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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Autoren: Jens Schumacher
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dessen Kauf ich Mom vergangene Woche im Supermarkt gezwungen hatte, stand mitten auf dem Küchentisch. Es war leer. Genau genommen war es sogar mehr als bloß leer: säuberlich ausgekratzt, mit einem langen Eislöffel, der daneben auf dem Tisch lag. Die Oberfläche des bauchigen Glases war übersät mit braunen, fettigen Fingerspuren.
    Was war hier los? Mom aß keine Nussnugatcreme, sie mochte generell nichts Süßes. Und außer Zara, die aus Rücksicht auf ihre Figur niemals löffelweise Kalorien in sich reinschaufeln würde, war niemand in der Wohnung gewesen.
    Unwillkürlich fühlte ich mich an gewisse Erlebnisse erinnert, die sich vor ziemlich genau sechs Wochen zugetragen hatten. Damals hatte ich, ohne es zu ahnen, durch das Lösen der Gleichung auf der hölzernen Dämonenmaske einem fremdartigen Wesen Zugang zu unserer Welt gewährt. Genauer: Zugang zu
meiner
Welt.
    Zunächst hatte ich gar nichts davon gemerkt. Doch schon bald verschwanden mit unschöner Regelmäßigkeit Schokoriegel aus meinem Vorrat. Kleinere und größere Katastrophen verfolgten mich, wohin ich auch ging. Schließlich suchte ich Rat bei einem Bekannten meiner Großmutter, einem Fachmann für Geisterbeschwörung und Dämonenkunde. Sektorian Sekundus überließ mir daraufhin ein zauberkräftiges Heptagramm, mit dem ich das Was-auch-immer-es-war angeblich bannen und loswerden konnte.
    Das Was-auch-immer-es-war entpuppte sich als knallroter, kugelbäuchiger Winzling mit gepfeiltem Schwanz und zwei verräterischen Knubbeln auf der Stirn. Asmoduin, wie er sich nannte, war laut eigener Aussage ein Urururgroßenkel von Shaitan III ., dem Herrscher der Unterwelt. Und er kam auf direktem Weg aus der Hölle!
    Klingt komisch? War es aber nicht. Jedenfalls nicht für mich.
    Denn in den folgenden Tagen hing der Jungteufel an mir wie eine Klette – eine unangenehme Begleiterscheinung des Zaubers, mit dem ich ihn gebannt hatte. Es kostete mich einen Großteil meiner Nerven, zahllose Schokoriegel und schlussendlich beinahe das Leben, den nervtötenden kleinen Kerl wieder loszuwerden.
    Als ich nun das leer geputzte Glas Nugatcreme vor mir sah, kehrten die Erinnerungen an diese verrückten Ereignisse schlagartig zurück. Ich musste an die Unmengen von Lebensmitteln denken, die Asmoduin während seines Aufenthaltes verschlungen hatte, an seine daraus erwachsenden stundenlangen Sitzungen auf dem Klo, an seine nächtlichen Badeorgien in brühheißem Wasser …
    Ich schüttelte heftig den Kopf. Asmoduin
konnte
nichts mit dieser Sache zu tun haben! Ich hatte in den zurückliegenden Tagen keinerlei mysteriöse Masken erworben, geschweige denn irgendwelche vertrackten Formeln ausgeknobelt.
    Folglich blieb nur eine Erklärung übrig: Ich war während meiner Spiderman-Lektüre eingenickt und in die Küche geschlafwandelt, wo ich selbst die Schokocreme vertilgt hatte.
    Erstaunlich, wozu der Mensch fähig ist
, dachte ich, während ich den Löffel abspülte und das leere Glas ganz unten im Altglassack verschwinden ließ. Mom würde nicht begeistert sein, dass ich schon wieder alles aufgefuttert hatte. Und auf einen ihrer Wutausbrüche konnte ich nach einem Vormittag wie dem heutigen gut verzichten.
    Nachdem ich in den Küchenschränken vergeblich nach etwas Zuckerhaltigem gesucht hatte (erstaunlicherweise fühlte ich mich von der im Schlaf verzehrten Nussnugatcreme kein bisschen gesättigt), kehrte ich in mein Zimmer zurück, um mich noch ein wenig an der Seite von Spiderman durch die Häuserschluchten New Yorks zu schwingen.
    Drei Minuten später schlief ich tief und fest.
    Als ich erwachte, hatte ich zunächst Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden. Draußen hatte es zu dämmern begonnen, das Zimmer lag in diesiges Halbdunkel getaucht. Gähnend setzte ich mich auf und versuchte, einigermaßen klar im Kopf zu werden.
    Laut meinem Radiowecker ging es auf acht Uhr zu. Dass Mom mich nicht zum Abendessen geweckt hatte, ließ vermuten, dass sie auf der Arbeit mal wieder für eine Kollegin eingesprungen war und die Spätschicht im Pflegeheim übernommen hatte.
    Komisch nur, dass ich schon wieder eingepennt war, wo ich doch gerade erst im Tiefschlaf einen Monatsvorrat Nussnugat weggeputzt hatte …
    Ein unangenehmer Verdacht befiel mich. Was, wenn meine Rekonstruktion falsch gewesen war? Wenn die verschwundenen Schokoriegel gar nicht auf Moms Konto gingen? Und das leere Glas nicht auf meins?
    Nervös tastete ich nach dem Schalter der Nachttischlampe – und zuckte mit einem
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