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Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)

Titel: Asmoduin: Die Nervensäge kehrt zurück (German Edition)
Autoren: Jens Schumacher
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unter der Erdoberfläche. Dort, mitten im Erdkern, wo Temperaturen von bis zu fünftausend Grad herrschten, existierte seit Jahrtausenden eine hoch entwickelte Zivilisation teuflischer Kreaturen. Genau wie die biblischen Schriften berichteten (und verschiedene Comics, die ich mein eigen nannte), waren sie auf die Bewohner der Erdoberfläche ziemlich schlecht zu sprechen. Deshalb arbeiteten sie in hoch modernen Laboratorien an immer neuen Krankheiten, Waffensystemen und anderen schrecklichen Dingen, die uns das Leben schwer machen, es im Idealfall sogar beenden sollten. Um sich und ihre teuflischen Errungenschaften an die Oberfläche zu bringen, bedienten sich Asmoduins Leute einer ziemlich umständlichen Methode, bei der sie in einem unbelebten Objekt »gespeichert« und zur Oberwelt hinaufteleportiert wurden. Doch wie es aussah, war diese Technik seit Asmoduins letztem Besuch beträchtlich weiterentwickelt worden.
    »Du bist diesmal ohne Dämonenmaske gekommen?«, folgerte ich.
    Asmoduin riss Augen und Mund auf und zielte mit beiden Zeigefingern auf mein Gesicht – eine Geste, die fraglos von einem der Quizshow-Moderatoren stammte, deren Sendungen er sich damals mit Begeisterung angeschaut hatte. »Bingo!«, brüllte er. »Keine Maske! Nur ein kurzes
Brzzzzzzl,
und hier bin ich. Faszinierend, was?«
    »Äh, ja. Faszinierend. Und seit wann bist du …?«
    »Nach eurer Zeit bin ich am frühen Nachmittag hier eingetroffen.«
    »Nach unserer Zeit?«
    Der kleine Teufel deutete mit der Spitze seines Schweifs nach unten, Richtung Fußboden. »In Hel ticken die Uhren anders als bei euch, du Komiker. Wir haben schließlich keine Sonne! Unsere Nacht hat vierundzwanzig Stunden. So einen Quatsch wie Morgen, Mittag oder Abend gibt’s bei uns nicht.«
    »Verstehe.« Nach und nach begann sich mein Verstand mit der Tatsache abzufinden, dass die höllische Nervensäge tatsächlich ein weiteres Mal in mein Leben hineingeplatzt war. »Also hast
du
meine Erdnussschokoriegel verputzt?«
    »Die braunen Köstlichkeitsquader? Natürlich.«
    »Und das Riesenglas Nussnugatcreme?«
    »Nusnu…? Ach, du meinst die herrliche Pampe, die ich ›Ode an den Genuss‹ getauft habe?« Er nickte selbstgefällig. »Selber schuld, Schwabbel. Warum lasst ihr eure Delikatessen auch offen rumstehen?«
    »Die Riegel waren unter meinem Bett versteckt«, stellte ich klar. »Und das Vorratsglas stand ganz oben im Schrank, hinter einer sorgfältig verschlossenen Tür.«
    »Haarspalterei.« Asmoduin zuckte mit den Schultern und bedachte erst das Zimmer, dann mich mit einem kritischen Blick. »Abgesehen davon: Was ist das eigentlich für eine Art, mich zu begrüßen?« Er blitzte mich mit seinen schwarzen Knopfaugen an. »Freust du dich etwa nicht, mich wiederzusehen?«
    »Äh … doch, klar. Schön, dich zu sehen«, log ich.
    Der kleine Teufel klatschte in die Hände. »Siehst du, es geht doch! Ich freue mich übrigens auch, mich zu sehen. Mich
hier
zu sehen, meine ich. In eurer hellen, schokoladenreichen, fernsehversorgten, wenngleich insgesamt etwas zu kühlen Oberwelt.« Er grinste breit. »Zur Sache, Schwabbel: Wo sind die Riegel?«
    »Die Riegel?«
    Asmoduin verzog theatralisch das Gesicht. »Willst du den großen Asmoduin, Abkömmling des edlen Stammes der Baal, Urururgroßenkel Shaitans III ., des fürchterlichen und allmächtigen Herrschers der Unterwelt, etwa ohne ein standesgemäßes Gastgeschenk in deiner Welt willkommen heißen? Ein
aus Schokolade bestehendes
Gastgeschenk?«
    Um genau zu sein, hatte ich nicht vorgehabt, an diesem Abend überhaupt noch irgendjemanden willkommen zu heißen. Schon gar keinen Besucher, der von einem Ort sechstausend Kilometer unterhalb des Fußbodens kam. Aber das behielt ich wohlweislich für mich.
    »Ich fürchte, es ist nichts mehr da, was auch nur ansatzweise aus Schokolade besteht«, gestand ich. »Du hast alles aufgegessen.«
    Asmoduin legte die knallrote Stirn in Falten, als müsste er darüber nachdenken, ob diese Aussage der Wahrheit entsprechen konnte. Schließlich nickte er. »Kein Problem. Bis morgen werde ich gerade noch so durchhalten. Dann besorgen wir Nachschub.«
    »Morgen?«
Mein Magen verknotete sich, bis er sich anfühlte wie ein wassergetränktes, zwanzig Pfund schweres Bettlaken.
    »Morgen«, bestätigte er. »Oder sollte mir entgangen sein, dass deine Welt als Folge irgendeiner oberirdischen Prophezeiung ausgerechnet heute Nacht von einem Meteoriten getroffen und mit einem Schlag ausgelöscht
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