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Atemlos

Titel: Atemlos
Autoren: Bagley Desmond
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findet.«
    »Wird gemacht, Mr. Stafford«, sagte Hoyland erleichtert. Sich mit dem Topmanagement anzulegen, ist nicht jedermanns Sache.
    Ich legte den Hörer auf die Gabel und grinste Charlie an. »Verstehst du nun, was ich meine? Wie würdest du jetzt diese Kiste schaukeln?«
    »Die ›Franklin-Technik‹«, sagte er nachdenklich. »Rüstungsaufträge, nicht wahr?«
    »Ja, die bauen was für die Armee. Federungssysteme für Panzer. Kleinkram.«
    »Und was unternimmst du nun?«
    »Na, diesem Chefbuchhalter setze ich den Kopf zurecht! Ich laß doch meinen Objektleitern nicht von einem Geldsack vorschreiben, was Werkschutz-Sache ist und was nicht.«
    Charlie wippte seinen Stuhl auf zwei Beinen rückwärts und sah mich gespannt an.
    »Warum machst du das nicht persönlich – von Angesicht zu Angesicht? Du hast dich doch über zuviel Schreibtischkram beklagt – also spritz rüber nach Luton und mach ein bißchen Knochenarbeit. Bis zur Gesellschafterversammlung schaffst du das leicht. Mach mal die Bürotür hinter dir zu und schnapp frische Luft, Max, vielleicht wirst du dann dein saures Gesicht los.«
    »Sieht man es mir schon an?« fragte ich. Aber die Idee war verlockend. »Mach ich, Charlie, mach ich. Den Schreibtisch soll der Teufel holen.«
    Ich nahm das Telefon und wählte die Nummer von Joyce: »Rufen Sie Hoyland bei der ›Franklin-Technik‹ an und sagen Sie ihm, daß ich selbst nach Luton komme, und er soll sich zur Verfügung halten.« Ich unterbrach ihr Protestgeheul. »Ja, ja, der Zustand meines Schreibtisches ist mir bekannt. Morgen erledige ich alles.«
    Als ich den Hörer auflegte, sagte Charlie: »Na, so wichtig ist es nun auch wieder nicht.«
    »Vielleicht nicht, der Kerl macht entweder einen Zug durch die Gemeinde, oder er hat sich vom Bus überfahren lassen, oder so was Ähnliches. Nein, weißt du, Charlie, ich seh das als einen Tag Urlaub auf Firmenkosten an.«

2. Kapitel
    Eigentlich hätte mir Hoylands Name nicht fremd sein dürfen, sein eckiges Gesicht war mir jedenfalls gleich wieder vertraut. Hoyland war ein zuverlässiger Typ, ehemaliger Polizist, wie viele unserer Werkschutz-Männer. Es überraschte ihn, daß ich höchstselbst kam, allzuoft ließen die Chefs der Stafford-Sicherheits-Beratungs-GmbH sich ja nicht an der Front sehen. Und nervös war er wohl auch, ganz geheuer schien ihm der Chefbesuch nicht.
    »Kein Grund zur Aufregung«, versicherte ich ihm. »Bin nur froh, mal vom Schreibtisch wegzukommen. Aber nun berichten Sie mal über diesen Billson.«
    Hoyland rieb sich das Kinn. »Viel weiß ich auch nicht von ihm. Ich arbeite erst seit drei Monaten hier. Als Ersatzmann für Laird, der in Pension gegangen ist, wissen Sie.«
    Ich wußte es nicht. Es gab überhaupt verdammt viel in meinem Unternehmen, was ich nicht wußte. Der Laden war einfach zu groß und unpersönlich geworden. »Ja, natürlich«, sagte ich. »Ist mir bekannt.«
    »Ich habe die Akten von Laird übernommen und seine Sicherheitsrisiko-Beurteilung überprüft. Billson rangiert in der ›grünen‹ Kategorie, so sicher wie Gold. Allerunterste Risikostufe.«
    »Aber Sie haben doch alles seit seinem Verschwinden nachgecheckt?«
    Hoyland nickte. »Vierundvierzig Jahre alt, seit fünfzehn Jahren in der Firma. Untermieter bei einer Frau Harrison, die Witwe ist. Und als Mann so attraktiv wie ein kastriertes Kaninchen.«
    »Irgendeine Beziehung zwischen ihm und dieser Frau Harrison?«
    Hoyland grinste. »Die ist siebzig.«
    Was nichts bedeuten mußte. Ninon de l'Enclos war auch mit achtzig noch eine Hure.
    »Was ist mit Freundinnen?«
    »Fehlanzeige. Nach allem, was ich gehört habe, war er nicht der Typ, auf den die Mädchen stehen.«
    »Und Freunde?«
    »Auch nicht. Nicht einmal dafür war er der Typ.«
    »Scheint wohl überhaupt kein Typ gewesen zu sein«, sagte ich spöttisch.
    »War er auch nicht«, meinte Hoyland. »So unscheinbar, daß man sich fragt, ob er überhaupt existiert hat.«
    »Der Originaltyp des großen Unsichtbaren«, kommentierte ich. »Haargenau der Maulwurftyp, der sich jahrelang im Untergrund hält, bevor er plötzlich zuschlägt. Guilleaume in Bonn war so ein Maulwurf.«
    »Aber fünfzehn Jahre?« gab Hoyland zu bedenken. »Außerdem, Billson hat alles ordnungsgemäß hinterlassen.«
    »Soweit wir wissen«, warnte ich. »Sind die Jungs von der Spionageabwehr informiert?«
    »Die Abwehr hat schon rumgestochert, und mit demselben Ergebnis.«
    »Tja«, sagte ich, »dann liegt unser Billson wohl irgendwo in
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