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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Autoren: Jens Schumacher
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in dem neuen Gang flackerten auf eine Art und Weise, als wollten sie jeden Moment ihr Leben aushauchen. Spinnweben hingen wie Schleier von der Decke, bauschten sich gespenstisch in einem unmerklichen Luftzug.
    Sosehr ich altmodische Gruselfilme mochte – jetzt stellte ich fest, dass es bedeutend angenehmer war, sich derartige Szenen im heimischen Fernsehsessel anzuschauen, als höchstpersönlich in so einer Kulisse herumzulatschen.
    Bereits nach wenigen Metern tauchten erneut Abzweigungen in den Tunnelwänden auf, diesmal ohne Gitter. Hinter den Durchgängen schlossen sich weitere von Spinnweben verhangene Tunnelabschnitte an.
    »Cholera und Masern! Das reinste Labyrinth!« Asmoduin runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass sie deine Schule nicht zufällig auf den Ruinen einer riesigen, uralten Begräbnisstätte errichtet haben?«
    »Halt die Klappe!«, versuchte ich meine eigene Unsicherheit zu überspielen. »Was nun? Belchior könnte jeden dieser Gänge genommen haben.«
    Asmoduin zuckte mit den Schultern. »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.« Bevor ich es verhindern konnte, hob er die Hände vor den Mund und brüllte: » ZAAARAAAAAA ? BIST DU HIER IRGENDWOOOOO ? ZAAARAAAAAA !«
    Mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. Dann begann er, mit dreifacher Geschwindigkeit wieder loszuhämmern.
    »Spinnst du?«, zischte ich. Wenn ich eins aus Gruselfilmen gelernt hatte, war es, dass Hauptfiguren, die dumm genug waren, im Dunkeln laute Geräusche zu verursachen, selten lange überlebten.
    Doch überraschenderweise tauchte kein gigantisches Monster aus der Finsternis auf und biss mir mit einem einzigen Happs den Kopf ab. Stattdessen hörte ich ein leises Rascheln und Trippeln aus einem der Seitenstollen, möglicherweise Ratten, die vor dem Lärm Reißaus nahmen. Und dann …
    »…llo?«
    Ein einzelnes Wort, fast unhörbar leise – aus dem vor uns liegenden Tunnel.
    »… da jemand?«
    Es war Zaras Stimme!
    Ich ignorierte Asmoduins zufriedenes Grinsen und eilte los. Im Laufschritt passierten wir ein halbes Dutzend Abzweigungen, die wir jedoch alle unbeachtet links liegen ließen.
    Vor uns wurde das Rufen lauter.
    »Hallo? Hört mich jemand? Ich bin hier!«
    »Zara?«, stieß ich zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor. »Halt aus, wir kommen!«
    Sekunden später stolperten wir in einen riesigen Raum hinein. Nach dem Dämmerlicht in den Gängen kam er mir strahlend hell vor, obwohl lediglich eine Handvoll alter Neonröhren an der Decke glommen.
    Schwer atmend sah ich mich um. Wie schon das Tunnelsystem war auch dieser Raum aus roten Backsteinen gemauert. Die Wände waren mit einer weißlichen Salpeterschicht überkrustet und verjüngten sich hoch über unseren Köpfen zu einer kuppelförmigen Decke. Ein Geruch nach Schimmel und Feuchtigkeit lag in der Luft, von irgendwoher war das Tröpfeln von Wasser zu vernehmen.
    Das Lager, oder was dieser Ort einst gewesen war, bestand aus zwei Bereichen. Links reihten sich deckenhohe Regale aneinander, vollgestopft mit Kisten, Truhen und Kartons. Manche davon waren geborsten oder aufgeplatzt, Bücher, Hefte und Schautafeln waren herausgequollen und häuften sich als schimmlige Masse auf dem Boden. Neben zahlreichen weiteren Kisten und Kästen standen dort mehrere unförmige Gegenstände, die mit schmutzigen Leinentüchern verhängt waren. Unter einem vermutete ich eine große Weltkugel, unter anderen eine Reihe ausgestopfter Tiere. Kein Zweifel: Wir hatten ein Magazin für aussortierte Lehrmaterialien entdeckt.
    Die rechte Hälfte des Raumes war mithilfe hölzerner Gitterwände in mehrere Verschläge aufgeteilt worden. Im ersten stapelten sich altmodische Fahrräder, der nächste enthielt museumsreife Pulte und Stühle, zu platzsparenden Türmen übereinandergeschichtet.
    »Bob? Bist du das?«
    Zaras Stimme, aus einem der hinteren Verschläge! Kein Wunder, dass ich sie hier, etliche Meter tief unter der Erde, nicht auf dem Handy hatte erreichen können.
    Seite an Seite mit Asmoduin hetzte ich an den Lattentüren vorbei. Schon von Weitem sah ich, dass jemand eine altes Pult vor das letzte Abteil gezerrt und so dagegengelehnt hatte, dass sich die Tür von innen nicht mehr öffnen ließ. Zwischen den Holzlatten waren huschende Bewegungen zu erkennen.
    Ich holte gerade Luft, um Zaras Namen zu rufen, da rammte mir Asmoduin einen Ellenbogen in die Seite. Als ich mich empört zu ihm umwandte, legte er warnend einen Zeigefinger vor die Lippen.
    Ich erstarrte. Wenige
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