend sein, aber so war er nun mal, dann ließ ich ihn in Ruhe und kümmerte mich nicht weiter um ihn.«
    »Am Montag ist er nicht mehr zur Arbeit gegangen. Wann haben Sie ihn zum letztenmal gesehen, Mrs. Harrison?«
    »Montag abend noch. Ich hab' gedacht, er wär wie immer zur Arbeit gegangen. Kein Wort hat er gesagt, daß er nicht in der Firma war!«
    »War er irgendwie wütend?«
    »Ein bißchen schon. Er redete dauernd darüber, daß es keine Gerechtigkeit in der Welt gebe, nicht mal vorm Gesetz, und daß die Zeitungen so reich wären, daß sie sich teure Anwälte leisten könnten, bloß damit arme Leute wie wir keine Chancen kriegten.« Sie lachte. »So aufgeregt war er, daß er den Leimtopf umstieß! Aber so war er nun mal, Mr. Stafford!«
    »Was hat er denn mit dem Leimtopf gewollt?«
    »Ach, damit hat er doch immer so Sachen in sein Album geklebt. Dieses Album, wo er immer alles sammelte, was irgendwie mit seinem Vater zu tun hatte. Von seinem Vater hat er viel gehalten, obwohl er den gar nicht mehr gekannt haben kann. Überlegen Sie doch mal! Er muß noch ganz klein gewesen sein, als sein Vater ums Leben kam.«
    »Hat er Ihnen mal sein Album gezeigt?«
    »O ja! Fast als erstes. Gleich als er bei mir einzog, acht Jahre ist das nun schon her. Ich weiß es genau – ein Jahr, nachdem mein Seliger gestorben ist. Lauter Fotos aus Zeitungen und Illustrierten – und überall war
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