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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Autoren: Jens Schumacher
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Erste, was ich sah, als ich wieder etwas erkennen konnte. Wie in Zeitlupe sank er aus der Höhe herab, legte sich über Kisten, Gerümpel, Holzverschläge, das Rechenschieberpentakel …
    Taumelnd kam ich auf die Füße. Ich wedelte das wattige Weiß vor meinen Augen beiseite und staunte nicht schlecht: In dem Stern aus Rechenschiebern befanden sich nicht länger drei Personen – sondern nur noch eine. Und die lag stöhnend auf dem Gesicht.
    Mr Palmentari!
    Mit einem raschen Seitenblick vergewisserte ich mich, dass Zara wohlauf war. Ihre blonde Haarmähne sah zwar aus, als wäre sie mit einem Dutzend Dosen Haarspray waagerecht nach hinten betoniert worden, ansonsten schien ihr zum Glück nichts zu fehlen.
    Ich eilte zu Mr Palmentari und half ihm auf. Sein Gesicht war mit grauem Staub gepudert, aus dem linken Nasenloch sickerte ein dünnes Blutrinnsal.
    »Mr Palmentari?«, sagte ich vorsichtig. »Sind Sie okay?«
    Einerseits hoffte ich, dass ihm nichts passiert war. Andererseits stellte ich mich vorsichtshalber darauf ein, das Weite zu suchen, falls er seinen teuflischen Amoklauf fortsetzen wollte.
    Palmentaris Lider flatterten. Die Augen darunter funkelten nicht länger in animalischem Zorn. Stattdessen spiegelten sie Verwirrung und blankes Unverständnis wider.
    »B-Bob?«, krächzte er. »Bob Zarkoff?«
    Ich nickte.
    »Was ist geschehen? Wo bin ich?«
    »Im Keller der Schule. Sie, äh … sind gestürzt.«
    Ich blieb auf der Hut. Möglicherweise war dies bloß ein Trick des Höllenministers, um mich in Sicherheit zu wiegen.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Grauenhaft.« Palmentari setzte sich auf, klopfte Staub von seinem Pullunder und brachte sein wirres Haar in Ordnung. Allmählich sah er wieder so aus wie der Mr Palmentari, den ich kannte.
    »Wie komme ich hierher? Ich erinnere mich an nichts! Welchen Wochentag haben wir? Und welchen Monat?« Er klang so hilflos, dass ich beinahe lachen musste.
    »Ihre Nase blutet«, sagte ich und reichte ihm ein Taschentuch.
    Eine letzte Prüfung noch, damit ich sicher sein konnte!
    »Sagen Sie, Mr Palmentari: diese Aufgabe aus dem letzten Test … Sie wissen schon, die Berechnung des Pentagramms. Ich fürchte, die hab ich vergeigt. Können Sie mir vielleicht sagen, wie die beiden Formeln korrekt angewendet werden müssen, um den Flächeninhalt zu ermitteln? Die Seitenlänge des inneren Fünfecks betrug, wenn mich nicht alles täuscht, fünf Zentimeter.«
    »Test? Flächeninhalt? Formeln?
Pentagramm?
« Verständnislos tupfte sich Palmentari das Blut von der Nase. »Ich habe nicht den leisesten Schimmer, wovon du da sprichst, Junge. Und woher soll ich aus dem Kopf wissen, wie die passende Formel lautet? Bei
wem
willst du diesen Test geschrieben haben? Ich bitte dich – das ist doch Jahrzehnte von eurem gegenwärtigen Lernstoff entfernt!«
    Ein zufriedenes Lächeln zog über mein Gesicht.
Das
war der Mr Palmentari, den ich kannte: hilfsbereit, interessiert, zugleich immer ein bisschen verpeilt.
    Palmentari kratzte sich am Kopf und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Du liebe Güte! Warum sagt mir denn keiner, dass ich längst im Unterricht sein müsste?« Das Taschentuch segelte zu Boden, und Palmentari eilte durch denselben Tunnel davon, durch den er wenige Minuten zuvor gekommen war.
    Zara trat neben mich. »Das war’s dann wohl.« Sie deutete auf den Stern aus Rechenschiebern. »Sie sind fort?«
    Ich nickte. »Das Pentakel hat funktioniert. Es hat Belchior und Asmoduin zurück nach Hel geschleudert.« Grinsend fügte ich hinzu: »Ich fürchte, Faust wird heute nach der Schule vergeblich auf seinen neuen Kumpel warten.«
    Zara dagegen machte ein besorgtes Gesicht. »Belchior wird dem armen Asi zu Hause doch hoffentlich nichts mehr antun können, oder?«
    »Keine Sorge. Im Kreis seiner Verwandtschaft droht Asmoduin keine Gefahr mehr. Belchior dagegen dürfte ordentlich eins auf den Deckel kriegen für seinen unerlaubten Ausflug in die Oberwelt. Hoffentlich bekommt er zweihundert Jahre Stubenarrest oder so was.« Die Vorstellung gefiel mir.
    »Und Palmentari?« Mit gerunzelter Stirn starrte Zara in den Durchgang, durch welchen der Mathelehrer verschwunden war. »Wieso ist er plötzlich wieder …«
    »… normal? Anscheinend vermag das Pentakel nicht nur körperlich anwesende Teufel zurück nach Hel zu schicken, sondern auch solche, die nur geistig zugegen sind – zum Beispiel im Kopf eines besessenen Lehrers.« Ich bückte mich und hob einen der Rechenschieber auf. »Wir
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